Die 47-Jährige führt jetzt den Pfarreirat von St. Johannes Molbergen

Wie Birgit Werrelmann mit WhatsApp die Kirche füllen will

Nach den Pfarreiratswahlen im Herbst haben vielerorts neue Köpfe Verantwortung übernommen. In Molbergen bei Cloppenburg zum Beispiel wählte das Gremium Birgit Werrelmann zur Vorsitzenden. Und die hat schon Pläne.

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„Endlich mal wieder ein Pfarrfest!“ Birgit Werrelmann lächelt und nickt. Die neue Pfarreiratsvorsitzende der St.-Johannes-Gemeinde im oldenburgischen Molbergen kann sich kaum an das letzte erinnern. „Mal sehen“, sagt sie und es klingt wie ein Plan.

Klar, so ein Fest bedeute viel Arbeit. Aber, so stellt die 47-Jährige dagegen: „Es bietet auch große Chancen“. Etwa für das weitere Zusammenwachsen der Gemeindeteile Molbergen und Peheim. Zehn Jahre nach der Fusion sei die Pfarrei da noch immer auf dem Weg.

 

Sie wünscht sich mal wieder ein Pfarrfest

 

Eine weitere Chance eines Pfarrfestes: „Wir bekommen uns gegenseitig mal wieder in den Blick. All die Helfer, in den verschiedenen Bereichen: Lektoren, Frauen, Senioren, Liturgiekreise. Man weiß sonst viel zu wenig voneinander. Dabei gibt es in der Gemeinde so viele, die ehrenamtlich mit anpacken.“

Birgit Werrelmann gehört selbst seit Jahren dazu. In der Ecke ihrer Küche steht eine Gitarre. Sie  spielt und singt bei Gottesdiensten in einer Gemeindeband. Vor einer Wand mit Familienfotos steht ein Tischchen. Darauf stapeln sich auch Broschüren und Handzettel aus der Pfarrei. Infos des Pfarreirates etwa, die Einladung zur geplanten Gemeindewallfahrt nach Altötting, der Pastoralplan.

 

„Es kommt auf jeden einzelnen an“

 

In der Kirchengemeinde Aufgaben zu übernehmen – das war immer selbstverständlich für die Mutter von zwei halbwüchsigen Töchtern. Schon früher, als sie selbst noch Jugendliche war. im oldenburgischen Essen.

„Wir haben dort Mädchengruppen gegründet, ich war jahrelang als Gruppenleiterin im Ferienlager auf Ameland dabei. Es war eine prägende Zeit“, sagt sie. Eine Zeit, in der ihr auch bewusst wurde: Es kommt in der Kirche  auf jeden Einzelnen an, besonders bei immer weniger Priestern.

 

Ihr Mann gehört zum Kirchenausschuss

 

Die Werrelmanns nehmen diese Erkenntnis als Auftrag. Ihr Mann gehört zum Kirchenausschuss. In der ehemaligen Grundschule der Molbergener Bauerschaft Ermke führt er einen Betrieb für Industrie-Elektronik. Im hinteren Teil des Gebäudes wohnt die Familie.

„Kirchenausschuss ist genau das Richtige für ihn«, sagt Birgit Werrelmann und lächelt, »anders als für mich!“. Sie hat das schon mal ausprobiert, 2002. Damals plante und verhandelte sie drei Jahre lang mit über Gebäude, Vermögen  und Verträge.

 

Geld und Zahlen waren nicht ihr Ding

 

„Aber das war nicht meins“, meint sie rückblickend und schüttelt den Kopf. Auch wenn sich die ehemalige Krankenschwester heute halbtags um die Buchführung der Firma ihres Mannes kümmert. In der Freizeit sollte es um etwas anderes gehen als um Geld und Zahlen!


Im Vorbereitungteam für besondere Gottesdienste macht Birgit Werrelmann (zweite von links) weiterhin mit. | Foto: Michael Rottmann

Etwas, das ihr das Gremium bot, das damals noch Pfarrgemeinderat hieß und heute Pfarreirat heißt. Sie machte gleich mit im Familienausschuss, bei Aktionen mit Kindern, bei Kinderbibeltagen oder der Kommunionvorbereitung – und hatte damit das Passende für sich gefunden.

 

Sie fühlte sich immer ernstgenommen

 

Sie brauchte auch nicht lange zu überlegen, als es jetzt um die Kandidatur zur neuen Vorsitzenden ging, nach zwölf Jahren als Mitglied. Schnell  stand für Birgit Werrelmann fest: Doch, das könne sie sich vorstellen.

Dass sie das reizt, hat auch damit zu tun, dass sie in Molbergen immer das Gefühl gehabt habe, als Ehrenamtliche ernstgenommen zu werden. „Das sehe ich zum Beispiel daran, dass es viele Projekte immer noch gibt, die wir angestoßen und auf den Weg gebracht haben.“

 

„Menschen mit Geldsorgen gibt es auch bei uns“

 

Pfarreiratsarbeit – das bedeutet für sie die Stärkung des Miteinanders, Planung von Fahrten, Feiern, Gottesdiensten. Aber auch, nicht nur ständig um sich selbst zu kreisen. Sondern auch die in der Gemeinde im Blick zu behalten, die nicht auf der Sonnenseite leben.

Die Pfarreiratsvorsitzende warnt: Man dürfe sich von der dörflichen Bauernhof- und Fachwerkidylle im Ort nicht täuschen lassen. „Menschen und Familien mit finanziellen Sorgen gibt es auch bei uns!“ Und die Pfarrgemeinde müsse sich auch um sie kümmern.

 

Sie setzt auf neue Ideen

 

In Molbergen macht das etwa der Familienausschuss, zum Beispiel mit einer Plätzchen-Back und Verkaufsaktion im Advent. Zusammen mit einer Spende der Landfrauen reichte der Erlös zuletzt für Weihnachtsgeschenke für 19 Molberger Familien.

Eine Sache reizt Birgit Werrelmann ganz besonders: Mit neuen Ideen Menschen wieder neu an die Kirche heranzuführen, die den Kontakt und den regelmäßigen Gottesdienstbesuch nicht mehr pflegen.

 

„Ich will mithelfen, dass die Kirche nicht noch leerer wird.“

 

Deshalb will sie auch in Zukunft in den Liturgiekreisen mitmachen, die regelmäßig besondere Gottesdienste in den Gemeindeteilen Molbergen und Peheim gestalten. Sie möchte Impulse geben, „mithelfen, dass die Kirche nicht noch leerer wird“, vielleicht sogar wieder etwas voller.

Scheu vor moderner Technik hat sie dabei nicht. Neuerdings schickt sie deshalb WhatsApp-Nachrichten mit Gottesdienst-Terminen an ihre Clique oder auch schon mal an einen weit größeren Kreis. „In der WhatsApp-Gruppe der Schützen, zu denen mein Mann gehört, sind Hunderte drin, die man schnell damit erreicht.“

Als neue Pfarreiratsvorsitzende hat sie  jetzt vier Jahre Zeit, ihre Ideen voranzubringen, auch die mit dem Pfarrfest. Man kann sich gut vorstellen, dass sie alles daran setzen wird. Nach ihrem Prinzip, „dass man die Arbeit auf viele Schultern verteilen muss“. Und kurz vorher mit einer WhatsApp-Nachricht: „Am kommenden Wochenende ist Pfarrfest. Denkt dran und kommt!“

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