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In Dresden für Deutschland der Monat der Weltmission vom Hilsfwerk "missio" eröffnet worden. Die weltweit größte Hilsfaktion von Katholikinnen und Katholiken findet in mehr als 100 Ländern statt. Bei der Eröffnung sprach ein Priester, der in einem der größten Slums Kenias arbeitet.
"Hier läuft ja vieles wie bei uns", lobte Pater Firmin Koffi. "Bei uns", das bedeutet: im größten Slum von Kenias Hauptstadt Nairobi. Dort engagiert sich der 32-Jährige zusammen mit anderen Ordensleuten als Seelsorger und Sozialarbeiter zugleich. Und "hier" meinte das Jugendhilfezentrum der Caritas Dresden, das er vor der bundesweiten Eröffnung des "Monats der Weltmission" am Sonntag besuchte.
Mit der Visite des Paters in einer Einrichtung der Caritas wollte das Hilfswerk missio Aachen für einen Perspektivwechsel werben. Aus einer Einbahnstraße vom reichen Norden in den armen Süden solle ein wechselseitiges Geben und Nehmen werden; so brachte es der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener, auf den Punkt. "Wir können viel voneinander lernen", betonte er.
"Was erwarten die Menschen von uns?"
Für viele hat das Wort "Mission" jedoch keinen guten Klang mehr. Jahrhunderte lang war es eng verbunden mit Kolonialismus und der Unterdrückung nichtchristlicher Kulturen. Zugleich steht der jährliche Weltmissionssonntag im Oktober für die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken weltweit, an der sich über 100 Länder mit einer Spendensammlung beteiligen.
Mission also ganz anders als früher und auf Augenhöhe: In Dresden lautete das Motto der Begegnung denn auch "Sozialarbeit aus Kenia trifft Sozialarbeit in Dresden". Und tatsächlich gehen Fachleute aus beiden Ländern vieles ähnlich an, wie das Treffen belegte. Als Pater Firmin davon berichtete, wie er die oft entwurzelten und verarmten Menschen in dem Slum mit schätzungsweise einer Million Bewohnern zur wechselseitigen Hilfe und Vernetzung ermutigt, nickte Christian Georgi. "Auch wir fragen zuerst, was die Menschen von uns erwarten und wie wir ihnen helfen können", bestätigte der Leiter des Jugendhilfezentrums.
"Kenia ist ein Vorbild für uns"
Von seinem Gast aus Kenia sah Georgi sich darin noch bestätigt. "Bei uns ist die staatliche Unterstützung zwar gut ausgebaut", räumte er zugleich ein; "doch bei der Hilfe von Mensch zu Mensch fehlt es oft, da ist ein Land wie Kenia für uns ein Vorbild". Eine Einschätzung, die der Generalvikar des Bistums Dresden-Meißen, Andreas Kutschke, teilte. Soziales Engagement sei nicht nur einen Kernaufgabe des Caritasverbands, sondern auch der Kirchengemeinden, mahnte er.
Effektive Hilfe - und ein Wermutstropfen
Wie eine effektive Hilfe aussehen kann, berichtete Jessica Seifert. Als 17-Jährige hatte das Dresdner Jugendhilfezentrum sie in seinem Wohnbereich für junge alleinerziehende Mütter aufgenommen. "Dort bin ich selbstständig geworden und habe gelernt, mein Leben in die Hand zu nehmen". Mit 25 Jahren macht sie jetzt in der Caritas-Einrichtung eine Ausbildung zur Erzieherin, wie sie stolz vermerkte.
Beim Auftakt der "Monats der Weltmission" sprach Bingener aber auch von einem "Wermutstropfen". Trotz Interventionen bei der Bundesregierung sei es missio nicht gelungen, dass eine Reihe junger Menschen aus Kenia als weitere Gäste nach Deutschland einreisen konnten, um über ihre Erfahrungen mit christlichen Initiativen zu berichten. Dies sei eine Diskriminierung junger Afrikanerinnen und Afrikaner, warf der Chef von missio Aachen dem deutschen Außenministerium vor.