Katholische Pfarrei in Neuenkirchen geht zu Halloween neue Wege

Wie Kinder mit Disney Allerheiligen feiern können

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Allerheiligen und der Zeichentrickheld Feuerwehrmann Sam – in St. Anna Neuenkirchen im Kreis Steinfurt geht das wunderbar zusammen. Pastoralreferentin Maria Ramrath erläutert, was das Team der Offenen Kinderkirche sich ausgedacht hat.

Frau Ramrath, ist Allerheiligen heute für Familien mit Kindern noch präsent?

Ich kenne keine junge Familie, die dieses Fest noch bewusst feiert oder überhaupt den Tag als Festtag wahrnimmt. Halloween überschattet alles, das ist jetzt gar nicht als Vorwurf gemeint. Kinder finden das Gruselfest natürlich toll, sie dürfen sich verkleiden und bekommen Süßigkeiten. Manche Familien gehen zum Friedhof und gedenken ihrer Verstorbenen, aber das wäre ja dann genau genommen Allerseelen und nicht Allerheiligen.

Jetzt feiert Ihre Pfarrei Allerheiligen mit den Disney-Figuren Anna und Elsa und dem Zeichentrickhelden Feuerwehrmann Sam. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Das kam tatsächlich durch Corona. Wir haben vor dem Lockdown alle zwei Monate eine klassische Kinderkirche gefeiert. Da das nicht mehr möglich war, haben wir nach einer Alternative gesucht, um den Kontakt zwischen den Familien mit Kleinkindern und der Kinderkirche aufrecht zu erhalten. Vor Corona haben wir schon Offene Kinderkirchen an Heiligabend und in der Osterzeit angeboten und diese „alte“ Idee jetzt aufgegriffen. Allerheiligen als Termin hat sich uns quasi vor die Füße geworfen. Die Idee hinter den „heiligen Helden“ ist, den Kindern über ihre Alltagshelden einen Bezug zu „alten“ Heiligen zu vermitteln. Feuerwehrmann Sam ist total angesagt bei den Dreijährigen. Er lässt sich zum Beispiel gut mit dem heiligen Florian in Verbindung bringen, der ja der Schutzpatron der Feuerwehrleute ist.

Was erwartet die Familien bei der Offenen Kinderkirche zu diesem Feiertag?

Maria Ramrath
Maria Ramrath | Foto: privat

Wir haben ein ehrenamtliches Team von sieben Müttern, die diese Kinderkirche corona-gerecht planen und am Sonntag, Stand jetzt, auch durchführen. Es gibt fünf Stationen in unserer Pfarrkirche. Sie sind zwar entsprechend der Helden gestaltet, aber es geht jeweils um einen Heiligen. Die Familien bekommen eine kindgerechte Information und können eine kleine Aktion machen. Die Eltern erhalten eine Broschüre mit den vorgestellten Heiligen. Unserer Pfarrei trägt den Namen St. Anna, so heißt auch eine Hauptfigur in dem beliebten Disney-Film „Frozen“. Die Kinder erfahren dann bei uns, dass es auch eine andere Anna gibt, nämlich die Oma von Jesus. Maria wird natürlich auch vorgestellt, das machen wir über die Marienkäfer-Heldin „Lady Bug“, ebenfalls eine TV-Serie. „Maria ist die Beschützerin, zu der ihr immer sprechen könnt, wenn ihr traurig seid“, möchten wir den Kindern vermitteln. An einer anderen Station dürfen die Kinder, wie ihre Helden, das Jesuskind „retten“ und in eine Krippe legen. Wir knüpfen mit unserer Offenen Kinderkirche direkt an die Lebenswelt der Kinder an. Sie dürfen sich als Held oder Heiliger verkleiden und zum Beispiel auf einem Steckenpferd reiten, bevor sie wie Martin den Mantel teilen. Uns ist wichtig, dass der Kirchenbesuch den Kindern und ihren Eltern viel Freude macht. Im besten Fall gehen sie mit guten Erinnerungen an Allerheiligen, Kirche und Jesus aus diesem alternativen Gottesdienst und möchten auf jeden Fall noch einmal wiederkommen.

Wie kann Kirche den Spagat zwischen Brauchtum und Weiterentwicklung leisten?

Brauchtum ist genauso wichtig, wie die Weiterentwicklung. Beides hat seine Berechtigung:  Die traditionelle Gräbersegnung, aber eben auch der Gottesdienst für Kleinkinder, in dem es nicht stört, wenn ein Kind durch die Kirche läuft. Beides müssen wir überprüfen: Hat ein Angebot wirklich noch seine Berechtigung oder ist es ein leeres Ritual? Erfüllen die traditionellen und neuen Formen ihren Zweck? Tun sie den Menschen gut? Helfen sie den Menschen im Leben? Stiften oder stärken sie die Beziehung zu Jesus? Bei alten Riten sollte überlegt werden, wie sie anders aufbereitet und wieder neu mit Leben gefüllt werden könnten. Damit der Spagat gelingen kann, müssen wir auf jeden Fall das jeweils andere akzeptieren und wertschätzen. Es sollte immer beides geben dürfen. Schön, dass uns das in Neuenkirchen gelingt.

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