Geburtstag am 3. Dezember

Werner Thissen wird 80 - und hat manchmal Heimweh

Werner Thissen, früher Erzbischof in Hamburg und Weihbischof im Bistum Münster, wird am 3. Dezember 80 Jahre alt. Wie er den Tag verbringt, was er heute macht und welche Verbindungen er in seine Heimat hat.

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Seinen runden Geburtstag feiert der emeritierte Erzbischof Werner Thissen in aller Stille. Im Gegensatz zu früheren Festen, die er mit seinen Freunden in aller Öffentlichkeit beging. „Doch ich spüre, dass jetzt etwas anderes wichtig ist“, sagte er zu „Kirche+Leben“. Er wird an dem Tag in aller Stille eines Klosters in seinen Tagebüchern lesen, ob er dort einen roten Faden entdeckt. Zum Beispiel in Form der Begegnungen von Gott und den Menschen.

Nach seinen Wünschen gefragt, hofft er, dass er die Aufgaben, denen er seit seiner Emeritierung nachgeht, weiter erfüllen kann. Thissen hält für Priester und Ordensleute in anderen Bistümern Exerzitien. „Das habe ich schon als Sub­regens im Priesterseminar in Münster gemacht“, sagt er. Da­rüber hinaus freut er sich, dass er noch beweglich ist – sei es  zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. Thissen empfindet seine gute Gesundheit als Gnade, die er in den Dienst der Verkündigung stellt.

 

Pralle Biografie

 

Elf Jahre war Werner Thissen Erzbischof von Hamburg, 14 Jahre Misereor-Bischof, vier Jahre Weihbischof für die Region Borken/Steinfurt, 13 Jahre Generalvikar des Bischofs von Münster, acht Jahre Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Bischöflichen Generalvikariat Münster, ein Jahr Hauptabteilungsleiter Seelsorge, mehr als drei Jahre Subregens am münsterschen Priesterseminar, zwei Jahre Spiritual am Collegium Johanneum in Ostbevern („Loburg“), drei Jahre lang Kaplan in St. Joseph Dorsten.

Eine pralle Biografie für einen, der als Schüler im nieder­rheinischen Kleve seinem Tagebuch anvertraute, es sei „langweilig, Christ zu sein“, wenn schon, reize ihn Missionar! Er wurde es, zwar nicht im Urwald, aber als feinfühliger Seelsorger, der die Zeichen der Zeit erkannte und die Menschen mit ihren Sorgen ernst nahm. Thissen selbst nannte die Hamburger Jahre eine „sehr erfüllte Zeit“. Er war der zweite Hamburger Erzbischof. 2002 hatte ihn Papst Johannes Paul II. zum Nachfolger von Ludwig Averkamp ernannt. Sein Wahlspruch lautet „In Christo nova creatura – In Christus eine neue Schöpfung“.

 

Kommunikator Gottes

 

Sein Ziel ist es gewesen, Menschen zum Glauben zu führen oder sie darin zu bestärken. Die Überzeugung, dass die lebendige Kommunikation mit Gott und den Menschen Lebensqualität schaffe, hat seinen  Dienst geprägt.

„Wenn ich bei den Menschen bin, rede ich von Gott. Wenn ich bei Gott bin, spreche ich über die Menschen.“ So hat Werner Thissen sein Verständnis von Seelsorge beschrieben. Das Geheimnis von Thissens Seelsorge liegt in der persönlichen Begegnung. Ihr misst der emeritierte Erzbischof bis heute eine hohe Bedeutung bei. Das äußert sich nicht nur in der Fähigkeit, spontan ein Gespräch auch über Fußball zu führen – Thissen ist ein treuer Fan des Hamburger SV – sondern auch in den bistumsweiten Gesprächen über die Umstrukturierung der Gemeinden.

 

Der Kunst verpflichtet

 

Thissen ist seit jeher der Kunst zugetan. Er weiß um ihre Chance, tiefer in den Glauben zu führen. Er setzte sich für eine überzeugende Bildbotschaft in den Fenstern des Kapellenkranzes im Paulus-Dom ein, für die das Domkapitel den Glasmaler Georg Meistermann gewinnen konnte. Thissen hat sich als Buchautor einen Namen gemacht. Dabei verdeutlicht er seine Gedanken gerne anhand von Lyrik und Malerei.

Wie wichtig ihm Kunst und Kultur sind, zeigen seine Vorträge im Thalia-Theater, Gesprächsrunden mit Hamburger Kulturgrößen oder seine Laudatio über die Schriftstellerin Ulla Hahn. Mit den Stätten seines Wirkens ist der gebürtige Niederrheiner eng verwurzelt. Gerade habe er einen Artikel über den Begriff Heimat geschrieben und sich gefragt, wo seine Heimat ist. Seine Wurzeln entdeckt er, wenn er auf die Stadt Kleve zufährt und die Stiftskirche und die Schwanenburg in den Blick kommen.

 

Dem Bistum eng verbunden

 

Im münsterschen Palus-Dom habe er mit den Weihen seinen Auftrag erfahren und im Hamburger Mariendom seine größte Verantwortung übernommen. Alle drei Städte seien ihm ans Herz gewachsen. Oft empfinde er Heimweh nach den Orten, wo er gerade nicht sei, meint Thissen.

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