Franziskus: Gott steigt herab, und wir wollen auf das Podest klettern

Weihnachtsansprache: Papst wünscht sich Dialogbereitschaft

  • Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsansprache zu Dialogbereitschaft aufgerufen.
  • Danach spendete Franziskus den traditionellen Segen „Urbi et orbi“.
  • In der Heiligen Nacht predigte er von der „Gnade der Kleinheit“.

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Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsansprache zu Dialogbereitschaft aufgerufen. Die Pandemie stelle die Fähigkeit zu sozialen Beziehungen auf eine harte Probe. „Es gibt eine wachsende Tendenz dazu, sich zu verschließen, alles allein machen zu wollen“, sagte der Papst. Das gelte auch auf internationaler Ebene.

Nur Dialog führe zu Konfliktlösungen und dauerhaften Vorteilen für alle. In seiner Ansprache erinnerte er auch an vergessene Konflikte in der Welt. Anschließend spendete Franziskus den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ – der Stadt Rom und dem Erdkreis.

„Vergessene Tragödien“

Es gebe immer noch viele scheinbar endlose Konflikte und Widersprüche: „Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass unermessliche Tragödien schweigend übergangen werden; wir riskieren, den Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung vieler unserer Brüder und Schwestern nicht zu hören.“ Zugleich besteht laut Papst die Gefahr, in den komplexen Krisen Abkürzungen zu wählen statt der längeren Wege des Dialogs.

Franziskus hob die Menschen in Syrien und im Irak hervor. Er verwies auf die „von allen vergessene Tragödie“ im Jemen. Auch an die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern erinnerte er. Er bat um Trost für das afghanische Volk und Hilfe für die Menschen in Myanmar.

Zuspruch für Frauen, Kinder und Senioren

Der Papst erinnerte an die Lage der Geflüchteten – und der Frauen. Letztere würden in der Pandemie verstärkt Opfer von Gewalt. „Gib den Kindern und Jugendlichen Hoffnung, die Mobbing und Missbrauch erleiden. Spende den älteren Menschen Trost und Zuneigung“, so Franziskus.

Er schloss die Ansprache mit der Erinnerung an das „gemeinsame Haus“ und den nötigen Schutz für Klima und Umwelt. Die Hoffnung sei stärker als die Schwierigkeiten dieser Zeit.

„Gott in der Kleinheit erkennen“

In der Heiligen Nacht hatte Franziskus gepredigt, es sei die Herausforderung von Weihnachten, Gott in der Kleinheit zu erkennen: „Gott steigt herab, und wir wollen auf das Podest klettern. Jesus wurde geboren, um zu dienen, und wir verbringen unsere Jahre damit, dem Erfolg nachzujagen.“

Die „Gnade der Kleinheit“ bedeute, Gott in den einfachen Gesten des Alltags zu erkennen und anzunehmen. „Wenn er dort mit uns ist, was fehlt uns dann? Weinen wir also nicht der Größe nach, die wir nicht haben.“

„Die Ausgeschlossenen sind geadelt“

Zudem gehe es darum, „Jesus in den Kleinen von heute in die Arme zu schließen“. Weil Gott am Rand, in der Nähe der Vergessenen zur Welt kam, seien die Ausgeschlossenen geadelt: „Sie sind die Auserwählten, die uns eines Tages im Himmel empfangen werden.“

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