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Die Kirche sollte sich mit einem moralischen Urteil über Lebenswirklichkeiten der Menschen zurückhalten. Dazu hat Weihbischof Wilfried Theising beim 7. Löninger Sozialforum aufgerufen. Als Beispiele nannte der stellvertretende Vorsitzende der Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz gleichgeschlechtliche Partnerschaften, wiederverheiratete Geschiedene und unverheiratet zusammenlebende Paare.
„Wir haben diese Lebensformen nicht gleich moralisch zu bewerten“, forderte der Offizial für den niedersächsischen Teil des Bistums Münster in einem Vortrag über das Papstschreiben „Amoris Laetitia“. Stattdessen rufe Franziskus dazu auf, eine neue Perspektive einzunehmen.
Weihbischof Theising: Helfen statt Urteilen
Seelsorge dürfe nicht länger nur von der kirchlichen Lehre ausgehen, sondern müsse auch von einzelnen Menschen und ihrem konkreten Leben ausgehen. Zu diesem Leben gehörten eben auch Brüche. Nicht alle Menschen könnten in allen Punkten so leben, wie es im Katechismus steht. Theising: „Wollen wir etwa über all diese den Stab brechen?“
„Unser Glaube ist nicht in erster Linie Moral“, so Theising weiter. Durch eine Konzentration auf den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit richte sich der Blick schnell zu sehr auf die Defizite. „Dadurch setzen wir uns in eine Sackgasse“, so Theising weiter. „Davon will uns der Papst wegholen.“ Stattdessen komme es darauf an, sich an die Seite der Angeschlagenen zu stellen und ihnen beizustehen. „Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, der alles nur noch schlimmer macht und nicht hilft.“