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Mit einem Friedensappell führender Repräsentanten der Weltreligionen ist am Dienstagabend das Weltfriedenstreffen von Sant'Egidio in Osnabrück zu ende gegangen. Auf der Abschlussveranstaltung auf dem Marktplatz verpflichteten sich die Religionsvertreter, dafür zu arbeiten, dass die Ursachen vieler Konflikte beseitigt werden. Sie sagten zu, neue Wege des Friedens zu eröffnen.
„Als Vertreter der Weltreligionen wollen wir den Blick über unsere Horizonte hinaus richten und eine neue Bewegung des Dialogs ins Leben rufen“, heißt es in dem Appell. „Die Begegnung und der Dialog entwaffnen und halten die Gewalttäter auf. Denn wir wissen, dass der Krieg niemals heilig ist und dass jene, die im Namen Gottes töten, weder im Namen einer Religion noch im Namen der Menschen handeln.“
Gebete von Christen, Juden, Muslimen und Buddhisten
Der Appell wurde auf dem Osnabrücker Marktplatz vor zahlreichen Bischöfen und anderen Vertretern von Kirchen und Religionen im Beisein von rund 5000 Teilnehmern verlesen. Zuvor hatten sich Christen, Juden, Muslime, Buddhisten und Vertreter weiterer Religionen zu getrennten Gebeten im Osnabrücker Dom und der nahen Umgebung getroffen. In einer gemeinsamen Prozession waren sie anschließend auf den Marktplatz gezogen.
Der Osnabrücker Bischof Franz Josef Bode sagte in einem Grußwort, die Begegnungen der Vertreter verschiedener Religionen aus politisch durchaus auch verfeindeter Staaten steigerten die Sehnsucht nach Frieden in Gerechtigkeit für die ganze Welt. „Sie zeigen unübersehbar die positive Kraft der Religionen für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen“, sagte Bode. Gerade heute seien die Netzwerke des Friedens, die auch mit Hilfe der Gemeinschaft Sant'Egidio geknüpft würden, von überlebensnotwendiger Bedeutung für die Welt angesichts der grausamen Netzwerke der Ungerechtigkeit, der Gewalt und des Terrors.
Bischof von Aleppo: Krieg ist eine nutzlose Schlächterei
Der Gründer von Sant'Egidio, Andrea Riccardi, betonte, das Gebet habe große Bedeutung für die Lage der Welt. Der armenisch-katholische Erzbischof aus Aleppo in Syrien, Boutros Marayathi, sagte in einem Appell, der Schrei „Nie wieder Krieg“ ertöne aus seiner Stadt Aleppo und allen Städten, die von Gewalt und Konflikten verwundet seien. „Es ist der Schrei der Kinder, der Frauen und Flüchtlinge, die auf den Frieden warten.“ Der Krieg sei eine „nutzlose Schlächterei“, ein Massaker an Menschen, ganzen Kulturen, der Zivilisation, der Natur, der Umwelt und an allem Schönen.
Das Weltfriedenstreffen hatte am Sonntag in Münster begonnen; auch Kanzlerin Angela Merkel nahm an der Eröffnung teil. Am Montag und Dienstag sprachen die Teilnehmer in rund zwei Dutzend Podien unter anderem über Krieg, Gesundheit, Terrorismus, das Martyrium von Christen, Gerechtigkeit, Globalisierung und Umweltschutz. - Die Gemeinschaft Sant'Egidio ist eine internationale Laienbewegung, die 1968 in Rom gegründet wurde und an zahlreichen Friedensverhandlungen beteiligt war.