Der Künstler über sein Hungertuch zur Frage „Was ist uns heilig?“

Welche Botschaft hat Ihr Misereor-Hungertuch, Emeka Udemba?

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Emeka Udemba hat das Hungertuch zur Fastenaktion von Misereor zur Frage „Was ist uns heilig?“ gestaltet. Seine knapp drei mal zwei Meter große Collage zeigt die Erdkugel, die vier Händen zu entgleiten droht. Der blaugrüne Planet wird von feuerroten Flächen überzogen. Im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“ erläutert Udemba sein Werk und seinen Wunsch, mehr Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen.

Herr Udemba, welche Botschaft verbinden Sie mit Ihrem Kunstwerk, dem aktuellen Misereor-Hungertuch?

Das Hungertuch ist ein Werk zur Auseinandersetzung über die Welt, in der wir leben. Es ist ein Werk, das unsere Aufmerksamkeit auf die verschiedenen drängenden Gefahren unseres Planeten lenkt. Diese reichen von globaler Erwärmung, Umweltzerstörung, globalen Konflikten bis hin zu systematischen sozialen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft. Die Arbeit ist ein Ergebnis aktueller menschlicher Erfahrungen, die in diesem Werk eingebettet und konzeptualisiert sind. Das Hungertuch stellt unsere individuelle und kollektive Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung Gottes dar.

Das Hungertuch fragt „Was ist uns heilig?“. Was ist Ihnen „heilig“ im Leben?

Der Künstler Emeka Udemba setzt sich in seiner Kunst mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. | Foto: privat
Der Künstler Emeka Udemba. | Foto: privat

Für mich ist Gott heilig und alles, was er geschaffen hat. Das heißt, der Planet, meine Mitmenschen und alle Geschöpfe Gottes. Ich denke, wir müssen demütig und respektvoll sein, wenn es darum geht, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen, und mit Rücksicht alle Dinge behandeln, die Gott geschaffen hat, um das Leben zu schützen und zu erhalten.

In ganz Deutschland bieten Sie Kunst-Aktionen mit Jugendlichen an. Demnächst kommen Sie nach Recklinghausen, um mit Schülerinnen und Schülern am Hungertuch zu arbeiten. Was bedeuten Ihnen die interaktiven Kunstprojekte mit jungen Menschen?

Junge Menschen sind die Zukunft der Welt. Das Schicksal der Welt liegt in ihren Händen. Da sich junge Menschen an vorderster Front des Klimawandels befinden, ist es wichtig, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Viele junge Menschen haben das Gefühl, dass sie derzeit die geringsten Möglichkeiten haben, die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zu beeinflussen, dass sie aber die Last der künftigen Folgen tragen werden. Sie sind frustriert über die älteren Generationen, die sie in diese Lage gebracht haben, und sie haben Angst um die Zukunft unseres Planeten.

Was passiert in den Workshops?

Emeka Udemba, 1968 geboren in Enugu (Nigeria), studierte Kunst an der Universität Lagos und bekam einige Stipendien in Deutschland, Frankreich und Südafrika. Seit 25 Jahren lebt und arbeitet er in der Nähe von Freiburg. Seine Kunst stellt er in Europa, Afrika und Lateinamerika aus. In Lagos gründete Udemba vor einigen Jahren einen Kunstraum, um jüngere Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen.

In interaktiven Gesprächen und Workshops mit Schülerinnen und Schülern werden Wege diskutiert, wie junge Menschen für ihren Lebensstil und dessen Auswirkungen auf die Umwelt sensibilisiert werden können und, wie ihre Entscheidungen über ihre Art zu leben zur Verschlechterung der Umwelt oder zum Wohl und zur Heilung des Planeten beitragen. Mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, ist meiner Meinung nach einer der nachhaltigsten Wege, um positive Maßnahmen in Bezug auf Dinge zu ergreifen, die für uns als Gesellschaft wichtig sind.

Mit Hungertüchern werden traditionell in der Fastenzeit in katholischen Kirchen der Altarraum und Kreuze verhängt. Die Stoffe - auch Fastentücher genannt - sollen während der 40-tägigen Bußzeit vor Ostern zum Fasten der Augen einladen. Das aktuelle Hungertuch des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor ist in einer Auflage von rund 4.000 Exemplaren in Originalgröße auf Stoff gedruckt worden und in diesen Wochen in vielen Kirchen auch im Bistum Münster zu sehen. Internationale und deutsche Künstler gestalten seit 1976 - in der Regel im Abstand von zwei Jahren - für Misereor ein Hungertuch zu Themen der weltweiten Solidarität und Gerechtigkeit.

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