Hospizdienst Friesoythe besuchte eine Grundschule

Wie die Malteser Schulkindern den Tod nahebringen wollen

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Der Hospizdienst der Malteser in Friesoythe im Oldenburger Land hat mit Kindern einer Grundschule über Tod und Trauer gesprochen. Wie das geht, berichtet eine der Koordinatorinnen des Dienstes, Miriam Tebben-Fastje. Die gelernte Krankenpflegerin hat erlebt: Bei Kindern hilft nur Ehrlichkeit.

Wie redet man mit kleinen Kindern über den Tod?

Das hängt sehr stark von dem Alter der Kinder ab, da gibt es keine Standardlösung. Grundsätzlich gehen Kinder, wie an alles im Leben, auch an den Tod neugierig und unbedarft heran. Oft wollen sie einfach wissen, wie die Dinge funktionieren, also die Fakten wissen. Manchmal kann es aber auch total philosophisch werden, wenn es darum geht, was mit der Seele passiert. Man sollte nur eins sein: ehrlich. Kinder merken schnell, wenn man sie anlügt. Dann wirkt man unglaubwürdig und verliert ihr Vertrauen. Außerdem muss man den Tod kindgerecht erklären. Nicht jede Altersstufe kann die Endlichkeit gleichermaßen begreifen.

Wie lässt sich zum Beispiel vierjährigen Kindern der Tod von Angehörigen vermitteln?

Da geht das sehr stark über das Begreifen im wörtlichen Sinn. Denn sie haben da noch keine Vorstellung von Endlichkeit, sie verwechseln das oft mit Schlafen. Aber sie können es begreifen. Deshalb raten wir, Kinder nicht von Beerdigungen fernzuhalten und sie auch zum Bestatter mitzunehmen. Man kann sie die Verstorbene anfassen lassen, dann begreifen sie, dass sie sich anders anfühlt als lebende Menschen. Dass der Tod etwas anderes ist.

Warum sind Sie in die Grundschule gegangen?

Kinder zwischen sieben und zehn Jahren können schon etwas mit Endlichkeit anfangen. Auf jeden Fall verstehen sie: Nach dem Tod geht es nicht mehr weiter. Und nach dem Tod kommt keiner mehr zurück.

Miriam Tebben-Fastje
Miriam Tebben-Fastje vom Hospizdienst der Malteser in Friesoythe. | Foto: privat

Welche Erfahrungen machen Sie bei Ihren Gesprächen?

Kinder sind offen und verspielt in ihrem Denken. Während wir Erwachsene vieles oft zerdenken, nennen Kindern die Dinge beim Namen und fühlen sie auch genau so, wie sie in diesem Moment gerade sind. Das macht die Arbeit mit Kindern sehr spannend. In einem Moment können sie tieftraurig über den Tod ihrer Oma sein, im nächsten können sie sich an der Schönheit eines Maiglöckchens erfreuen. Darauf muss man in der Hospizarbeit mit Kindern gefasst sein.

Wie gehen heute junge Familien mit kleinen Kindern mit dem Thema Tod um?

Ganz unterschiedlich. Es gibt Familien, die sehr offen und ehrlich kommunizieren. Es gibt aber auch immer noch viele Familien, die ihre Kinder lieber vor dem Thema Tod und Sterben so etwas wie schützen wollen und sie deshalb abschirmen. Weil sie nicht wollen, dass sie traurig sind.

Wie steht es um Ihre persönlichen Erfahrungen mit Trauer und Tod? 

Natürlich habe ich auch meine eigenen Erfahrungen, genauso wie unsere Ehrenamtlichen. Jeder hat in seinem Leben Trauer und Tod und Abschiede verarbeiten müssen und bringt diese persönlich in seine hospizliche Haltung ein. Ich bringe die professionell wie privat ein.

Wieso auch professionell?

Ich habe Gesundheits- und Krankenpflegerin gelernt und später meine Ausbildung in der Palliativpflege gemacht. Ich habe sowohl Erwachsene als auch Kinder sterben sehen. Und wenn ich eins in meiner Zeit als Pflegekraft gelernt habe, dann, wie wichtig es ist, unseren Sterbenden zuzuhören. Nutzt die Zeit und redet miteinander! Auch wenn es für die Angehörigen manchmal sehr schwer ist.

Ambulanter Hospizdienst der Malteser
Die Malteser in Friesoythe versammeln in ihrem ambulanten Hospizdienst 48 Ehrenamtliche, die von drei Hauptamtlichen koordiniert werden, unter ihnen Miriam Tebben-Fastje. Acht dieser Ehrenamtlichen haben eine 80-stündige Zusatzausbildung für die Begleitung von Familien gemacht. Die älteste Begleiterin ist 84, die jüngste 33 Jahre alt. (fjs)

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