Kirchenkino-Beispiele aus Emsdetten und Münster

Wie die Kirche zum Kinosaal wird – Tipps für Pfarreien

Filmvorführungen statt Gottesdienst – ob mit christlichen Blockbustern wieder mehr Besucher ins Gotteshaus kommen, probieren immer mehr Pfarrgemeinden aus. Im Vorfeld müssen sie rechtliche Dinge beachten.

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Wer in der Karwoche in die Kirche St. Joseph in Emsdetten geht, kommt nicht nur zum Beten: Traditionell zeigt die Gemeinde St. Pankratius immer vor Ostern drei ausgewählte Kino-Filme. Pastoralassistentin Simone Toszkowski und Kaplan Bernd Egger organisieren die Aktion, die bereits das fünfte Mal stattgefunden hat. „Über die verschiedenen Wahrnehmungsebenen des Films lassen sich Botschaften viel eindrücklicher transportieren als nur über das gesprochene Wort“, betont Bernd Egger.

Mit Erfolg: Mehr als 200 Leute kamen pro Abend in der Kirche, um beispielsweise „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ zu sehen. Der Oscar-prämierte, japanische Film handelte von dem Cellisten Daigo, der nach Auflösung seines Orchesters einen Neustart als Bestatter wagt. Bei freiem Eintritt konnten sich die Besucher den Film auf einer großen Leinwand mit Hochleistungsbeamer anschauen.

 

Gotteshaus als Kinosaal: Kulturkirchen im Trend

 

Das jährliche Kirchenkino ist für Kaplan Egger eine Veranstaltung mit Weitblick: „Einerseits wissen wir, dass immer weniger Leute einen klassischen Gottesdienst besuchen. Andererseits müssen wir schauen: Wie können wir Kirchengebäude, die aufgegeben werden, anders nutzen?“ Eine Kirche als Kinosaal könne er sich jedoch nicht vorstellen. „Filme mit einer christlichen Botschaft eignen sich gut für eine Projektwoche.“ Über ein ganzes Jahr würde das aber nicht funktionieren. „Dann schon eher eine Kulturkirche mit christlicher Botschaft, in der auch Konzerte und Lesungen stattfinden.“

Was kommt alles auf eine Gemeinde zu, die einen Film in ihrer Kirche zeigen möchte? „In Sachen Organisation arbeiten wir sehr gut mit dem örtlichen Kino zusammen“, sagt Egger. Mit Unterstützung der Firma „Pielage Showtechnik“ und dem „Cinetech“-Kino Emsdetten wurde die St.-Joseph-Kirche zwischenzeitlich zu einem Kinosaal.

Emsdetten.
Pastoralassistentin Simone Toszkowski und Kaplan Bernd Egger organisieren die Aktion in Emsdetten. | Foto: St. Pankratius, Emsdetten

1.500 Euro kostet die Technik. 450 Euro beträgt die Leihgebühr für die drei Filme, eine überschaubare Summe, da diese auch schon älter sind. Für Egger ist es wichtig, mit professionellen Dienstleistern zusammenzuarbeiten: „Das muss schon sein, um auch rechtlich sauber zu agieren.“ Von anderen Gemeinden wisse er, dass es Probleme mit den Filmtitel gab. Se durften nirgendwo erwähnt werden: „Wie soll man einen Film bewerben, wenn man den Titel nicht nennen darf? Das ist doch schräg“, findet Bernd Egger.

 

Kirchenkino: Probleme mit dem „Außenwerbeverbot“

 

An dieser Stelle greift das sogenannte „Außenwerbeverbot“.
Der Titel des Films, den eine Pfarrgemeinde zeigen will, darf nicht auf Plakaten und in Presseankündigungen verwendet werden, heißt es beispielsweise in einem Infoflyer des Katholischen Filmwerks in Frankfurt am Main. Die Einrichtung hat mehr als 1.000 Filme im Programm. Sie arbeitet unter anderem mit den evangelischen und katholischen Medienzentralen zusammen.

Das Filmwerk kümmert sich bundesweit um Lizenzen von Filmen für die Bildungsarbeit. Für nicht-gewerbliche öffentliche Filmvorführungen gelten bestimmte Werberichtlinien. Das hat nichts mit dem Urheberrecht zu tun, sondern mit den Verträgen zwischen Filmverleihern und den vermittelnden Agenturen wie etwa dem Katholischen Filmwerk. Damit sollen gewerbliche Kinos vor unrechtmäßigem Wettbewerb geschützt werden.

 

Kino-Titel nicht nennen

 

Wenn eine Pfarrei den Dokumentar-Film von Wim Wenders mit Papst Franziskus zeigen möchte, darf sie ihn auf ihrer Internetseite beschreiben, allerdings ohne den Titel zu nennen.

Kontakt zur Mediothek im Bistum Münster unter Telefon 02 51/4 95 61 66.

Wer Filme nutzen möchte, ist bei Julia Tüshaus von der Medio­thek des Bistums Münster richtig. Sie leitet die zentrale Verleihstelle, die neben Büchern und Zeitschriften auch viele Filme im Programm hat: „Das Interesse an Spielfilmen hat in den vergangen drei Jahren deutlich zugenommen“, sagt Tüshaus. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen der Fertigstellung der Pastoralpläne und den gestiegenen Ausleihen: „Die Gemeinden haben sich Gedanken gemacht, wie können wir besser auf Menschen zugehen? Film ist ein gutes Medium, um Menschen in die Kirche zu holen.“ Die beliebtesten Filme, die kostenlos ausgeliehen werden können, seien „Papst Franziskus“ und „Maria Magdalena“.

 

Aktuelles Kirchenkino in Heilig Kreuz, Münster

 

Wer einen Kino-Film in einer Kirche schauen möchte, ist ab Freitag, 24. Mai, in der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz Münster richtig. Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend startet dort ein Kino-Wochenende zum Thema Freundschaft.

Kirchenkino in Heilige Kreuz, Münster:
Freitag, 24. Mai: Genießen, Erleben, Begegnen! Komm, wann du willst. Geh, wann du willst. Aber komm! Für Jugendliche 18 Uhr Gottesdienst „Echte Freunde?!“, 18.45 Uhr Livemusik „Trinity“, Getränke, Nachos, Popcorn ab 19.15 Uhr Kirchenkino Überraschungsfilm.
Samstag, 25. Mai: für Erwachsene 18 Uhr Gottesdienst „Freundschaft – eine Seele in zwei Köpfen?“, 19 Uhr Livemusik „Trinity“ und Imbiss mit Wein, Käse und Oliven, ab 19.30 Uhr Überraschungsfilm 2.
Sonntag, 26. Mai: Kreuzkirchenkino für Familien ab 10.30 Uhr Familiengottesdienst „Und plötzlich waren wir Freunde“, um 11.30 Uhr Musik, Mittagessen und Kaffee, um 12 Uhr Kirchenkino, in dem ein Kind namens Zuccini die Hauptrolle spielt.

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