Frauen in Steinfurt fertigen und verkaufen nachhaltige Einkaufsnetze

Wie gehäkelte Einkaufsnetze Menschen in Uganda helfen

  • Jedes Jahr im Sommer hilft ein Priester aus Uganda in der katholischen Pfarrei Steinfurt aus
  • Er wiederum finanziert mit Spenden aus Deutschland Hilfsprojekte in Uganda.
  • 2020 konnte Paul Masolo nicht nach Steinfurt kommen, Geld floss aber trotzdem – dank einer Handarbeits-Aktion.

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Ein Band der Freundschaft verbindet Uganda und die Katholiken in Steinfurt: Seit 1996 übernimmt Monsignore Paul Masolo jedes Jahr die Sommervertretung in der Kirchengemeinde: „Wir freuen uns immer, wenn er kommt und uns unterstützt“, sagt Pastoralreferentin Andrea Wesselmann. „Leider konnte er vergangenes Jahr aufgrund der Pandemie nicht anreisen, und ob es in diesem Jahr klappt, steht noch in den Sternen.“

Für den Priester aus Uganda und seine Hilfsprojekte bedeutete das einen Totalausfall. Als Regens und Seminardirektor des überdiözesanen Priesterseminars in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, betreut der promivierte Theologe zahlreiche Projekte für die arme Bevölkerung.

 

Wie Paul Masolo hilft

 

„Er hat in seiner Heimat viel an Infrastruktur aufgebaut, eine Schule, aber auch einen Brunnen, um die Trinkwasserversorgung zu verbessern. Eine Ausgabestelle für Lebensmittel für notleidende Familien hat Paul ebenfalls eingerichtet“, weiß Rita Becker, die sich ehrenamtlich in der Kirchengemeinde engagiert.

Ein bisschen dichter weben jetzt Frauen der Steinfurter Kirchengemeinde das Netz der Freundschaft: „Wir wollten ihn auch weiterhin irgendwie unterstützen, und so bin ich auf die Idee mit den Einkaufsnetzten gekommen“, sagt Andrea Wesselmann, die selbst gerne häkelt.

 

300 gehäkelte Netze verkauft

 

So kamen in hunderten von Arbeitsstunden über 300 alternative Netze zusammen, die innerhalb von drei Wochen für den guten Zweck im örtlichen Bücherladen, einem Lebensmittelgeschäft und auf dem Wochenmarkt verkauft wurden. Die farbenfrohen Netzte lassen sich bequem verstauen und sind für den Einkauf schnell zu Hand.

„2.600 Euro haben wir erhäkelt, dazu kamen noch weitere Spenden“, freut sich die Pastoralreferentin über den Erfolg der Aktion. „Abends haben viele Menschen mehr Zeit. Handarbeiten entspannt wunderbar und lenkt ab“, so die Pastoralreferentin. Auch Rita Becker hat fleißig mitgemacht: „Viele unterstützen uns auch, indem sie die Wolle und Garne spenden.“

 

Möglichkeit des Plastikverzichts

 

Den Frauen war es auch wichtig, den Gedanke der Nachhaltigkeit weiterzuspinnen, den die Gemeinde bereits auf lokaler Ebene fördert. Fair gehandelter Kaffee, der zum Beispiel auf Veranstaltungen ausgeschenkt wird, gehört zum Standard. Auch sonst wird für die Pfarrei über den ökumenischen Eine-Welt-Laden in Burgsteinfurt eingekauft.

Mit den Häkel-Netzen soll auch auf Plastikverzicht aufmerksam gemacht werden: „Wir haben hier in Burgsteinfurt jetzt einen Unverpackt-Laden, der auf Verpackungsmüll verzichtet. Man kann Waren in mitgebrachte Gefäße abfüllen und mit so einem praktischen Einkaufsnetz unkompliziert nach Hause tragen“, berichtet Andrea Wesselmann.

 

Frauen lassen Paul nicht fallen

 

Monsignore Paul Masolo reist jedes Jahr als Urlaubsvertretung nach Steinfurt. | Foto: privat
Monsignore Paul Masolo. | Foto: privat

Konkret kommt der Erlös der Netz-Häkel-Aktion einer Großfamilie zugute, deren Vater Opfer eines Überfalls wurde, wie Paul Masolo der Steinfurter Kirchengemeinde in einem langen Brief schilderte: „Ich transportierte ihn ins Krankenhaus und bezahlte seine Operation. In Uganda gibt es keine Krankenversicherung. Alles muss bezahlt werden. Zum Glück habt ihr mir Geld geschickt. Ich habe einen Teil dieses Geldes verwendet, um seine Operation und Medikamente zu bezahlen.“

Das Überfall-Opfer hat eine Frau und zehn Kinder, die auf ihn angewiesen sind: „Er ist ein armer Mann, und wenn ich ihn ohne Hilfe gelassen hätte, wäre ihm das Bein amputiert worden. Euer Projekt ,Häkeln für Uganda` hilft mir, ihn und seine Familie zu unterstützen“, so „Paul“, wie die Steinfurter ihn vertraut nennen. Die Frauen in der Kreisstadt jedenfalls lassen ihn und keine Masche fallen und häkeln weiter Einkaufstaschen für Masolos Hilfsprojekte in Uganda.

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