Als Büttenredner in Damme und Issum

Wie Kaplan Christoph Hendrix Seelsorge und Karneval verbindet

Rosenmontag ist in Damme eine Woche früher als an Rhein und Main. Beim örtlichen Karneval ist der Kaplan von St. Viktor, Christoph Hendrix, immer dabei. Warum er sich neben seiner Arbeit als Seelsorger über Monate in das bunte Treiben stürzt.

Anzeige

„Spätestens am 11.11. bin ich auf Betriebstemperatur.“ Christoph Hendrix ist Kaplan in Damme, der 11. November krempelt für ihn und die ganze Gemeinde alles um: Die Karnevalszeit beginnt. Hendrix ist mittendrin, seit er 2015 nach St. Viktor kam.

Hendrix steht inzwischen auch auf der Bühne, zusammen mit Jörg und André von der Heide. Die hatten ihn vor drei Jahren um Hilfe für ihren Auftritt gebeten. „Da habe ich natürlich spontan zugesagt“, berichtet der Kaplan; auf der Galasitzung der „Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614“ gab er da seine Büttenpremiere. Seitdem sind Hendrix und der Dammer Karneval praktisch unzertrennlich. Auch in dieser Session tritt er wieder mit An­dré und Jörg von der Heide auf.

 

Er kennt den Karneval vom Niederrhein

 

Unzertrennlich – das ist kein Wunder. Denn Kaplan Hendrix kennt den Karneval schon seit seiner Kindheit. In seiner Heimat Issum am Niederrhein stand er mit 16 Jahren das erste Mal in der Bütt. „Als Kind mochte ich den Karneval erst nicht, aber dann ist der Funke übergesprungen“, erinnert er sich.

Inzwischen hat er in der Session einen vollen Kalender, tritt auf der Bühne in Damme und Neuenkirchen auf und spielt Trompete in einem Karnevals­orchester.

Und er hält Kontakt zu seiner Heimat Issum: Dort tritt er mit einer Büttenrede bei der „Ko & Ka Spielerschar 1954 Issum“ auf – den Narren der Kolpingsfamilie und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Ort.

 

Schon eine Woche früher

 

Hendrix kommt es da nur gelegen, dass der Dammer Karneval schon eine Woche vor den rheinischen Kollegen seinen Höhepunkt findet. Denn: Der Dammer Karnevalsumzug geht seit 1892 eine Woche früher als in den anderen Fastnachtshochburgen durch die Stadt. Damals hatte der Pastor auf das Karnevalswochenende bewusst ein Vierzigstündiges Gebet gelegt – in Sorge um Sitte und Moral in der Stadt. Die Narren aus Damme, damals schon mit gut 300 Jahren Karnevalstradition, wussten sich zu helfen: Sie setzten ihren Karnevalsumzug einfach eine Woche früher an. Dabei ist es geblieben.

In Zivil vor dem Viktordom Damme: Kaplan Christoph Hendrix. | Foto: Jan Röttgers
In Zivil vor dem Viktordom in Damme: Kaplan Christoph Hendrix. | Foto: Jan Röttgers

Kaplan Hendrix beginnt schon immer im September mit den Vorarbeiten für seine Karnevalsauftritte, neben seinen Aufgaben als Seelsorger. Beides verträgt sich, glaubt er: „Frohsinn ist ein großartiges und wichtiges Ventil für alle Menschen“, sagt er. Für ihn gehören Karneval und Kirche „von ihrer Tradition her einfach zusammen“.

 

Er trifft Menschen ohne Nähe zur Kirche

 

Als Seelsorger spüre er immer wieder: „Im Karneval treffe ich viele Menschen, die sich nicht unbedingt alle in die Kirche verlaufen würden. Auch so wachsen Beziehungen im Glauben.“ Hendrix nennt das „Geh-hin-Seelsorge“ – wenn die Kirche sich so normal zeige, dass sie auch Menschen erreiche, die keine Kirchgänger sind.

An einem bestimmten Tag braucht sich der Kaplan aber keine Sorgen um eine volle Kirche zu machen: Am Samstag, dem 23. Februar, begehen die Dammer Narren den so genannten „Fastnachts-Heilig­abend“.

Da feiern sie ihr Karnevalshochamt, zum Teil sogar in Reimen. Anderthalbtausend Gläubige drängen sich dann in der Kirche. Höhepunkt und Abschluss in der närrischen Zeit ist für Kaplan Christoph Hendrix sein Einsatz beim Dammer Rosenmontagszug. Dort geht er dann im „Zauberhaften Doppeldutzend“ mit.

Anzeige