Stiftung „Rückenwind“ hat schon 250.000 Euro aus Windpark-Erträgen an Projekte verteilt

Wenn Windräder sich drehen, hilft das Jugendlichen in Damme

  • Seit zehn Jahren unterstützt die von den Gesellschaftern des Bürger-Windparks in Damme gegründete Stiftung „Rückenwind“ Projekte, Vereine und bedürftige Kinder und Jugendliche in der Stadt.
  • Die Stiftung kann – je nach Ertragslage des Windparks – jährlich bis zu 50.000 Euro verteilen.
  • Profitiert haben unter anderem die katholischen Büchereien, die Pfarrei, die Tafel und die Caritas.

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Der Wind über dem Borringhauser Moor rechnet sich für viele. Fast unermüdlich rotieren die mehr als 60 Meter langen Rotorblätter der Windräder im Südosten von Damme (Kreis Vechta). Nur gut fünf Kilometer Fußweg sind es von hier bis zum Dümmersee. Zwölf solcher Windstrom-Riesen recken sich über Wiesen und Weite in den Himmel. Es ist bereits die zweite Windrad-Generation.

Die anfangs noch 15 Anlagen der ersten Version schafften gerade mal die Hälfte der rund 110 Millionen Kilowattstunden, die die Windmühlen derzeit aus der Luft holen. Und das ist nicht nur gut für die Natur und ein lohnendes Geschäft für die 54 Gesellschafter des „Bürger-Windparks“, die 2001 die ersten Windräder hier errichtet haben. Sondern: Es kommt auch Kindern und Jugendliche in Damme zugute.

 

Vor zehn Jahren gegründet: die Stiftung „Rückenwind“

 

Ralf Meyer-Hülsmann ist Vorsitzender der Rückenwind-Stiftung. Hier ist er mit dem ausleibaren Spielmobil zu sehen, das die Stiftung auf Anregung von Pfarre Heiner Zumdohme angeschafft hat. | Foto: Michael Rottmann
Ralf Meyer-Hülsmann ist Vorsitzender der Rückenwind-Stiftung. Hier ist er mit dem ausleibaren Spielmobil zu sehen, das die Stiftung auf Anregung von Pfarrer Heiner Zumdohme angeschafft hat. | Foto: Michael Rottmann

Denn egal ob Spielplatz-Erneuerung, Gemeinde-Jugendfreizeit, Sozialstation oder Caritas-Hausaufgabenbetreuung – wenn es an Geld fehlt, können die Verantwortlichen Förderanträge an eine Einrichtung stellen, deren Kapital sozusagen aus der frischen Luft über Damme stammt: an die eigens dafür gegründete gemeinnützige Stiftung „Rückenwind“.

Diese Stiftung finanziert sich direkt aus den Erträgen des Bürgerwindparks und aus zusätzlichen Spenden. Sie entstand vor zehn Jahren, als die ersten Windräder bereits zehn Jahre in Betrieb waren. „Wir waren damals finanziell aus dem Gröbsten raus“, erinnert sich Stiftungs-Mitgründer Peter Meyer-Hülsmann (71). „Und wir wollten an die Menschen in Damme etwas von den Gewinnen des Windparks zurückgeben, auch an die, die sich selbst nicht finanziell beteiligt hatten.“

 

Nur für Kinder und Jugendliche aus Damme

 

Seither fördert Rückenwind Jahr für Jahr Anliegen, die aber immer mindestens zwei Kriterien erfüllen müssen: Es müssen Dammer Projekte sein. Und: Es muss um Kinder und Jugendliche gehen. Je nach wirtschaftlicher Ertragslage des Windparks stehen dafür bis zu 50.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Insgesamt hat die Rückenwind-Stiftung auf diese Weise in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens 250.000 Euro verteilt.

