Kirche+Leben Lexikon

Wie finanziert sich ein Krankenhaus?

Vier Fragen und Antworten zur Krankenhaus-Finanzierung.

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Finanziert die Kirche ihre Krankenhäuser selbst?

Ein katholisches Krankenhaus erhält im laufenden Betrieb kein Geld von der Kirche. Auch ein katholisches Krankenhaus ist ein Wirtschaftsbetrieb, der seine laufenden Kosten selbst deckt.

Die Krankenkassen zahlen für die Behandlung eines Patienten an das Krankenhaus eine bestimmte Summe: die so genannte Fallpauschale. Die unterscheidet sich nach der Krankheit der Patienten; für eine Hüftoperation bekommt ein Krankenhaus weniger als für eine Nieren-Transplantation. Ein zentrales Institut auf Bundesebene hat einen Katalog von 1200 solcher Pauschalen festgelegt.

Den durchschnittlichen Grundwert für ein Bundesland handeln Krankenkassen und Krankenhausgesellschaften eines Bundeslandes jedes Jahr neu aus. An diesem durchschnittlichen Grundwert von 1,0 richten sich die Zahlungen der Kassen aus.

Für eine Geburt bekommt ein Krankenhaus in Niedersachsen zum Beispiel 0,5 des Grundwertes, für eine Hüftoperation 2,3 und für eine Lebertransplantation 34,5. Beim konkreten, jedes Jahr neu verhandelten Grundwert kann das bedeuten: Für die Geburt bekommt das Krankenhaus 1500 Euro, für die Hüftoperation 7000 Euro und für die Transplantation 100.000 Euro.

Bis vor zwei Jahren wurden auch die Pflegekosten über diese Pauschalen abgerechnet. Inzwischen bekommen die Krankenhäuser ihre Pflegekosten aber komplett erstattet, eine Erleichterung vor allem für kleine Krankenhäuser.

Für Investitionen, wenn ein Krankenhaus sanieren oder bauen will, zahlt die jeweilige Landesregierung einen so genannten Investitions-Zuschuss. Diese Fördermittel decken in der Regel nicht alle Kosten. Die Krankenhäuser brauchen also noch eigene Mittel.

Wann kommt ein Krankenhaus in Finanznot?

Aus dieser Fallpauschale wird klar, dass ein Krankenhaus für hohe Einnahmen zwei Dinge braucht: viele Patienten und komplizierte Fälle. Eine normale Grundversorgung, wie sie Krankenhäuser auf dem Land liefern, bringt in der Regel nicht allzu viel an Einnahmen. Für die Behandlung einer werdenden Mutter oder eines entzündeten Blinddarms fließt nämlich weniger Geld als für komplizierte Operationen oder Erkrankungen wie ein schwerer Schlaganfall.

Die aber werden oft in darauf spezialisierten Fachabteilungen großer Krankenhäuser behandelt – meist in größeren Städten. In Delmenhorst etwa haben Fachleute für das katholische Krankenhaus ausgerechnet, dass nur fünf von zehn Patienten aus der Stadt in dieses Krankenhaus gehen. Es müssten nach aller Regel jedoch acht von zehn sein. Die anderen gehen in Krankenhäuser in Oldenburg oder Bremen. Ein solcher Patientenschwund, gleich aus welchem Grund, kann ein Krankenhaus schnell an den finanziellen Abgrund bringen. Es braucht noch nicht einmal – wie in Delmenhorst – das schlechte Image nach den Verbrechen des so genannten Todespflegers.

Wie kann ein Krankenhaus Geldprobleme vermeiden?

Viele Krankenhäuser auf dem Land suchen deshalb einen Ausweg, indem sie so genannte Zentren gegründet, jenseits der Grundversorgung. Diese Zentren sind auf bestimmte Krankheiten ausgerichtet: etwa die Behandlung von Frühgeborenen, für Knochen- oder neurologische Erkrankungen oder die Krebschirurgie. Diese Zentren ziehen in der Regel Patienten über den normalen Betrieb hinaus an und erwirtschaften so zusätzliche Einnahmen.

Medizinische Fachgesellschaften wie die Deutsche Krebsgesellschaft und bundesweite Aufsichtsgremien legen die Vorgaben für solche Zentren fest und überprüfen sie. Diese Vorgaben können in der Personalstärke und bestimmten Standards liegen. Das Piushospital Oldenburg etwa stellte für sein Krebszentrum einmal zehn zusätzliche Vollzeitkräfte ein. Entscheidend ist aber: Die Krankenhäuser müssen eine bestimmte Mindestmenge von Fällen im Jahr behandeln.

Das Problem: Wird eine der Vorgaben nicht mehr erfüllt, dürfen die Leistungen – etwa die aufwändige Behandlung eines schweren Schlaganfalls – sofort nicht mehr erbracht werden. Nicht nur ein Schaden für das Krankenhaus, sondern auch eine Gefahr für Patienten, die dann weiter entfernte Fachkliniken suchen müssen.

Warum ein Krankenhaus auf dem Land erhalten?

Fachleute rechnen mit einer Krankenhaus-Bettendichte: Betten pro 100 000 Einwohner. Im Bundesdurchschnitt sind es 611. Nordrhein-Westfalen liegt mit 675 darüber, Niedersachsen mit 525 weit darunter auf dem zweitletzten Platz aller Bundesländer. Würden dort weiter Betten abgebaut, wäre die Krankenhausversorgung auf dem Land weniger nah bei den Menschen. Im Landkreis Diepholz etwa (200.000 Einwohner zwischen den Stadtgrenzen von Osnabrück und Bremen) können schon jetzt Frauen nicht mehr stationär entbinden.

Grundsätzlich sind Krankenhäuser auf dem Land auch für die Notfallversorgung wichtig; Patienten mit Herzinfarkt etwa können nicht über viele Kilometer in ein Großkrankenhaus in der Stadt gebracht werden.

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