Malteser am Niederrhein feiern zehn Jahre ambulanten Hospizdienst

Wie Ehrenamtliche Trauernde begleiten

„In der Trauer gibt es kein ›zu traurig‹, ›zu kurz‹, ›zu oft‹. Es gibt nur ein ›zu‹ und das ist das ›Zuhören“, sagt Bianca van Hardefeld. Sie ist Trauerbegleiterin beim Ambulanten Hospizdienst der Malteser am Niederrhein, der am Samstag sein zehnjähriges Bestehen feiert.

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Bianca van Hardefeld ist 43 Jahre alt. Sie ist verheiratet, hat einen 20-jährigen Sohn und arbeitet in einem IT-Unternehmen. Durch diese Tätigkeit hat die junge Frau vor sechs Jahren Kontakt zu den Hospizdiensten bekommen. Mittlerweile ist sie ausgebildete Trauerbegleiterin für Kinder, Jugendliche und junge Familien und arbeitet im Ambulanten Hospizdienst der Malteser am Niederrhein.

„Wenn man in der Hospizarbeit tätig ist und anderen Menschen davon berichtet, hört man oft Kommentare wie: ›Das könnte ich nicht‹ oder ›Das wäre mir zu traurig‹. Ich glaube, dass genau dieses ›zu‹ der Grund war, warum ich ehrenamtliche Trauerbegleiterin geworden bin“, begründet van Hardefeld ihren Entschluss, im ambulanten Hospizdienst zu arbeiten.

 

„Das wichtigste ist zuzuhören“

 

„In der Trauer gibt es meiner Meinung nach kein ›zu traurig‹, ›zu lange‹, ›zu kurz‹, ›zu wenig‹, ›zu viel‹, ›zu oft‹, ›zu fröhlich‹. Eigentlich gibt es nur ein ›zu‹ und das ist das ›Zuhören“, sagt die Sterbebegleiterin.

Bianca van Hardefeld ist eine von zahlreichen Trauerbegleiterinnen und -begleitern, die ehrenamtlich schwerkranke und sterbende Menschen sowohl zu Hause in ihren Familien als auch in Senioreneinrichtungen begleiten. Für sie ist dieses Engagement keine Last, sondern eine wertvolle Erfahrung.

 

Der Tod bleibt ein Tabu

 

Szenenwechsel: Markus B. (Name geändert) ist vor zwei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sein Körper ist voller Metastasen. Die Ärzte haben ihr Möglichstes versucht, doch die Erkrankung ist nicht mehr zu heilen. Markus wird sterben. Im Altenheim wird er nun täglich von einem Arzt und Schwestern des palliativen Dienstes betreut, die die Symptome seines Leidens lindern. Er hat selten Schmerzen, ist bei Bewusstsein, benötigt aber wegen seiner zunehmenden Schwäche oft Unterstützung.

Seine große Familie besucht ihn während des Tages. Sie weiß um die Schwere der Erkrankung von Markus, vermeidet aber seinen nahenden Tod zu thematisieren. Er akzeptiert das Tabu, über seinen Tod zu sprechen.

 

In den letzten Stunden beistehen

 

Mit einer Schwester spricht er manchmal über die Angst, dass nun sein Leben schon bald zu Ende sein wird. In den Abendstunden, wenn nötig auch in der Nacht, besuchen ihn ehrenamtliche Sterbebegleiter des Hospizdienstes.

Sie haben Zeit, bei ihm zu wachen und wechseln sich bei den Besuchen ab. Zwei bis drei Stunden – bis er müde wird – spricht Markus mit den Ehrenamtlichen über seine Ängste, seine Sorgen, über sein Leben, seine Arbeit, seine Familie und seine Freuden.

Das Sterben können sie nicht verhindern, aber sie stehen dem Sterbenden in den letzten Stunden bei.

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