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Seit dem Katholikentag 2018 wacht die selige Ordensfrau Schwester Maria Euthymia über Mülleimer, Straßen und sogar Basketballkörbe in Münster. Doch wer pinnt die unterschiedlichen Aufkleber mit Ausschnitten der markanten Augen der Seligen an die Laternenpfähle? Wir haben Fachleute gefragt.
Achtung - nach dem Lesen dieses Textes sehen Sie Laternenpfähle und Mülleimer womöglich mit anderen Augen! Um ebensolche geht es nämlich: Seit etwa vier Jahren finden sich Ausschnitte der markanten Augen von Schwester Maria Euthymia (1914-1955) an den unterschiedlichsten Orten und Plätzen in Münster. Das Besondere: Niemand weiß, wer die Aufkleber der seligen Ordensfrau dort angebracht hat.
„Ich bin ein großer Fan von Euthymia“, sagt Daniel Gewand, Pastoralreferent in Coesfeld. Und das nicht erst, seitdem seine Tochter ungefähr so heißt. Für „Emmi Maria“ waren seine Frau und er auf der Suche nach einer Heiligen, die „mit dieser Zeit und mit dieser Welt zu tun hat“.
Aufkleber mit Augen
Emma Üffing - also Schwester Euthymia - mit ihrer Unaufgeregtheit, ihrem Spruch „Ik mach dat woul – Ich übernehme das wohl“, ihrem Tun für andere und ihrer Gelassenheit begleitete Familie Gewand schon länger. „Die Augen sind mir das erste Mal vor drei Jahren aufgefallen“, sagt Daniel Gewand. Da klebte ein Ausschnitt auf einem Laternenpfahl in Münster. Dass es Euthymias Augen waren, war erkennbar an dem linken, leicht hängenden Augenlied, das die Selige infolge einer Rachitis-Erkrankung als Kind davontrug.
Nach der Geburt seiner Tochter hat Daniel Gewand angefangen, die Augen der „kleinen Schwester“, wie Schwester Euthymia aufgrund ihrer Bescheidenheit und ihrer geringen Körpergröße auch genannt wird, in Münster bewusst zu fotografieren. „Mittlerweile kenne ich viele Aufkleber und freue mich riesig, wenn ich neue Aufkleber entdecke, vor allem an Stellen, von denen ich weiß, dass dort letzte Woche nichts war“, schildert Daniel Gewand. Für ihn ist diese Straßenkunst ein faszinierender Anlass, die Selige aus Halverde bei Hopsten neu in den Blick zu nehmen.
Wissen die Clemensschwestern Bescheid?
„Ich finde es Klasse, dass Euthymias Augen mir im Alltag begegnen. Sie erinnern mich daran, wie selbstverständlich und im Alltag Euthymia die Nachfolge Jesu gelebt hat“, sagt er. Seitdem postet er in unregelmäßigen Abständen mit dem Hashtag „littlesister“ („kleine Schwester“) die Aufkleber mit den Augen in den sozialen Netzwerken. „Das Bild ist cool, die Orte auch. Ich weiß bloß nicht, wer dahinter steckt.“
Eine, die es wissen könnte, ist Schwester M. Elisabethis Lenfers, Leiterin des Euthymia-Zentrums in Münster. Es befindet sich im Mutterhaus der Clemensschwestern, also des Ordens, in den Schwester Euthymia 1934 eintrat. „Ich weiß es tatsächlich auch nicht“, sagt Schwester Elisabethis.
Nicht so richtig erlaubt
„Ich habe die ersten Aufkleber 2018 zum Katholikentag in Münster entdeckt“, sagt sie. So richtig erlaubt seien Aufkleber auf öffentlichen Objekten wie Laternenpfählen nicht, „vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich der Urheber nicht zu erkennen geben will“.
Doch offenbar schafft es Schwester Euthymia bis heute, Generationen zu verbinden und als Vorbild im Gedächtnis zu bleiben. Auch für Straßenkünstler und Aufkleber-Verteiler.
Schwester Euthymia
Im Euthymia-Zentrum Münster gibt es mehr Informationen über die Selige. Zudem kann der Euthymia-Tag in Halverde, ihrem Heimatort, am 20. Juni ab 10 Uhr stattfinden. Veranstalter ist die Pfarrei St. Peter und Paul.