Missbrauch: Regionalbischof Lohmann will „alles auf den Tisch“

Weiter scharfe Kritik an Bistum Münster – jetzt aus Moers

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Die Kritik an der Leitung des Bistums Münster reißt nicht ab. Der Fall eines Priesters des Erzbistums Köln, der trotz Verurteilung wegen Missbrauchs im Bistum Münster eingesetzt wurde, sorgt auch in Moers-Asberg für Aufregung.

Der Fall eines Priesters des Erzbistums Köln, der trotz Verurteilung wegen Missbrauchs als Seelsorger auch im Bistum Münster eingesetzt wurde, sorgt auch in der Pfarrgemeinde St. Bonifatius Moers-Asberg für Aufregung. Über Hintergründe haben am Montag Weihbischof Rolf Lohmann und der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, in der Gemeinde informiert.

Laut Bistum war der Priester von 1986 bis 1988 als Aushilfsseelsorger in der Pfarrei St. Bonifatius in Moers-Asberg tätig. Bereits 1972 war der Priester wegen „fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen“ zu einer Haftstrafe, 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

 

Kritik an Bischof Felix Genn

 

Betroffene und Zuhörer aus der Gemeinde St. Bonifatius in Moers-Asberg verfolgen zum Teil fassungslos die Darstellung des Geschehens.Betroffene und Zuhörer aus der Gemeinde St. Bonifatius in Moers-Asberg verfolgen zum Teil fassungslos die Darstellung des Geschehens. | Foto: Jürgen Kappel

In einer zum Teil emotional geführten Diskussion kritisierten Gemeindemitglieder und Betroffene die Verfahrensweise des Bistums und den Umgang mit dem Beschuldigten. Zahlreiche Zuhörer waren fassungslos, dass der Priester trotz der bekannten Verurteilung immer weitergereicht wurde. Das Verhalten der beteiligten Bischöfe sei ein Schlag ins Gesicht der Opfer, rief einer der Betroffenen. Felix Genn solle seinen Stuhl räumen. „Der Fisch stinkt vom Kopf her“, zitierte ein anderer Betroffener den Volksmund.

Bischof Felix Genn hatte sich nach massiver Kritik an seinem Umgang mit Missbrauchsfällen am vergangenen Freitag in einem Offenen Brief an die Katholiken im Bistum Münster gewandt. Darin räumt er auch mit Blick auf den Missbrauchsfall in Moers persönliche und strukturelle Fehler ein, für die er um Entschuldigung bittet. Dass der Priester in Moers-Asberg als Seelsorger arbeitete, obwohl er verurteilt war, und später im Ruhrbistum als Ruheständler wirkte, nennt Genn einen „verheerenden Fehler“. Genn war von 2003 bis zu seinem Wechsel nach Münster 2009 Bischof in Essen.

 

Lohmann: Geschlossener Kreis aus Klerikern

 

Der niederrheinische Regionalbischof Lohmann bezeichnete die Missbrauchsfälle als Fiasko. Das Versagen der Kirche müsse dringend aufgearbeitet werden. „Was und wie es passiert ist, ist unfassbar“, sagte Lohmann. Für ihn stelle sich die Frage, inwieweit das System des Klerikalismus diese Verbrechen befördert habe. „Wir bleiben als geistliche Mitbrüder ein geschlossener Kreis“, erläuterte er. „Wir Kleriker können diese Fragen nicht unter uns klären.“

Lohmann forderte, dass nun alles auf den Tisch müsse. Das betreffe gerade auch Fragen zur Sexualität. Er forderte schonungslose Aufklärung und versprach, die Beiträge der Gemeindemitglieder und der Betroffenen in Münster zum Gespräch zu machen. „Wir wollen Licht ins Dunkel bringen.“ 

 

„Zur Kenntnis genommen und nichts gemacht“

 

Peter Frings, Interventionsbeauftragter des Bistums, erläuterte, wie der Fall ins Rollen gekommen sei. Im Mai habe ein Mann – kein Betroffener, wie Frings sagte – brieflich über Gerüchte bezüglich des Beschuldigten berichtet. Er selbst, so der Mann, habe durchaus gute Erfahrungen mit dem Seelsorger gemacht. Frings hatte sich daraufhin bei seinem Kollegen im Erzbistum Köln über mögliche Kenntnisse erkundigt.

Nachdem ihm die Tragweite dieses Falls bewusst geworden war, wuchs in ihm gleichzeitig eine „ große Fassungslosigkeit“. Es gebe keine Meldungen von Betroffenen aus dieser Zeit, sagte Frings. „Die Verantwortlichen haben den Fall zur Kenntnis genommen, geknickt und nichts gemacht“, sagte er.
Die Akten sind nach der Information von Frings im April an die vom Bistum beauftragte Historikerkommission aus Wissenschaftlern der Universität Münster weitergegeben worden. „Das Bistum kann sich der Akten nicht selbst annehmen. Es ist nicht klar, wie die Dinge gelaufen sind“, erläuterte er.

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