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Wie können Kontakte in die Weltkirche die deutschen Katholiken bereichern? Was läuft anders, was lernen wir? Antworten von Weihbischof Stefan Zekorn.
Herr Weihbischof, warum ist der Austausch mit Bistümern und Pfarreien der Weltkirche für die Gemeinden und Diözesen in Deutschland wichtig?
Es ist eine große Bereicherung, andere Kulturen kennenzulernen. Das ermöglicht einzigartige Erfahrungen, hilft, unsere eigene Kultur besser zu verstehen, und weitet unsere oft auf Westeuropa beschränkte Perspektive. Außerdem ist dieser Austausch in einer weltweiten Kirche für die Einheit und ein gemeinsames Wachsen im Glauben sehr wichtig. Die katholische Kirche ist ja mit 1,4 Milliarden Mitgliedern die weltweit größte Organisation von Menschen überhaupt. Ein globaler Austausch auf allen Ebenen ist deshalb unerlässlich. Von großer Bedeutung ist auch die Hilfe, die Menschen in südlichen und östlichen Ländern durch die Partnerschaften erhalten.
Was können die Katholiken hierzulande aus den Partnerschaften lernen?
Bei meinen Begegnungen in der Weltkirche stärken mich die Erfahrung von lebendig gelebtem Glauben und tiefer Zufriedenheit. In vielen Ländern leben Christen so aus dem Glauben, dass man es in ihren Worten und in ihrem Leben mehr spüren kann als bei uns. Wir sind bei allem großen sozialen Engagement oft zurückhaltend, unseren Glauben auch in Wort und Gebet auszudrücken. Und mich fasziniert die tiefe Zufriedenheit von Menschen, die materiell viel weniger Möglichkeiten haben als wir. Dieser innere Friede, den der Glaube schenkt, steckt an und hilft mir, ihn zu suchen.
Wie prägt Ihre Aufgabe als Bischöflicher Beauftragter für Weltkirche Ihre Sicht auf die Dinge im Bistum Münster und Ihr Handeln?
Serie „Gemeinden unterwegs“
Viele Gemeinden und Verbände unterhalten zumeist seit Jahrzehnten gewachsene Partnerschaften zu Pfarreien oder Initiativen im Ausland. Kirche+Leben stellt vier Beispiele vor und spricht mit dem Münsteraner Weltkirche-Weihbischof Stefan Zekorn.
Die Erfahrungen in der Weltkirche fordern mich heraus, danach zu suchen, wie bei uns mehr Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche den Glauben und die reiche christliche Spiritualität entdecken und tiefer kennenlernen können. Da gibt es in der weltweiten Kirche oft mehr und profiliertere Initiativen als häufig bei uns. Wir haben uns zudem an eine materielle und personelle Ausstattung der Kirche gewöhnt, die es in fast allen anderen Ländern der Welt so nicht gibt. Das hat dazu geführt, dass in vielen Bereichen Verwaltungsfragen und Hauptamtlichkeit eine zu dominante Rolle haben. Das geht bei uns durch geringere Finanzmittel und weniger Hauptamtliche nun zu Ende und wir könnten von der Art und Weise, wie Christen sich in anderen Ländern engagieren, viel lernen.
Wenn deutsche Stimmen theologisch fundiert Reformen in der Kirche anmahnen, gilt das weltkirchlich mitunter als „Einzelmeinung“. Wie soll es da zu Austausch und Diskussion kommen?
Vieles, was bei uns formuliert wird, ist in der weltweiten Kirche in Wirklichkeit keine Einzelmeinung. Manche wichtigen Themen werden aber tatsächlich mehrheitlich nicht geteilt. Auch deshalb ist der gegenseitige Austausch so wichtig. Die Ergebnisse der gerade zu Ende gegangenen Bischofssynode in Rom werden wichtige neue synodale Prozesse auch auf Ebene der Weltkirche auslösen. Dabei sind eine große Hörbereitschaft und der Wunsch nach Verstehen eine wesentliche Voraussetzung auf allen Seiten, die aber nicht leicht zu verwirklichen ist.
Welche Tipps haben Sie für Pfarreien, die sich mit weltkirchlichen Kontakten noch schwertun – oder keine Leute dafür finden?
Weihbischof Stefan Zekorn ist Bischöflicher Beauftragter für Weltkirche im Bistum Münster und Regionalbischof für den Bereich Coesfeld, Münster und Warendorf.
Erfreulicherweise gibt es im Bistum Münster fast keine Pfarrei, in der es nicht eine oder sogar mehrere Gruppen gibt, die sich weltkirchlich engagieren und Partnerschaften pflegen. Das ist ein großer Reichtum und ich danke allen, die sich in den vielen Gruppierungen diesbezüglich mit großem Elan einsetzen! Es wäre aber schön, wenn es noch mehr werden würden. Unser Partnerbistum Yendi in Ghana sucht zum Beispiel noch Partnerpfarreien. Freude an weltkirchlicher Partnerschaft entsteht vor allem durch Begegnung. Deshalb ist es am besten, jemanden aus der Weltkirche einzuladen. Unsere Fachstelle Weltkirche im Generalvikariat unterstützt hier gern mit ihren Kontakten. Meist ist die Weltkirche durch Priester, Ordenschristen und Laien aus verschiedenen Ländern auch schon vor Ort präsent. Wir könnten versuchen, diesen Schatz zu heben.