KRANKENHAUS

575 Gramm bei Geburt: Pauls harter Kampf ins Leben

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Frühchen Paul wiegt bei Geburt nur 575 Gramm und kämpft sich ins Leben. Dank der Hilfe des Teams des St.-Franziskus-Hospitals in Münster.

Eigentlich sollte Paul nur Paul heißen. Nach seiner Geburt im St.-Franziskus-Hospital in Münster musste für seine Eltern aber doch ein Doppelname her: Paul Leo. Das bedeutet „der kleine Tapfere“ und steht außerdem für den Monat August, in dem er als Sternzeichen Löwe hätte geboren werden sollen. Stattdessen kam der kleine Junge schon Ende April auf die Welt – und musste dann sehr tapfer sein, heißt es in einer Pressemitteilung.

Mit vorzeitigem Blasensprung kommt Helena Bruns im April dieses Jahres ins Franziskus-Hospital. Die Geburt kann noch zehn Tage aufgehalten werden, dann muss ihr kleiner Sohn geholt werden – 16 Wochen zu früh, in der Schwangerschaftswoche 24 + 2. Gerade einmal 575 Gramm bringt Paul auf die Waage. Das macht den Start ins Leben schon schwer genug. Die zusätzlichen Komplikationen beginnen, als der kleine Junge kein Mekonium – so nennt man den ersten Stuhlgang eines Neugeborenen – absetzen kann. „Bei Frühgeborenen ist der Darm zunächst noch sehr unreif“, erklärt Dr. Meike Franssen, Chefärztin der Klinik für Neonatologie und Kinderintensivmedizin. „Wenn sich dann das Mekonium festsetzt und nicht ausgeschieden werden kann, spricht man vom Mekoniumpfropfsyndrom.“

Tröpfchenweise Kostaufbau mit Muttermilch

Das Ärzteteam, bestehend aus Neonatologen und Kinderchirurgen, trifft schnell die Entscheidung zur Operation. Da auch Frühchen, wie alle Neugeborenen, zunächst an Gewicht verlieren, wiegt Paul unter 500 Gramm, als er an seinem sechsten Lebenstag das erste Mal operiert wird. „Die Operation von so kleinen Frühgeborenen ist immer eine besondere Herausforderung“, sagt Özlem Cangir, Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie. „Organe und Gefäße sind winzig klein und empfindlich. Aber wir sind darauf vorbereitet und spezialisiert.“

Paul bekommt zwei künstliche Darmausgänge gelegt, sein Zustand stabilisiert sich. Über einen Zentralen Venenkatheter wird er ernährt, zusätzlich beginnt tröpfchenweise der Kostaufbau mit Muttermilch. Ein weiterer Verschluss in den winzigen Darmschlingen macht bereits wenig später eine zweite Operation nötig. Eine Infektion bringt ihn ein drittes Mal in den OP. „Jede Operation ist eine enorme Belastung für den kleinen Körper“, sagt Özlem Cangir. „Wir konnten diese dritte Operation nutzen, um auch gleich die Darmausgänge wieder zurückzuverlegen und Paul somit einen weiteren Eingriff zu ersparen.“

Ein ständiges Auf und Ab in den ersten Wochen

„Die ersten Lebenswochen unseres Sohnes waren geprägt von einem ständigen Auf und Ab, von vielen Fort- und vielen Rückschritten“, erzählt Vater Alex Bruns. „Neben dem Bangen waren wir aber auch stets voller Bewunderung und Dankbarkeit dafür, was medizinisch möglich ist und hier geleistet wird.“

Als zertifiziertes Perinatalzentrum Level 1 bietet das St.-Franziskus-Hospital Müttern und Babys die höchste Versorgungsstufe und betreut auch schon Frühgeborene ab der Lebensfähigkeit und mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm. Die Klinik für Kinderchirurgie im gleichen Haus ermöglicht dazu eine operative Versorgung der Allerkleinsten bei schweren Komplikationen.

Paul Leo darf endlich nach Hause

Paul bleibt mehr als 16 Wochen im Franziskus-Hospital, bevor seine Eltern ihn mit einem Gewicht von knapp über zwei Kilo endlich mit nach Hause nehmen dürfen. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ erinnert sich Helena Bruns an die intensive Zeit auf Station. Einige Nachuntersuchungen und Kontrolltermine liegen weiterhin an. Aber dazwischen genießt die Familie aus Münster-Gremmendorf das Kuscheln zuhause mit Paul Leo – dem kleinen tapferen Kämpfer.

Welt-Frühgeborenen-Tag
Seit 2011 wird der Welt-Frühgeborenen-Tag jährlich am 17. November begangen. Rund um den Globus werden Wahrzeichen wie Burgen, Schlösser oder markante Gebäude in Purpur angestrahlt, um auf die Startsituation der allerkleinsten Patienten aufmerksam zu machen. (red)

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