Freiwillig Engagierte in Bocholt im Einsatz

Wie Familienpaten junge Eltern im Alltag entlasten

  • Familienpaten nehmen sich ehrenamtlich Zeit für junge Familien und Alleinerziehende.
  • In Bocholt beispielsweise helfen 18 Patinnen bei der Bewältigung des Erziehungsalltags.
  • Der Einsatz ist zeitlich auf ein Jahr begrenzt, mit einem wöchentlichen Kontakt von zwei bis vier Stunden.

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Shobana Pirasanna ist froh, Monika Schneiders kennengelernt zu haben: „Sie gehört praktisch zur Familie. Sie hat uns geholfen, als unsere Kinder klein waren. Ohne sie hätten wir vieles nicht geschafft“, sagt die 41-jährige dreifache Mutter.

Seit zwölf Jahren lebt die aus Sri Lanka stammende Familie Pirasanna in Bocholt und hat vor einigen Jahren über ein Angebot des Caritasverbands Monika Schneiders getroffen, die als Familienpatin freiwillig engagiert ist und über ein Jahr wöchentlich zwei bis vier Stunden die junge Familie in ihrem Erziehungsalltag unterstützte. Aus dem Kontakt ist eine bleibende Verbindung entstanden.

Kostenloses Hilfsangebot gegen Überforderungen

„Das ist zwar nicht immer so, aber in diesem Fall freue ich mich über die weiteren regelmäßigen Treffen“, sagt die 57-jährige Schneiders, die in Teilzeit als Industriekauffrau arbeitet. „Es ist ein schönes Ehrenamt. Ich will etwas Sinnvolles tun. Die Gruppe der Familienpatinnen trifft sich regelmäßig. Ich habe viele nette Familien und viele andere Engagierte kennengelernt.“

Die Familienpaten sind ein niedrigschwelliges, freiwilliges und kostenloses Hilfsangebot im Rahmen der Frühen Hilfen für Familien und Alleinerziehende, deren jüngstes Kind unter drei Jahre alt ist. Ziel ist es, familiären Überforderungen entgegenzuwirken. Die Hilfe wird ausschließlich durch freiwillig Engagierte geleistet und ist kein Ersatz für professionelle Hilfe.

Zeit für wichtige Termine

Olivia Papenberg (links) und Nicola Eisenbart koordinieren beim Caritasverband Bocholt die Hilfen der Familienpaten. | Foto: Johannes Bernard
Olivia Papenberg (links) und Nicola Eisenbart koordinieren beim Caritasverband Bocholt die Hilfen der Familienpaten. | Foto: Johannes Bernard

Kontakt zur Vermittlungsstelle des Caritasverbands Bocholt bekam Shobana Pirasanna über die Leiterin der Tageseinrichtung für Kinder, als dieser auffiel, dass ein Sohn logopädische Behandlungen benötigte. „Da war ich sehr froh, Monika Schneiders an meiner Seite zu haben. So konnte ich ohne Stress mit meinem Sohn die Termine für die Logopädie wahrnehmen“, sagt Shobana Pirasanna.

Zu festgelegten Zeiten kam die Patin in die Familie, betreute den zweiten Sohn. Als das dritte Kind zur Welt kam, war sie wieder zur Stelle und übernahm für eine gewisse Zeit die Fürsorge der Kinder. „Das ist nicht zwar nicht die Aufgabe einer Familienpatin und kommt natürlich nicht jeden Tag vor. Aber ab und zu entwickelt sich ein schönes Vertrauensverhältnis“, sagt die freiwillig Engagierte.

Einsatz der Familienpaten ist zeitlich begrenzt

Der Einsatz einer Familienpatin ist zeitlich befristet – in der Regel auf ein Jahr, mit einem wöchentlichen Kontakt von zwei bis vier Stunden. Wie die beiden Caritas-Koordinatorinnen für Familienpaten in Bocholt, Rhede und Isselburg, Olivia Papenberg und Nicola Eisenbart, betonen, sind die Aufgaben der Patinnen definiert.

Danach helfen die Patinnen bei der Bewältigung des Erziehungsalltags, sie entlasten, in dem sie sich um die Kinder kümmern, sie begleiten zum Arzt oder zu anderen Terminen oder haben einfach Zeit, wenn einmal in der Familie ein Einkauf oder ein Friseurtermin ansteht.

Steigender Bedarf

Wie Papenberg sagt, steigt der Bedarf: „Wenn Eltern die Auszeiten fehlen, in denen sie Kraft schöpfen können, geraten Familien leicht in Überforderung. Bei manchen Familien stehen Angehörige und Freunde bereit und unterstützen im Alltag. Oft fehlen diese Netzwerke aber. Gerade dann ist die Hilfe von Familienpaten wichtig.“ Gemeinsam mit Nicola Eisenbart, die bei der Caritas für die Vermittlung in den Orten Isselburg und Rhede zuständig ist, kümmert sich die 37-jährige Sozialpädagogin um die Freiwilligen in Bocholt.

Dort helfen 18 Patinnen bei der Bewältigung des Erziehungsalltags. In Rhede und Isselburg sind es zehn Frauen, die die Familien besuchen. Gefördert wird die Hilfe vom Kreis Borken.

Austauschtreffen und Dankeschön-Nachmittage

Wie Nicola Eisenbart betont, kann jede Familie diese Art von Unterstützung in Anspruch nehmen: „Es hat nichts mit dem Einkommen oder der sozialen Stellung der Familien zu tun, wenn Hilfen angesagt sind. Es geht einzig darum, Familien im Alltag zu entlasten und für sie Zeit zu haben.“

Die beiden Koordinatorinnen begleiten die Familieneinsätze, sorgen für eine gute Passung zwischen Familie und Pate und bieten Austauschtreffen an. Die freiwillig Engagierten werden auf ihre Aufgabe vorbereitet und sind während ihres Ehrenamts versichert. „Regelmäßige Dankeschön-Nachmittage gehören dazu“, sagt Eisenbart. Und für Monika Schneiders steht fest: „Ich mache weiter mit meinem Ehrenamt.“

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