Nachgefragt in Telgte, Xanten, Liesborn und Münster

Wie die Museen im Bistum Münster den Lockdown packen

  • Wie sehr trifft der Lockdown Museen im Bistum Münster?
  • Eine Umfrage im "Relìgio" in Telgte, im Stiftsmuseum Xanten, in der Abtei Liesborn und in der Domkammer Münster.
  • Überraschung: In einem der Museen kamen 2020 sogar doppelt so viele Besucher wie im Jahr davor.

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Sorgenvoll schauen die Verantwortlichen der Museen im Bistum auf die kommenden Lockdown-Entscheidungen der Politik. Das vergangene Jahr war für viele von Ausfällen, Absagen und finanziellen Engpässen gekennzeichnet. Zum Teil wurden die Corona-bedingten Schließungen für lang liegengebliebene Arbeiten genutzt. Auch die Entwicklung digitaler Angebote spielte eine Rolle. Ein weiteres Jahr ohne Präsens-Ausstellungen aber ist für viele kaum denkbar. Die Planungen laufen vorsichtig – auf Sicht.

 

Digitalisierung im Relígio in Telgte

 

Museum Religio
Die Dauerausstellung im Museum Relígio in Telgte zeigt sakrale Kunst aus Westfalen. | Foto: Michael Bönte
www.museum-telgte.de

Das Museum Relígio für religiöse Kultur in Telgte hat in den vergangenen zwölf Monaten vor allem digitale Möglichkeiten geschaffen, mit denen Objekte im Internet präsentiert werden. 60 Werke können bereits auf der Homepage des Museums betrachtet werden. „Das ist noch nicht viel, aber ein guter Anfang, um weitere Objekte einzupflegen“, sagt Museumsleiterin Anja Schöne. „Andere Museen können auf diese Weise mögliche Leihgaben für ihre Ausstellungen recherchieren.“

Zudem gibt es digitale Führungen durch die Dauerausstellung über eine kostenlose App. Interessant ist das Angebot auch für Lehrkräfte, die diese Inhalte in ihren digitalen Unterricht einbinden können.

Das Programm für das laufende Jahr ist geplant, aber noch nicht genau terminiert. Es wird sich nach den Möglichkeiten richten, die von der Politik vorgeben werden. Auf dem Plan steht unter anderem eine Ausstellung mit dem Titel „Pessach – Von Exodus bis Covid-19“. Sie wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jüdische Studien der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) sowie Studentinnen der Kunstgeschichte an der WWU entwickelt.

Eine Sonderschau zum Thema „Geld und Glaube“ soll am 2. Mai starten. Zumindest bis zur Krippenausstellung am Ende des Jahres hoffen die Verantwortlichen in Telgte auf eine Normalisierung nach der Corona-Situation.

 

Xanten verdoppelt Besucherzahl

 

Stiftsmuseum Xanten
Das Stiftsmuseum Xanten liegt im gleichen Gebäudekomplex wie der Viktor-Dom. | Foto: pd
www.sankt-viktor-xanten.de

Erstaunliche Zahlen gab es für das Stiftsmuseum in Xanten für das Jahr 2020. Trotz langer Schließungszeiten konnte die Besucherzahl von 7.300 aus dem Jahr 2019 nahezu verdoppelt werden. Gründe dafür waren unter anderem freie Eintritte und eine veränderte Besucherführung durch den benachbarten Viktor-Dom.

Die Pandemiezeit wurde zudem genutzt, eine umfangreiche Neuaufstellung anzugehen. „Durch die Weiterentwicklung der Ausstellung wollen wir eine breitere Gruppe von Besuchern ansprechen“, erklärt Thomas Flammer, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im bischöflichen Generalvikariat Münster. Ein wissenschaftlicher Beirat mit Vertretern verschiedener Fachrichtungen arbeitet derzeit an einem neuen Konzept.

 

Umbauten im Museum Abtei Liesborn

 

Auch im Museum Abtei Liesborn für Kunst und Kulturgeschichte wurden die vergangenen Monate für viele Projekte vor und hinter den Kulissen genutzt. So wurde die Dauerausstellung mit sakralen Exponaten vom Mittelalter bis zur Neuzeit überarbeitet. Ein Teil des alten Klostergebäudes befindet sich seit dem Sommer 2020 im Umbau. Viel Zeit wurde auch in die Inventarisierung der mehr als 3000 Kunstobjekte gesteckt.

Museum Abtei Liesborn
Die Kreuz-Ausstellung im Museum Abtei Liesborn. | Foto: Michael Bönte
www.museum-abtei-liesborn.de

Die Sonderausstellung „Vier-Positionen“ mit zeitgenössischer Kunst konnte bislang nur digital betrachtet werden. Ob sie bis zu ihrem Ende im Mai noch einmal vor Ort zugänglich wird, ist noch offen. Ähnliche Unsicherheit besteht auch für die traditionellen Höhepunkt des Museumsjahres in Liesborn. „Die Museumsnacht am 10. April hat immer Fest-Charakter und ist damit stark abhängig von den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln“, erklärt die stellvertretende Museumsleiterin Jutta Desel.

Auch die Kammermusikabende, die ab dem 15. Mai stattfinden sollen, stehen deshalb noch in Frage. „Sie könnten in geänderter Form mit kleineren Zuhörer-Gruppen konzipiert werden.“ Die Termine und Formen weitere Ausstellungen etwa zu den Sieben Todsünden oder über das Werk des Künstler-Ehepaars Edith und Albert Stuwe sind noch ungewiss.

 

Domkammer Münster bleibt geschlossen

 

Domkammer Münster
Die Domkammer in Münster bleibt wegen baulicher Mängel vorerst geschlossen. | Foto: Michael Bönte

Auf die Situation der Domkammer in Münster hat die Pandemie indes keine Auswirkungen. Sie ist seit 2017 wegen baulicher Mängel geschlossen. Die Abteilung Bauwesen im Bischöflichen Generalvikariat wägt derzeit verschiede Möglichkeiten ab, die Ausstellung der Kunstschätze wieder zugänglich zu machen. Optionen sind unter anderem ein Umzug oder eine Sanierung. Konkret werde das aber erst 2022.

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