Beratungen auf kontinentaler Ebene bis März 2023

Weltsynode: Arbeitspapier legt Fokus auf Beteiligung – auch von Frauen

  • Die zweite, kontinentale Phase der Weltsynode der katholischen Kirche beginnt.
  • Der Vatikan legte das 45 Seiten umfassende Arbeitsdokument für die Kontinentalphase vor, das aus den Einsendungen aus aller Welt entstanden ist.
  • Ein Fokus liegt auf der Beteiligung aller in der Kirche - auch von Frauen.

Anzeige

Gut ein Jahr nach Beginn der Weltsynode der katholischen Kirche beginnt die zweite, kontinentale Phase. Der Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech und "Generalrelator" Kardinal Jean-Claude Hollerich stellten das 45 Seiten umfassende Arbeitsdokument für die Kontinentalphase vor.

Es ist ein Kondensat der Sorgen und Nöte in den Bistümern weltweit. Dabei stehen besseres gegenseitiges Zuhören und Beteiligung aller im Fokus. Hervorgehoben werden Frauen, gesellschaftliche Randgruppen und Minderheiten, etwa sexuelle.

112 von 114 Bischofskonferenzen weltweit beteiligen sich

Das Ergebnis sei eine "wahre Reflexion" dessen, was die Bischofskonferenzen eingereicht hätten, sagte Hollerich. Grech ergänzte, Synodalität und Mission seien die zwei Seiten der Medaille. Die Kirche scheitere, werde sie nicht synodaler.

Die Erfahrung erstmals echter Beteiligung wird im Dokument als positiv bewertet. 112 von 114 nationalen Bischofskonferenzen hätten Beiträge eingereicht. Welche beiden sich nicht beteiligt hätten, könne er nicht sagen, so Grech. Aber sie hätten sicher ihre objektiven Gründe, die er auch gern kennen würde. Er sei gespannt, wie die beiden Konferenzen sich auf kontinentaler Ebene einbrächten.

Von Verständnisproblemen und Erwartungen

Weitere Einsendungen kamen von den orientalischen katholischen Kirchen, Ordensgemeinschaften, der Mehrheit der Vatikanbehörden sowie von rund 1.000 Privatpersonen und Gruppierungen. Zwölf Tage lang hatten rund 50 Fachleute unterschiedlicher Disziplinen aus aller Welt in Frascati nahe Rom am Arbeitsdokument geschrieben. Jeder vorab eingereichte Bericht sei von je drei Experten gründlich studiert worden.

Im Ergebnis nennt das Papier zahlreiche Herausforderungen. Angefangen bei Verständnisproblemen über geringe bis keine Erwartungen an die Synode und den Veränderungswillen der Kirche bis hin zu vielen inhaltlichen Fragen.

Nahezu weltweit geht es um die Rolle von Frauen

Als große "offene Wunde" hält das Papier sexualisierte Gewalt durch Kleriker fest, vorrangig gegenüber Kindern. Nahezu weltweit geht es um die Rolle von Frauen, ihren großen Einsatz, ihre mangelhafte Teilhabe, aber auch ihren Wunsch, von der Kirche in Krisenlagen unterstützt zu werden. Ebenfalls thematisiert wird ein distanziertes Verhältnis von Gläubigen und Geistlichen.

Darüber hinaus geht es etwa um die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Kirche mit Blick auf Konflikte, den Klimawandel oder Ungleichheiten. Angesprochen werden zudem die Einheit der Christen und der Dialog mit allen Religionen.

Bätzing sicht deutschen Synodalen Weg als "Teil der Dynamik"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht das Arbeitsdokument als Einladung zu Gemeinsamkeit. Das Papier mache deutlich, dass der Reformdialog Synodaler Weg in Deutschland als Teil einer "synodalen Dynamik" zu verstehen sei, die die ganze Kirche ergriffen habe, erklärte der Limburger Bischof. "Die Themen, mit denen wir uns in den vier Foren und auf den Synodalversammlungen befassen, werden auch in anderen Teilen der Kirche erörtert."

Das Arbeitspapier ermögliche einen "wertvollen und beeindruckenden Blick 'über den eigenen Tellerrand hinaus' auf die Themen, Fragen und Perspektiven in anderen Teilen des weltweiten Volkes Gottes", so Bätzing. Das Dokument könne als Ermutigung an die Kirche in Deutschland gelesen werden, noch stärker den Dialog mit anderen Teilkirchen zu suchen.

"Viele Teile der Kirche" wollen Rolle der Frauen stärken

In vielen Teilen der Kirche werde eine aktive Rolle von Frauen in Leitungsstrukturen, ihr Predigtdienst und ein Frauendiakonat befürwortet, in einer Reihe von Ortskirchen auch die Priesterweihe, unterstrich der Bischof. Das Dokument weise ausdrücklich auf die Situation von LGBTQ-Personen und Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften hin, die in der Kirche oftmals Zurückweisung erführen. Ausführlich kämen viele Berichte zu Wort, die "eine neue Kultur" von "respektvollem Miteinander von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien, aber auch der verschiedenen Gruppen anmahnen".

Wie es jetzt weitergeht

Auf Grundlage des vatikanischen Papiers sollen die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen - Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada - bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Diese sieben Texte fließen in ein zweites Arbeitsdokument der Weltsynode ein, das im Juni 2023 erscheinen soll. Auf dessen Grundlage berät dann die Weltbischofssynode im Vatikan.

Ursprünglich sollte sie abschließend im Herbst 2023 tagen. Jüngst hatte der Papst überraschend erklärt, der Prozess werde um ein Jahr verlängert. So wollen die Bischöfe vom 4. bis 29. Oktober 2023 erstmals und im Oktober 2024 erneut über die Ergebnisse des weltweiten Beratungsprozesses sprechen.

Anzeige