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Deutsche Bischöfe haben zu Weihnachten für mehr Miteinander und weniger Egoismus geworben. Sie riefen zu Dialog auch mit Andersdenkenden auf. Weihnachten kann nach ihren Worten in der Corona-Pandemie Zuversicht geben.
Zum zweiten Mal feierten Christen die Geburt Jesu unter Pandemie-Bedingungen: Gottesdienste fanden mit deutlich weniger Besuchern statt. Vielerorts durften nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete in die Kirchen kommen.
Bätzing: Gott hat uns angenommen – mich angenommen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wandte sich gegen einen egozentrischen Lebensstil. Es gebe allerlei Spielarten einer „einseitig individualistisch geprägten, auf Selbstbewusstsein, Rationalität und Sinneserfahrung gestützten Lebensart", sagte Bätzing im Limburger Dom.
An Weihnachten werde gefeiert, dass Gott das Menschsein angenommen habe. „Angenommen! Uns angenommen, mich angenommen!“ Diese Einsicht atme Zuversicht und vertreibe negative Gefühle, Zynismus und Selbstzweifel.
Kohlgraf: Dialog auch mit Andersdenkenden
Augsburgs Bischof Bertram Meier mahnte mehr „Großzügigkeit“ in kirchlichen Debatten an. „Wer das Wort Gottes für seine eigenen Interessen instrumentalisiert, nimmt ihm seine Fülle und Tiefe. Er setzt das Katholische aufs Spiel: Reichtum und Vielfalt“, sagte Meier. „Wer einen katholischen Dialog will und praktiziert, der arbeitet nicht mit grünen und roten Karten, sondern lässt die Verschiedenheit der Meinungen offen und unverkrampft zu.“
Andersdenkende nahm auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in den Blick. Die Weihnachtsbotschaft ermuntere zu Versöhnung. Das meine „auch Frieden mit dem Menschen, der in Kirche und Gesellschaft anders denkt und empfindet, so schwer es fallen mag, ihn zu verstehen“.
Overbeck: Wissenschaft statt einfacher Lösungen
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warnte davor, auf einfache Lösungen und falsche Gewissheiten zu setzen. Es sei eine wichtige Aufgabe, in der hochkomplexen digitalen und globalen Welt „Menschen der Vernunft“ zu bleiben, „die den Blick für die Weite und das Segensreiche der Wissenschaften behalten“.
Er sei besorgt, dass „nicht wenige Menschen der Versuchung erliegen, vorschnell und gegen jede Vernunft auf die trügerische Sicherheit vermeintlich eindeutiger Wahrheiten zu vertrauen, die häufig keinen Kompromiss und keinen Dialog mehr zulassen“.
Weihbischof Steinhäuser: Faszination auch für Nicht-Christen
Aus Sicht des Kölner Weihbischofs Rolf Steinhäuser fasziniert Weihnachten auch Menschen, die mit Jesus und der christlichen Botschaft nicht viel anfangen können. Mitten im Winter gebe es ein Fest des Lichtes, in der Kältezeit ein Hauch von Wärme und in der erstorbenen Natur „ein Fest der grünenden Hoffnung“, schreibt der Übergangsleiter des Erzbistums Köln in einem Weihnachtsgruß. Steinhäuser vertritt den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in dessen päpstlich angeordneter Auszeit.