Mitarbeiter im Hospiz St. Peter Oldenburg reagieren mit Gelassenheit

Wie ein Hospiz trotz Corona-Krise Jubiläum feiert

Eigentlich wollte das Hospiz St. Peter in Oldenburg im März sein 25-jähriges Bestehen feiern. Die Feiern wurden wegen Corona abgebrochen. Wie lebt in dieser Zeit ein Haus mit Menschen in der letzten Lebensphase?

Anzeige

Ein Hospiz feiert 25-jähriges Jubiläum – und gerät damit genau in die Corona-Zeit. So geschehen beim Hospiz St. Peter in Oldenburg. Dessen Leitung weiß der ungewöhnlichen Situation aber noch etwas Positives abzugewinnen. „Wir machen derzeit auf dem ganzen Planeten eine historisch einmalige Erfahrung der Konfrontation mit unserer Endlichkeit“, stellt dessen Geschäftsführer und Leiter, Andreas Wagner, fest. „Auch wir im Hospiz machen in diesen Wochen eine gemeinsame Erfahrung. Daraus wollen und werden wir lernen.“

Das Hospiz entstand aus einer Initiative, die in Form eines Vereins am 9. Juni 1995 ihre Arbeit aufnahm. 2010 wurde der Verein in die „Stiftung Hospiz Oldenburg“ überführt, das Hospiz-Gebäude wurde erweitert und von acht auf zwölf Betten aufgestockt. Das alte Innenstadt-Haus aus der Jugendstil-Zeit mit seiner modernen Inneneinrichtung und der besonderen Atmosphäre wurde der Stiftung von der katholischen Kirchengemeinde St. Peter geschenkt. Voriges Jahr wurden dort etwa 180 schwerkranke Menschen begleitet.

 

Das Hospiz ist ein geschützter Ort  

 

Wichtiger als das Gebäude aber ist der Geist des Hauses. „Unser Hospiz ist ein Ort, an dem die Bewohner die Dinge tun können, die sie getan hätten, wenn sie zu Hause wären“, beschreibt Wagner die Philosophie der Einrichtung. „Es ist ein geschützter Ort, an dem alle Beteiligten so sein können, wie sie möchten. Der Bewohner bestimmt, was in welchem Tempo und wie gemacht wird.“

Mit anderen Worten: Im Hospiz St. Peter versuchen alle, eine Art Hausgemeinschaft zu leben. Pflegekräfte und Patienten begegnen sich auf Augenhöhe, der Blick richtet sich auf den ganzen Menschen, nicht in erster Linie auf seine Krankheit. „Wir stellen Empathie und Achtsamkeit, Zurückhaltung und Entschleunigung in den Mittelpunkt“, betont der Leiter.  „Unser Ziel ist ein erfülltes Leben bis zuletzt.“

 

Parole: 25 plus 1

 

Und was ist mit dem Jubiläumsjahr? Findet es überhaupt statt?  Am 11. März wurde das Pilot-Schulprojekt „Aufbruch vom Leben“ mit elf weiterführenden Schulen aus Oldenburg und Umgebung gestartet, am 12. März fand im Staatstheater Oldenburg noch ein Benefizkonzert mit dem Luftwaffenmusikkorps Münster statt – und dann kam der Lockdown wegen Corona.

Inzwischen wurden der Festgottesdienst, der offizielle Festakt und ein Straßenfest, die alle im Juni hätten stattfinden sollen, auf nächstes Jahr verschoben. „Wir haben uns innerlich schnell vom Jubiläum verabschiedet und trauern dem auch nicht nach“, versichert Wagner entspannt. „Unsere Parole lautet jetzt: 25 plus 1.“  Doch die Hoffnung bleibt, dass wenigstens die Abschlussveranstaltung des Schulprojekts ebenso noch in diesem Herbst stattfinden kann wie ein geplantes Chorkonzert.  

 

Anfangs gab es Angst

 

Das Hospiz-Team hat sich schrittweise auf die Corona-Krise eingestellt. „Anfangs gab es bei uns vor allem Sorgen, Ängste und Unsicherheit, was da alles auf uns zukommt“, berichtet der Geschäftsführer. „Aber dann haben wir eine Strategie entwickelt und machen vieles gemeinsam, diskutieren ausgiebig und ringen um die jeweils beste Lösung.“

Das Verfahren sei eng mit dem Gesundheitsamt Oldenburg abgestimmt und beruhe auf „klaren, verlässlichen, transparenten Entscheidungen“. Der Erfolg: Es gab bis jetzt keinen einzigen Covid-19-Verdachtsfall und erst recht keine Infektion im Hospiz St. Peter. „Ein Besuchsverbot haben wir auch nicht verhängt“, berichtet Wagner. „Aber wir haben die Besuche der Angehörigen und Freunde auf ein angemessenes Maß reduziert.“  Vor allem hofft er, dass dem Hospiz im Jubiläumsjahr zumindest eines weiterhin erspart bleibt: dass der Notfallplan, der für den Fall einer Infektion entwickelt worden ist, aktiviert werden muss.

Anzeige