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Die Weltsynode der katholischen Kirche hat im Abschlusspapier für Öffnungen, für Dezentralisierung und für mehr Mitbestimmung der Basis votiert. Papst Franziskus gab den Text zustimmend zur sofortigen Veröffentlichung frei.
Zu grundlegenden Reformen der katholischen Kirche führen sollen die Beschlüsse im Abschlusspapier der Weltsynode. Papst Franziskus gab den Text zur sofortigen Veröffentlichung frei und verzichtet darauf, die Voten in einem eigenen, späteren Schreiben zu interpretieren und dafür womöglich nur einige auszuwählen.
Zu den Beschlüssen gehört, die Frage der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern offenzuhalten. Zudem stimmte die Versammlung für eine Dezentralisierung der katholischen Weltkirche und eine stärkere Beteiligung der Basis an wichtigen Entscheidungen. Auch Forderungen nach mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht für Kirchenobere erhielten breite Mehrheiten.
Mehr Spielraum für lokale Kirchenversammlungen
Franziskus werde lediglich einige Ergebnisse noch einmal den Bischöfen der Weltkirche vorlegen und mit ihnen über ihre Umsetzung beraten, erklärten Vertreter des Synodensekretariats bei der Vorstellung der Ergebnisse am Samstagabend.
In ihren Beschlüssen sprach sich die Weltsynode ferner für größere Spielräume bei dezentralen Entscheidungen in der Kirche aus. Das bisherige Verfahren für die Anerkennung von Beschlüssen lokaler Kirchenversammlungen müsse reformiert werden, heißt es im Text.
Laien-Beteiligung bei Bischofs-Auswahl
Nur bei Fragen, die dogmatischen oder moraltheologischen Charakter haben oder die Sakramente betreffen, solle weiter ein römisches Placet erforderlich sein. In allen anderen Fällen könne eine stillschweigende Zustimmung durch Rom angenommen werden.
Die Weltsynode votierte zudem für mehr Mitsprache von Laien bei der Auswahl neuer Bischöfe. Die Synodenversammlung hoffe, dass das Volk Gottes bei der Wahl der Bischöfe ein größeres Mitspracherecht bekomme, heißt es im Abschlussdokument der Weltsynode.
Missbrauch: Klerikalismus als eine Ursache benannt
Die Synode spricht sich für mehr Prävention sexualisierter Gewalt aus: "Es ist wichtig, dass die Kirche in der ganzen Welt eine Kultur der Prävention und des Schutzes fördert und die Gemeinden zu sichereren Orten für Minderjährige und schutzbedürftige Personen macht." Der Missbrauchsskandal habe "unsägliches und oft lang anhaltendes Leid über die Opfer sowie über ihre Gemeinden gebracht". Ein Grund für den Missbrauch in der Kirche sei der Klerikalismus.
Die Synode forderte ferner, den "Überlebenden von sexuellem, spirituellem, wirtschaftlichem, institutionellem, Macht- und Gewissensmissbrauch durch Mitglieder des Klerus oder Personen mit kirchlichen Ämtern mit besonderer Sorgfalt und Sensibilität" zuzuhören. Die Kirche müsse eigene Versäumnisse eingestehen und sich um die Opfer kümmern.
Ende des weltweiten synodalen Prozesses
Mit der Verabschiedung des 50 Seiten langen Schlussdokuments endet ein vierjähriger synodaler Prozess. Vorausgegangen waren Konferenzen auf lokaler, kontinentaler und globaler Ebene sowie weltweite Befragungen in den Ortskirchen. Bei den Beratungen in Rom waren erstmals sogenannte Laien, darunter auch Frauen, mit Rede- und Stimmrecht beteiligt.