DBK: Glaubensweitergabe nicht vollständig gelungen

Weniger Kirchenaustritte bei Katholiken und Protestanten

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2016 weniger Mitglieder verloren als im Jahr davor. Die Zahlen bleiben jedoch auf hohem Niveau. Die Zahl der Taufen ist dagegen leicht gestiegen.

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Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2016 weniger Mitglieder verloren als im Jahr davor. 162.093 Katholiken traten aus der katholischen Kirche aus, das waren 19.832 Menschen und damit rund 11 Prozent weniger als im Jahr davor (181.925), wie die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag in Bonn mitteilte. Die Zahlen bleiben jedoch auf hohem Niveau. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete am selben Tag in Hannover rund 190.000 Austritte, was einen Rückgang um 20.000 und damit rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (210.000) bedeutet.

Bundesweit hatte die katholische Kirche 2016 rund 23,6 Millionen Mitglieder, was 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. 2015 lag der Anteil bei 29 Prozent. Die Zahl der Protestanten ging von 2015 auf 2016 um knapp 350.000 zurück und lag bei rund 21,9 Millionen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sank damit von 27,2 auf 26,5 Prozent.

 

Langendörfer: Kirchliches Handeln neu ausrichten

 

Die Infografik zeigt die aktuellen Zahlen der Mitglieder der katholischen Kirche in Deutschland von 2009 bis 2016: die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die Anzahl der Kirchenaustritte, der Taufen, sowie die Anzahl der Eintritte und der Wiederaufnahmen. |
Die Infografik zeigt die aktuellen Zahlen der Mitglieder der katholischen Kirche in Deutschland von 2009 bis 2016: die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die Anzahl der Kirchenaustritte, der Taufen, sowie die Anzahl der Eintritte und der Wiederaufnahmen. | Grafik: KNA

Damit gehören 55 Prozent der Menschen in Deutschland einer der beiden großen Kirchen an. Inklusive der orthodoxen Kirche sowie anderer kleinerer Kirchen und Gemeinschaften liegt der Anteil aller Christen an der Bevölkerung bei 58,3 Prozent.

Der Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, sagte mit Blick auf die Austrittszahlen, dass die Abkehr von der Kirche „eine Form der Distanzierung“ sei. Sie zeige, „dass die Weitergabe des kirchlichen Glaubens nicht vollständig gelungen ist“. Es sei nötig, die Beweggründe zu verstehen und das Handeln der Kirche „danach kritisch zu überprüfen, um es da – wo notwendig – auch neu auszurichten“.

 

Mehr Taufen, weniger Trauungen

 

Leicht gesunken ist die Zahl der Eintritte in die katholische Kirche: 2016 gingen 2.574 Menschen diesen Schritt, im Jahr davor 2.685. Mit 6.461 (2015: 6.474) blieb die Zahl der Wiederaufnahmen weitgehend stabil. Leicht zurückgegangen ist auch der Gottesdienstbesuch – von 10,4 Prozent 2015 auf 10,2 Prozent: 2,4 Millionen Katholiken besuchen im Schnitt am Wochenende einen Gottesdienst.

Die Zahl der Taufen ist dagegen leicht gestiegen – um rund 2,5 Prozent von 167.226 auf 171.531. Bei anderen Sakramenten verzeichnet die Bischofskonferenz einen leichten Rückgang. So gab es etwa 43.610 kirchliche Trauungen und damit 1,5 Prozent weniger als 2015 (44.298).

 

Weniger Pfarreien und wieniger Priester

 

Wegen Strukturveränderungen in den 27 katholischen (Erz)Bistümern gab es 2016 weniger Pfarreien. Die Zahl sank von 10.817 im Jahr 2015 um rund 5 Prozent auf 10.280. In den Pfarreien arbeiteten 13.856 Priester – das waren 231 weniger als 2015 (14.087). Ihnen zur Seite standen 3.296 Diakone (2015: 3304). Hinzu kamen 3.200 Pastoralreferenten sowie 4.537 Gemeindereferenten.

Die EKD bezeichnete das kirchliche Leben als „weitgehend stabil“ und betonte, dass die Verbundenheit der Mitglieder mit ihrer Kirche in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Der leichte Rückgang der Mitgliederzahlen liege vor allem am demografischen Wandel: So starben 2016 demnach rund 340.000 Protestanten. Erstmals seit drei Jahren seien 2016 weniger Menschen aus der evangelischen Kirche ausgetreten als Mitglieder durch Taufe (180.000) oder Aufnahme (25.000) hinzugekommen seien. Die EKD zählte 14.055 Gemeinden und 236.000 hauptamtliche Mitarbeiter.

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