Ein Stück Normalität in Krisensituationen

Wie ein Kinderhospiz in Wilhelmshaven Karneval feiert

Ein Kinderhospiz ist ein Ort, an dem Kinder sterben. Wie Familien in solchen Situationen mit lustigen Feiern wie Karneval umgehen, erklärt Kim Friedrichs vom Kinderhospiz Joshuas Engelreich in Wilhelmshaven.

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„Wir sind keine Karnevalshochburg, das liegt aber weniger daran, dass wir ein Kinderhospiz sind, sondern eher an unserer norddeutschen Umgebung“, sagt Kim Friedrichs, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospizes Joshuas Engelreich in Wilhelmshaven. Die diakonische Einrichtung der „mission lebenshaus gGmbH“ bietet acht Plätze für erkrankte Kinder ab dem Säuglingsalter bis Mitte 20 und ihre Eltern und Geschwister. Botschafter der Einrichtung ist Prälat Peter Kossen, früherer Leiter des Offizialats Oldenburg, seit Januar leitender Pfarrer in Lengerich.

Hintergrund:
Hier gibt es weitere Informationen
über die Arbeit des Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe; und über die Arbeit des Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Himmelreich in Wilhelmshaven.

„Bei uns wird natürlich auch gelacht“, sagt Kim Friedrichs, „hier herrscht das pralle Leben, wenn auch sehr konzentriert, mit allem was dazu gehört. Es wird gelebt, gelacht, geweint und getrauert“.

 

Musik und Luftballons

 

Karneval wird im Kinder- und Jugendhospiz seit seiner Eröffnung im August 2014 jedes Jahr gefeiert. Der Aufwand für die Party hängt allerdings stark davon ab, in welcher Situation sich die Kinder befinden. „Wir haben viele Kinder, die beatmet werden müssen. Häufig verbessert sich ihr Zustand, während sie bei uns sind, auch aufgrund des Meeresklimas.“ Wenn viele Geschwisterkinder mitfeiern, dann geht es mitunter hoch her. „Meistens gibt es Musik, und wir schmücken die Räume mit Luftschlangen und Luftballons“, berichtet die Erziehungswissenschaftlerin. Im letzten Jahr hat außerdem eine Praktikantin die Kinder richtig toll geschminkt.“

 

Anlaufstelle für Familien aus ganz Deutschland

 

Eine Familie, die aus einer Gegend stammte, in der traditionell viel Karneval gefeiert wurde, habe es sehr genossen, auch in dem Kinderhospiz so ein Fest zu feiern: „Ihnen war es sehr wichtig, mit ihrem Kind wie sonst auch Karneval zu erleben.“ Das Hospiz ist Anlaufstelle für Familien aus ganz Deutschland. Den Familien, die sich meistens in Krisensituationen befinden, „möchten wir hier bei uns ein Stück Normalität ermöglichen“, sagt Kim Friedrichs.

Oft sei es so, dass die Familien für einige Wochen in das Kinder- und Jugendhospiz kämen, um sich eine Auszeit von der Pflege ihrer Kinder zu nehmen und Kraft zu tanken. „Viele Kinder kommen über Jahre hinweg immer wieder. Ihre Eltern können hier auftanken, wieder als Paar auftreten und sich gemeinsam erholen.“ Kim Friedrichs fasst zusammen: „Da gehört so ein Fest wie Karneval durchaus dazu.“

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