Leo Engenhorst koordiniert Angebote für Flüchtlinge

Wie die Ukraine-Hilfe weiterhin funktioniert - zum Beispiel in Bocholt

  • Mehr als ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine läuft vielerorts die Flüchtlingshilfe weiter.
  • Auch in Bocholt-Mussum kümmern sich zahlreiche Engagierte um die Menschen aus der Ukraine.
  • Einer davon ist Leo Engenhorst, der fast pausenlos im Einsatz ist.

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Auch für Leo Engenhorst (70) aus Bocholt-Mussum hat der Tag nur 24 Stunden, und die reichen seit Beginn des Ukraine-Kriegs kaum aus, um die vielen ehrenamtlichen Aufgaben zu erfüllen. Am 5. März 2022, kurz nach Kriegsausbruch, rief er die von ihm mitgegründete Initiative „Helfende Hände“ der Bocholter Pfarrgemeinde St. Josef auf den Plan, um zu Spenden für Ukrainer aufzurufen.

Die Bocholter wurden darum gebeten, mit ihren Spenden den unter dem Krieg leidenden Ukrainern zu helfen. Kurz darauf fuhren zwei Transporter mit dringend benötigten Hilfsgütern in das ukrainische Kriegsgebiet. Ein weiterer Transporter fuhr Mitte Januar mit medizinischen Hilfsmitteln, 100.000 OP-Masken, Generatoren und Krankenbetten, wärmenden Decken und Winterkleidung in die Stadt Ternopil in der Westukraine. Den Kontakt zu dieser Stadt hatte die seit 20 Jahren in Bocholt lebende Ukrainerin Halyna Oliynyk hergestellt. Leo Engenhorst koordinierte die Transporte.

Spenden durch Wohnungsauflösungen

Der Dezernent der Stadt Ternopil machte auf einer Deutschlandreise mit einer kleinen Delegation Halt in Bocholt, um sich persönlich für die „humanitäre, monetäre und persönliche Hilfe und Unterstützung“ bei der Organisation „Wir helfen gern“ und der Gruppe „Helfende Hände“ zu bedanken.

Zurzeit verbringt Engenhorst seine Tage mit Wohnungsauflösungen. „Die Adressen werden mir von den Angehörigen genannt, die fleißigen Ehrenamtler und ich machen uns auf den Weg und räumen alles aus. Mit einem Anhänger bringen wir alles, vom Rollator übers Bett bis zum Schrank mitsamt Tellern, in die große gemeinnützige Halle der Stadt Bocholt.“

Mehr als 600 Ukrainer in Bocholt

Den mehr als 600 ukrainischen Flüchtlingen, zumeist Frauen mit ihren Kindern und einigen Männern, wie auch den geflohenen Menschen aus anderen Ländern wird tatkräftig geholfen, in Bocholt Fuß zu fassen. „Eine Wohnung zu vermitteln und sie dann vom Herd bis zum Kochlöffel und oft einem Kreuz, über das sich die gläubigen Familien freuen, auszustatten, da packen wir alle mit an“, erklärt Engenhorst.

Der Bedarf an Hilfe ist seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sehr groß. Eine Gruppe der ukrainischen Frauen in Bocholt hilft ihren Landsleuten von hier aus. Die Frauen verarbeiten die vielen Kerzen aus den Haushaltsauflösungen zu Stumpen. Diese werden in die Ukraine verschickt, da viele Menschen in den umkämpften Gebieten dort keinen Strom haben und Licht benötigen.

Engenhorst schöpft Kraft aus dem Glauben

Für Leo Engenhorst, ehemaliger Landwirt und Vermessungstechniker bei der Stadt Bocholt, seit 30 Jahren in vielen Gremien und Vereinen ehrenamtlich tätig, ist weiterhin seine Kirchengemeinde Maria Trösterin in Mussum ganz wichtig. „Unsere dörfliche Gemeinde und Glaubensgemeinschaft ist mir eine Herzensangelegenheit. Daraus schöpfe ich Kraft.“ Für ihn ist klar: „Ohne den Rückhalt meiner Frau, die mich immer unterstützt und die Bestärkung durch meine Kinder und Enkelkinder, da wäre all das für mich gar nicht möglich.“

Als im März 2022 die ersten Hilfsaktionen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine starteten, sagte er zu seiner Frau: „In acht Wäeke bünt wi dormet dör!“ Er lacht: „So naiv war ich.“ Auch mehr als ein Jahr später steht die Hilfe für ihn noch immer an erster Stelle. „Ich kann dazu beitragen, dass es den Menschen, die in großer Not und Verzweiflung mit nichts als einem Koffer und Kindern an der Hand zu uns kamen, heute besser geht. Dafür lohnt sich die Arbeit. Das ist mein Lohn.“

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