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Am Samstag, 21. September, lädt das Franz-Hitze-Haus in Münster von 10 bis 16.30 Uhr zu einem Studientag „Chancen und Grenzen interreligiösen Dialogs“ ein. Als Hauptreferenten werden Ludger Kaulig, Leitender Pfarrer in St. Bartholomäus Ahlen und Islambeauftragter des Bistums Münster, und Dina El Omari, Islamwissenschaftlerin am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster, sprechen.
Herr Pfarrer Kaulig, was ist Christen und Muslimen gemeinsam heilig?
Für Christen und Muslime ist die ganze Welt ein Zeichen dafür, dass Gott da ist und sie geschaffen hat und voller Spuren seiner Größe und Heiligkeit ist. Ob wir das Heilige im Menschen und seiner Mitwelt immer wahrnehmen und sehen wollen, ist eine andere Frage. Wir schöpfen die guten Möglichkeiten unseres jeweiligen Glaubens meistens nicht aus.
Warum gibt es dennoch so viele Vorurteile zwischen Christen und Muslimen?
Je weniger ich von dem Anderen weiß, umso mehr Platz ist für Vorurteile. Das soll aber nicht heißen, dass ich – wenn ich viel weiß – alles gut oder toll an der anderen Religion finden muss. Mit mehr Wissen kann ich jedoch differenzierter und korrekter Kritik äußern. Ich kann mir jedenfalls ein Bild vom Anderen und seinem Glauben machen, das die Wahrheit besser trifft.
Darf ein Christ oder eine Christin in der Moschee beten? Darf ein Muslim oder eine Muslima einen katholischen Gottesdienst mitfeiern?
Das ist eine komplexe Frage. Anwesend sein, kann jeder und jede immer beim Gottesdienst als Gast oder Zuschauer. Aber wie ich mitfeiere, das hängt doch von meinem eigenen Glauben ab.
Christen und Muslime haben zwar denselben Gott, das Bild von ihm ist aber doch unterschiedlich.
Ich kann im jeweils anderen Gotteshaus als Christ oder Muslim sicher auch still mein persönliches Gebet verrichten. Ob ich dann ein Vaterunser in der Moschee oder ein Muslim eine Sure in einer Kirche auch hörbar und in der entsprechenden Gebetshaltung sichtbar beten kann, dafür müssen wir jeweils unsere eigenen Grenzen prüfen und miteinander ausverhandeln, wie weit eine Verschiebung dieser Grenzen möglich ist.
Warum ist interreligiöser dennoch Dialog wichtig?
Der Dialog mit anderen Religionen gründet zunächst und vor allem auf unserem eigenen Glauben. Ich verweise hier auf die Konzilserklärung „Nostra aetate“ über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Die christliche Perspektive von der Welt ist der Wille Gottes zu Einheit und Frieden unter den Menschen. Darüber hinaus muss uns allen klar sein, dass jeder Unfrieden unter den Religionen vor allem vor jenen, die Religion generell kritisch sehen, immer auch zum Zeugnis gegen unseren eigenen Glauben wird.