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Sie sind zwischen 17 und 22 Jahre alt. Und die Schülerinnen und Schüler einer Klasse 12 der Fachoberschule „Gesundheit und Soziales“ in Cloppenburg sind bereit, mit „Kirche-und-Leben.de“ über ihre Sicht auf die Krise der Kirche zu sprechen. Manches daran berührt sie, anderes ist weit weg von ihrem Leben.
Woelki? Wer das ist? Fast alle Schülerinnen und auch der einzige Schüler im Raum schauen fragend. Nur eine junge Frau meldet sich. „Ich glaube, das ist ein Bischof?“, tastet sich Ann-Sophie fragend vor. „Ich kann nicht sagen, ob er selbst gegangen ist. Der war wohl weg und ist jetzt wieder da.“ Aber so ganz genau weiß sie es nicht.
Manche der „großen“ Themen der Kirche dieser Tage scheinen weit weg von der Lebenswirklichkeit der jungen Leute in der 12. Klasse der Fachoberschule „Gesundheit und Soziales“ in Cloppenburg. Dennoch ist die aus 16 Frauen und zwei Männern bestehende Klasse bereit, im Religionsunterricht mit „Kirche-und-Leben.de“ über das Thema Kirche zu sprechen. Ob sie Kirche wichtig finden? Wie sie die Krise spüren? Was sie ändern würden?
Bei Trauerfällen haben sie Kirche als hilfreich erfahren
Dabei wird schnell deutlich: Es sind dabei vor allen Dingen die persönlichen Erfahrungen, die für die jungen Leute das Bild von der Kirche prägen, negativ wie positiv. Da ist die Geschichte von einem Pfarrer, wegen dessen Ansichten immer weniger Menschen in die Kirche gehen. Aber da ist auch Nele, die vom Tod ihrer Großeltern erzählt. „Da hat uns unser Pastor sehr gut und einfühlsam durch die Zeit geholfen und aufgebaut.“ Oder Christine, die nickt und ergänzt: „Bei mir war das genauso. Obwohl alles so traurig war, war das gut und wichtig. Ohne diese Hilfe würde man noch mehr trauern.“
„Insbesondere in Zeiten der Trauer macht man gute Erfahrungen mit Kirche“, meint auch Paul, der der Diskussion im Klassenraum per Internet zugeschaltet ist. Er schwärmt von seiner Heimatpfarrei. „Ich fahre in meiner katholischen Gemeinde mit ins Zeltlager, bin Gruppenleiter.“ Bei Christine ist das ähnlich. Sie hat früher als Messdienerin am Altar gestanden. Mittlerweile leitet sie eine Gruppe. Auch wenn sie nicht regelmäßig zur Kirche gehe, sagt sie: „Ich finde Kirche wichtig.“
Für manche wäre auch ein Austritt eine Option
Und auch wenn Kardinal Woelki für die jungen Erwachsenen weit weg ist – bei allem Guten haben die jungen Leute daneben das Bild einer Kirche in der Krise vor Augen: „Da ist zum Beispiel der Missbrauch, die Vertuschung oder dass Homosexuelle nicht akzeptiert werden“, sagt Paul, und dass er trotz all der positiven Erfahrungen bei sich vor Ort überlege, ob nicht auf Dauer ein Austritt der passendere Weg für ihn wäre? „Statt Kirchensteuer könnte ich ja vielleicht eine Spende in gleicher Höhe an meine Heimatgemeinde überweisen.“
Dabei nehmen die meisten wahr, dass auch vor Ort die Lage schwieriger geworden ist für die Kirche. „Wenn man mal zur Kirche geht, dann sind viel weniger Gleichaltrige da als früher“, schildert eine Mitschülerin ihren Eindruck. „Vielleicht ist es manchen zu langweilig“, fragt sie sich. Irgendetwas laufe scheinbar falsch. „Wenn alles gut laufen würde, dann wäre die Kirche ja komplett voll.“
Die Krise macht es für die Kirche schwer
Bei der Diskussion rund um die Kirche kommen verschiedenste Meinungen auf den Tisch. | Foto: Michael Rottmann
Eine Kirche in der Krise habe eben einen schweren Stand, meint Ann-Sophie. Für Jugendliche sei sie ja sowieso eher ein Randthema. „In unserem Alter befasst man sich ja nicht groß damit, da ist anderes im Leben wichtig. Und wenn man dann so etwas Negatives aufschnappt wie das Thema sexueller Missbrauch, dann ist man eher abgeneigt.“
Nicht für alle in der Klasse ist Kirche so selbstverständlich wichtig wie für Diana, die als Mitglied einer freikirchlichen Pfingstgemeinde am Religionsunterricht teilnimmt und sagt: „Ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst. Ich kann gar nicht ohne.“ Dass sie ihrer Gemeinde dankbar sei und überhaupt nicht den Wunsch verspüre, an ihrer Kirche etwas zu verändern.
Wenig Verständnis für den Zölibat
Das ist bei einigen anderen anders. Christine etwa hat klare Wünschen für die Zukunft: „Pastöre müssten heiraten dürfen. Ich weiß zwar, warum das im Moment nicht geht. Aber ich verstehe das nicht. Außerdem müssten Frauen geweiht werden dürfen. Und der Umgang mit Homosexuellen müsste sich verändern.“
Paul sieht das genauso und fügt an: „Der beste Rat für Familien, für Mütter und Väter, ist doch der, der von Menschen kommt, die selbst Familienvater oder Familienmutter sind. Und die Feindlichkeit gegen Homosexualität passt doch gar nicht zu den anderen Werten der Kirche.“ Außerdem wünscht er sich beim Thema Missbrauch noch mehr Transparenz und Offenheit und kein Vertuschen. Aber er sieht in letzter Zeit durchaus Fortschritte, „auch, weil Druck gemacht wird“.
Trotz aller Kritik findet Paul es wichtig, dass Kirche sich auch politisch äußert. „Sie hat ja viele Mitglieder.“ Das gebe ihrer Stimme ein großes Gewicht, „etwa, wenn der Papst spricht. Dann geht es ja meist um Nächstenliebe und Frieden.“ Christina nickt. „Ich finde es auch wichtig, dass Kirche zum Beispiel Spenden- und Hilfsaktionen organisiert, wenn Hilfe gebraucht wird. Für mich hat die Kirche trotz allem ein gutes Bild.“