15 Ehrenamtliche helfen alten und armen Frauen im Alltag

Wenn Altersarmut einsame Frauen trifft - kann der SkF Oldenburg helfen

  • In der Großstadt Oldenburg gibt es viel versteckte Armut unter alten Frauen.
  • Um solche Menschen kümmert sich der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) mit einem neuen Begleitdienst.
  • Dessen Erfolg bewegt benachbarte SkF-Vereine dazu, das Konzept zu übernehmen.

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Manche alte Frauen schieben dringende Termine vor, wenn sie einen Besuch bei den Kindern absagen. „Sie lügen einfach aus Scham. Dabei fehlt ihnen oft nur das Geld für die Busfahrkarte“, sagt Angelika Hirschmann. Alte Frauen, die einsam sind, weil sie arm sind: Die Sozialarbeiterin beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Oldenburg kann viele solcher Geschichten erzählen.

Sie betreut einen besonderen Begleitdienst des SkF: Ehrenamtliche besuchen arme alte Frauen in Oldenburg und helfen bei Problemen des Alltags. Das Projekt hat im Frühling begonnen, inzwischen machen 15 Ehrenamtliche mit.

SkF-Projekt auch in Cloppenburg gestartet

Der Zuspruch hat andere Ortsvereine des SkF auf das Projekt aufmerksam gemacht; in Cloppenburg haben sie es Anfang Juli in ähnlicher Form übernommen, in Vechta ist der Besuchsdienst in Planung.

Angelika Hirschmann wundert das nicht. „Versteckte Armut bei alten Frauen gibt es überall“, sagt sie. Auch in der schicken Großstadt Oldenburg sei sie leider Alltag.

Frauen von der Caritas vermittelt

Der SkF arbeitet im selben Gebäude wie die Gemeindecaritas; auch von deren Beratungsstellen bekomme sie die Frauen vermittelt. Angelika Hirschmann prüft dann die Verhältnisse und vermittelt den Kontakt zu einer ihrer ehrenamtlichen Helferinnen.

Die Sozialarbeiterin freut sich, dass sie inzwischen zwölf Frauen und drei Männer gefunden hat, die nach einer kurzen Schulung bei diesem Dienst mitmachen. Sie ist aber immer auf der Suche nach neuen Kräften.

Hilfe beim Arztbesuch und Behördengängen

Sie übernehmen etwa solche Aufgaben wie die Begleitung zum Arzt. „Manche alte Frauen haben viele Ärzte und verlieren bei den Besuchen dort leicht den Überblick“, weiß Angelika Hirschmann. Die notgedrungen kurzen Arztgespräche seien oft schwer zu verstehen. Aufgabe der Helferin: anschließend in Ruhe alles erklären, einen Medikamentenplan erstellen, an die nächsten Termine erinnern. „Manche alte Frauen sind damit überfordert.“

Ähnlich bei Behörden. Alte Frauen seien von „den vielen Ämter und den komplizierten Formularen“ schlicht überfordert. So verpassten sie manche finanzielle Unterstützung, auf die sie einen Anspruch hätten. Bei wenigen hundert Euro Rente ein großes Problem. Da sind dann die Helferinnen des SkF gefragt.

Kein Vorwissen nötig

Angelika Hirschmann betreut für den SkF Oldenburg die Ehrenamtlichen im Einsatz bei armen alten Frauen. | Foto: SkF Oldenburg
Angelika Hirschmann betreut für den SkF Oldenburg die Ehrenamtlichen im Einsatz bei armen alten Frauen. | Foto: SkF Oldenburg

Wer mitmachen möchte, muss kein besonderes Vorwissen mitbringen. Einfühlungsvermögen und Offenheit sind gefragt, Hintergrundwissen und fachliche Beratung sind dann die Aufgabe des SkF.

Amtlich gilt der als arm, dessen Nettoeinkommen auch nach Erhalt staatlicher Hilfen nur 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung erreicht. Diese Summe lag 2019 in Oldenburg für Ein-Personen-Haushalte bei etwa 1.000 Euro.

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