Unterstützung kommt, wenn niemand mehr Geld gibt

Wie die Stiftung St. Theresia Bedürftigen in Münster hilft

Für Menschen in Münster, die in einer Notsituation von keiner anderen Einrichtung mehr finanziell unterstützt werden, gibt es Hilfe in der Pfarrgemeinde St. Theresia. Ihr Einsatz ist vielfältig.

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Die junge Frau kam als allein erziehende Mutter aus Afrika, ihr Aufenthaltsstatus musste noch geklärt werden. Aber sie war voller Energie, wollte ihre Situation selbstständig in die Hand nehmen. Das tat sie mit Erfolg: Sie arbeitete, bekam einen Studienplatz, eine Wohnung und für ihren Nachwuchs einen Platz in einer Kindertagesstätte. Damit hatte sie sich eine gute Basis für ihr Leben in Deutschland geschaffen.

Dann aber gab es einen Engpass – einen kurzen, aber gravierenden. Für wenige Monate fehlte das Geld für die Miete. Und alles drohte einzustürzen. Und der Vermieter wollte ihr kündigen. Sie hätte auf der Straße gestanden, Studium, Arbeit und Grundversorgung wären in Gefahr gewesen. „Es gab keine Einrichtung, die in diesem Fall zuständig war“, sagt Sigrid Femi vom „Verband allein erziehender Mütter und Väter“ in Münster. „Durch ihren ungeklärten Aufenthaltsstatus stand sie außerhalb des sozialen Netzes in Deutschland.“

 

Schnelle, unbürokratische Hilfe

 

Doch es kam Hilfe. „Schnell, unbürokratisch, bedingungslos“,  beschreibt Femi die Unterstützung durch die Bedürftigenstiftung St. Theresia in Münster. „Einige hundert Euro, die für diese Frau aber die Welt bedeuteten.“ Sie konnte die Zeit überbrücken, bis sie selbst wieder neben dem Studium Geld verdienen konnte. Auch die Unterstützung durch Sozialleistungen lief irgendwann an. „Die Notsituation war überstanden – es konnte für sie weitergehen.“

Stiftung St. Theresia in Münster
Die Stiftung besteht nur aus dem ehrenamtlichen Vorstand mit Angelika Lemmen-Sternberg, Gerhard Warnking (Mitte) und Ulrich Greim-Kuczewski. | Foto: Michael Bönte

Es gibt viele ähnliche Fälle, die an die Stiftung herangetragen werden. Immer dann, wenn es keine Hilfen mehr von irgendeiner anderen Seite gibt, tritt sie auf den Plan. „Wir werden da aktiv, wo alle anderen sagen: Das können wir nicht mehr“, sagt Gerhard Warnking. Der Vorsitzende der Stiftung betont, dass diese Bedingung zuvor immer geklärt wird.

 

Fachwissen wird von außen geholt

 

Denn diese Klärung kann die Stiftung selbst kaum leisten. Sie besteht lediglich aus einen dreiköpfigen, ehrenamtlichen Vorstand. Allein das Pfarrbüro der St.-Theresia-Gemeinde unterstützt sie logistisch. Die Verantwortlichen der Stiftung haben ihr Angebot auf diese Voraussetzungen abgestimmt. „Wir arbeiten nur mit Organisationen zusammen, selbst die Anträge von Privatpersonen werden immer erst an diese weitergegeben“, sagt Warnking.Mit allen kooperierenden Einrichtungen werden zuvor intensive Gespräche geführt. „Dort sitzt das Fachwissen, dort können die Fälle geprüft und eingeordnet werden.“

Die Folge liegt auf der Hand: Kommt eine Anfrage, kann sich die Stiftung darauf verlassen, dass Bedürftigkeit vorliegt. Und dann kann es eben schnell und unbürokratisch gehen. Wie auch im Fall einer alleinstehenden Frau, die für eine lebenswichtige Behandlung in ein Krankenhaus musste. Sie hatte keinen finanziellen Mittel für die Versorgung ihres Hundes und niemanden, der sich um ihn kümmern konnte. Diese Fakten landeten auf dem Tisch der Stiftung, und binnen sechs Tagen waren 240 Euro für eine Hundepension überwiesen.

 

Kleine Beträge sind oft große Hilfen

 

„Die Vielfalt der Notsituationen ist groß – auch in einer wohlhabenden Stadt wie Münster“, sagt Warnking. „Oft sind es dann die kleinen Beträge, die eine große Hilfe bedeuten.“ 500 Euro Fahrtkostenzuschuss zur Mutter-Kind-Kur halfen bei der Erholung nach einer schweren Krankheit. 290 Euro für eine Geschirrspülmaschine waren entscheidend, dass sich eine Mutter trotz eines kranken Handgelenks weiter um ihre zwei Kinder kümmern konnte. Die Finanzierung einiger Führerscheinstunden für einen Flüchtling waren ausschlaggebend, dass er einen Job antreten konnte.

Aber sind es wirklich immer echte Notsituationen, die an Warnking und seine Mitstreiter herangetragen werden? „Vom Papier her gibt es sicherlich andere Lebenslagen, die auf den ersten Blick mehr berühren“, sagt er. „Die Not aber, die der einzelne Mensch erfährt,  kann daran nicht gemessen werden.“ Gerade bei dieser Einschätzung ist die Vorarbeit der Einrichtungen wichtig. „Wir erleben, wie sorgfältig das geprüft wird, bevor die Kooperationspartner an uns herantreten.“ Mit etwa 40 Institutionen arbeitet die Stiftung mittlerweile zusammen, darunter Pfarreien, Kindergärten, die Caritas und Sozialbüros.

 

Geld gibt es auch fürs Klavierspielen

 

Klassische Fälle gibt es kaum. Weil die Anfrage an die Stiftung immer erst ganz am Ende möglicher Hilfen steht, ergeben sich stets neue Sachlagen. Noch ein Beispiel: Eine junge Frau in einer Jugendhilfe-Einrichtung bekam Klavierunterricht, bis irgendwann das Geld dafür fehlte. Welche Stelle sollte dafür Finanzen bewilligen? Die Notwendigkeit lag nach Informationen der Betreuer auf der Hand, sagt Warnking: „Die Musik half ihr in ihrer Lebenssituation, sie machte enorme Entwicklungsfortschritte.“ Die Stiftung sorgte dafür, dass dies so blieb.

Auch Sigrid Femi vom Verband allein erziehender Mütter und Väter schätzt dieses Vertrauen in die eigene Arbeit. „Das ist fair und kommt genauso wertschätzend bei unseren Klienten an.“ Sie hat schon oft erlebt, dass durch die schnelle Hilfe der Stiftung wichtige Zeit zur Bewältigung von Problemen geschaffen wurde. „Dann konnten in Ruhe Lösungen gefunden werden, die eine langfristige Perspektive eröffnet haben.“

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