Zahl der Mitglieder sinkt generell im Bistum Münster

Weil Nachwuchs fehlt - Kolpingsfamilie Drensteinfurt droht Auflösung

  • Der Kolpingsfamilie Drensteinfurt droht die Auflösung, weil kein neuer Vorstand gefunden werden kann.
  • Die Vorsitzende Ursula Heimken hofft auf einen Weiterbestand als Kolpinggruppe.
  • Im Diözesanverband Münster sank die Zahl der Kolping-Mitglieder in zehn Jahren von 40.830 Mitgliedern auf derzeit 35.268.

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Am 19. November 2022 kommen die Mitglieder der Kolpingsfamilie in Drensteinfurt im Kreis Warendorf zusammen, um offiziell die Auflösung des Verbands zu beschließen. „Wenn sich kein Vorstand findet, ist die Auflösung unausweichlich“, sagt Ursula Heimken.

Die 61-Jährige ist Vorsitzende der traditionsreichen Kolpingsfamilie, die im Bistum Münster zu den ältesten gehört. 1879 gründeten die Gesellen in Drensteinfurt den katholischen Verband, um nach dem Vorbild des katholischen Sozialreformers und Gesellenvaters Adolph Kolping zu wirken.

40 tolle Kolping-Jahre im Vorstand

50 Mitglieder zählt die Kolpingsfamilie. Die meisten davon sind über 80 Jahre alt. Ursula Heimken ist die Drittjüngste. Seit 40 Jahren gehört sie dem Vorstand an. Nach dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren, der lange Zeit der Kolping-Vorsitzende war, übernahm sie seine Funktion.

„Es waren 40 tolle Kolping-Jahre. Nun kommt eine andere Zeit für mich“, sagt die vierfache und bald fünffache Großmutter. Weil sich schon vor einigen Monaten abzeichnete, dass kein neuer Vorstand mehr gebildet werden kann, sei nun die Auflösung dran.

Kolpinggruppe ohne Vorstand?

„Darüber werden wir abstimmen, und auch darüber, ob wir als Kolpinggruppe ohne einen Vorstand weiterexistieren wollen“, sagt Heimken. Die Satzung des Diözesanverbands erlaube es, diese Form zu wählen. „Das hat versicherungstechnische Gründe, etwa wenn wir als Kolping eine Fahrt organisieren. Dann sind wir abgesichert.“

Bei der Generalversammlung wird auch eine Vertreterin des Diözesanverbands dabei sein, um möglichst viele zu motivieren, weiterhin bei Kolping dabei zu sein, und um satzungs- und verbandsrechtliche Regularien zu klären.

Fusion von Kolpingsfamilien scheiterte

Schade findet Heimken, dass der Kontakt zu den benachbarten Kolpingsfamilien nicht so gut geklappt hat. Sie hätte sich eine Fusion mit ihnen vorstellen können. „Das müssen wir so hinnehmen, wie es ist“, sagt sie. Kolping-Mitglied werde sie auf alle Fälle bleiben.

In den vergangenen Jahren haben einige Kolpingsfamilien beschlossen, sich aufzulösen, so etwa die Verbände in Mesum bei Rheine und Roxel bei Münster. Allerdings gibt es auch immer wieder positive Meldungen: So verzeichnete die Kolpingsfamilie in Ottmarsbocholt im Kreis Coesfeld im vergangenen Jahr 61 Neuaufnahmen. Zwei Familienkreise konnten neu gebildet werden.

Sinkende Mitgliederzahlen

Ursula Heimken leitet seit zehn Jahren die Kolpingsfamilie in Drensteinfurt und blickt auf eine 40-jährige Vorstandstätigkeit zurück. | Foto: Johannes Bernard
Ursula Heimken leitet seit zehn Jahren die Kolpingsfamilie in Drensteinfurt und blickt auf eine 40-jährige Vorstandstätigkeit zurück. | Foto: Johannes Bernard

Nach Auskunft von Kolping-Diözesangeschäftsführer Uwe Slüter zählt der Diözesanverband derzeit 244 Kolpingsfamilien mit zusammen 35.268 Mitgliedern. Vor zehn Jahren waren 40.830 Mitglieder in 264 Kolpingsfamilien organisiert. Prozentual sind das in diesem Zeitraum 13,6 Prozent weniger Mitglieder. Den Höchststand verzeichnete der Verband 2004: Damals gab es 276 Kolpingsfamilien und 44.179 Mitglieder.

„Wir versuchen, regelmäßig Neuaufnahmen vorzunehmen. In vielen Fällen gelingt uns das“, sagt Slüter. Der Altersdurchschnitt liege höher als in den vergangenen Jahrzehnten. Die Projektarbeit des Verbands nehme zu.

Projektbezogene Aktionen

So organisierte der Diözesanverband Ende August die Sechs-Stunden-Aktion „Kolping-Helden – müde war gestern!“. Familien oder Familiengruppen, Kolpingjugendliche, Vorstände oder Leitungsteams, bunt gemischte Gruppen aus der Kolpingsfamilie, Theatergruppen, Spielmannszüge, Seniorenkreise, Bezirks- oder Regionalverbände – kurzum alle, die Lust hatten, konnten mit Projekten die Welt ein bisschen besser machen.

Die Aktion hatte das Ziel: Wir Kolpinger gehören zusammen und können gemeinsam etwas bewegen. „Und das ist uns vielerorts gelungen“, sagt Slüter.

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