Früh entschieden die Verantwortlichen, dass sie nicht etwa zunächst einen Kapitalstock aufbauen wollte, um aus dessen Zinserträgen Projekte zu fördern. „Wir sind eine ,Verbrauchsstiftung‘“, erklärt Peter Meyer-Hülsmann, „die die Mittel aus Windpark-Erträgen direkt für die Hilfe zur Verfügung stellt.“ Angesichts der derzeit niedrigen Zinsen habe sich das als sehr guter Schritt erwiesen.

 

Stiftungsrat aus Praktikern entscheidet über Anträge

 

Ralf Meyer-Hülsmann ist Vorsitzender der Rückenwind-Stiftung. | Foto: Michael Rottmann
Ralf Meyer-Hülsmann ist Vorsitzender der Rückenwind-Stiftung. | Foto: Michael Rottmann

Damit das Geld die richtigen Empfänger erreicht, entscheidet ein Stiftungsrat alle zwei Monate über die Anträge. Im Rat sind zum Beispiel auch Kindergartenleiterinnen, Lehrer oder Sozialarbeiter vertreten. „Weil gerade sie wissen, wo jemandem der Schuh drückt und wo wir helfen können“, erklärt Ralf Meyer-Hülsmann. Der 46-Jährige hat den Vorsitz der Stiftung mittlerweile von seinem Vater Peter übernommen.

Manchmal geht es nur um kleine Beträge. „Wenn wir zum Beispiel von einem Kind erfahren, dass dringend eine neue Matratze oder eine Brille benötigt und das für die Familie gerade zu viel Geld ist.“ Die Stiftung unterstützt dazu auch Kindergärten, Sportvereine, den Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), die Feuerwehr oder die drei katholischen Büchereien im Stadtgebiet.

 

In diesem Jahr bislang 18 Anträge

 

Im vergangenen Jahr waren es 30 Anträge, in diesem Jahr lagen bisher 18 auf dem Tisch des Stiftungsrats. Darunter zum Beispiel etwa einer über 1.500 Euro für das Caritas-Projekt „Dranbleiben“. Es bot im Dammer Pfarrheim bis vor den Sommerferien Hausaufgabenbetreuung für von Corona-Homeschooling betroffene Grundschulkinder.

Die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit profitiert von Rückenwind. Als kirchlich versteht sich die Stiftung aber nicht. Dennoch hat sie sich schon Rat und Ideen auch von Pfarrer Heiner Zumdohme geholt. Ein Ergebnis steht jetzt im Garten von Ralf Meyer-Hülsmann: ein „Spielmobil“, ein Anhänger vollgepackt mit Spielen und Sportgeräten.

 

Pfarrer Zumdohme ist froh über die Möglichkeiten

 

Pfarrer Heiner Zumdohme freut sich über die zusätzlichen finanziellen Möglichkeiten durch die Rückenwind-Stiftung. | Foto: Michael Rottmann
Pfarrer Heiner Zumdohme freut sich über die zusätzlichen finanziellen Möglichkeiten durch die Rückenwind-Stiftung. | Foto: Michael Rottmann

„Wir hatten Pfarrer Zumdohme bei einem Treffen gefragt, was er sich für die Gemeinde von uns wünschen würde. Da berichtete er uns von so einem Spielmobil“, erinnert sich Ralf Meyer Hülsmann. Bereits kurz darauf war das Fahrzeug angeschafft und ausgestattet. Seither können Vereine, Nachbarschaften oder Gemeindegruppen, aber auch Familien es ausleihen.

Auch wenn Rückenwind keine kirchliche Stiftung ist – wer die Liste der geförderten Projekte durchgeht, der stößt immer wieder auf Einrichtungen der Pfarrei oder der Caritas. „Es ist eben so, dass die Kirche bei uns vieles für Kinder und Jugendliche macht“, sagt Ralf Meyer-Hülsmann. „Und dann ergibt sich das eben.“

Auch Pfarrer Heiner Zumdohme ist froh über den finanziellen Spielraum für die Kinder- und Jugendarbeit, den die Förderung durch die Stiftung der Gemeinde immer mal wieder bringe. „Wir kämpfen da ja für die gleiche Sache.“

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