Jens Joest über erstaunlich wenig Kommunikation unter Katholiken

Weltsynode: Warum suchen deutsche Reformer keine Verbündete?

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Bei der Europa-Versammlung der Weltsynode in Prag habe sich gezeigt, dass die Themen des deutschen Synodalen Wegs auch in anderen Ländern präsent sind, sagt unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Dann aber tun die Deutschen bisher recht wenig, um Verbündete für ihre Anliegen zu gewinnen, findet unser Redakteur Jens Joest.

Sätze wie die Aussage von Thomas Söding, dem Vizepräsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, machen ratlos. Söding berichtet, bei der Europa-Synode in Prag hätten Delegierte zu den Deutschen gesagt: „Ich habe so viel Schlechtes über euch gelesen, aber in Wirklichkeit seid ihr ja ganz anders!“

Die Deutschen dürften eher zu den Reform-Treibern in der Kirche gehören, siehe Synodaler Weg. Umso mehr wundert, dass sie mit Europas Katholiken wohl nicht allzu rege kommunizieren.

Wie denken die europäischen Nachbarn?

Zwar ist die Weltsynode kein Parlament. Aber deutsche Laienvertreter wissen aus – auch politischen – Diskussionen: Wenn ich Forderungen erhebe, prüfe ich, ob andere ähnlich denken.

Dieses Wissen scheint nicht verbreitet. Denn, mal ehrlich: Was wissen die deutschen Katholiken über Positionen in den Nachbarländern? Nordeuropa? „Da gibt es nur ganz wenige Katholiken. Am Diaspora-Sonntag spenden wir Geld.“ Osteuropa? „Oh, die Polen sind mir zu konservativ. Und für Renovabis spenden wir Geld.“

Das irritierende Staunen über Unterschiede

Dass schon in Europa katholische Positionen weit auseinanderliegen, kann nicht verwundern – die Einsendungen der einzelnen Länder zum weltweiten synodalen Prozess an den Vatikan sind mit geringer Mühe auffindbar. Dass Delegierte der Prager Versammlung diese Unterschiede als neu wahrnehmen, muss irritieren.

Immerhin kann nun niemand mehr sagen, er wisse nicht, wie die katholischen Nachbarn denken. Hat Papst Franziskus vielleicht sogar geahnt, dass es kontinentale Treffen braucht, damit Katholiken aus Nachbarländern einander einmal zuhören?

International Position beziehen - vor der Synode im Herbst

Weihe von Diakoninnen, Ende des Pflichtzölibats der Priester – solche Fragen sind nur mit und nicht gegen Rom und die Weltkirche zu klären. Dafür sind bisher recht wenig Bemühungen erkennbar, Verbündete zu suchen.

Egal, welchen Formelkompromiss das offizielle Schlussdokument der Prager Europa-Synode findet: Es hätte Gewicht, wenn sich die Katholiken – vielleicht sogar Laien und Bischöfe – verschiedener großer Länder Europas vor der Weltsynode im Herbst in Rom gemeinsam positionieren.

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