Oma und Opa sind wichtig bei Fragen nach Gott

Wie Kinder von ihren Großeltern glauben lernen

Wenn Kinder Fragen zu Gott und Kirche haben, fehlt es oft am passenden Gesprächspartner. Viele Großeltern nehmen sich der Aufgabe an. In Bethen im Oldenburger Land gibt es sogar eine Wallfahrt für Großeltern und Enkel, am 9. September ab 14 Uhr.

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Gabriele Rott hat Glück: Ihre beiden Enkel wohnen in der gleichen Straße. Und ihre Tochter Katrin ist froh, dass die Großeltern helfen, den Kindern christliche Werte zu vermitteln. So nehmen Oma und Opa die Enkel oft mit in den Gottesdienst, erzählen ihnen biblische Geschichten, beten mit ihnen, segnen sie oder begleiten sie beim Sternsingen.
Ganz wichtig ist Gabriele Rott dabei, einen Bezug zum Alltag herzustellen: „Sonst steht das alles im luftleeren Raum.“

Sicher komme sie bei Fragen und Kritik der Kinder auch an ihre Grenzen, gibt sie zu. „Die Kinder werden heute ganz anders groß als ich, haben eine andere Wahrnehmung. Da Religion als sinnvoll zu vermitteln, ist oft schwer.“

 

Lehrbuchmeinungen aufsagen hilft nicht

 

Deshalb besucht sie seit einem Jahr in ihrer Gemeinde in Osnabrück eine „kritische Fragestunde“, in der sie sich über Glaubensfragen austauschen kann. Hier habe sie sehr viel für sich gelernt und entdeckt – und kann es auch besser weitergeben: „Wir müssen uns unsere eigene Meinung bilden und dürfen keine Lehrbuchmeinungen aufsagen“, ist sie überzeugt.

Um den Fragen und Sorgen der Großeltern ein Forum zu bieten, hat auch Marén Feldhaus mit ihrer Kollegin Sabine Orth zu einem „Kurs für Großeltern“ eingeladen. Unter dem Motto „Staunen, fragen, Gott entdecken“ konnten Großeltern Fragen stellen, Sicherheit tanken und über ihren eigenen Glauben sprechen.

 

Die Frage ist: Was glaube ich?

 

„Es geht auch immer um die eigene Glaubensbiografie. Was hat sich verändert? Was glaube ich? Und was will ich weitergeben?“, erklärt Sabine Orth. Sie ist überzeugt: „Oma und Opa können anders mit den Enkeln über den Glauben sprechen. Sie sind entspannter, haben Zeit, dürfen verwöhnen.“ Viele Großeltern hätten aber Angst, etwas Falsches oder nicht mehr Zeitgemäßes zu sagen, die Fragen der Kinder nicht beantworten zu können. Die Referentinnen machen Mut: „Niemand ist perfekt. Machen Sie sich gemeinsam auf die Suche nach  Antworten! So können auch die Großeltern profitieren.“ Es sei ein Gewinn für beide  und eine große Chance für alle.“

Berna Sassen war Teilnehmerin des Kurses und ist mit einem Rucksack voller Ideen und Erkenntnissen nach Hause zurückgekehrt. „Ich wollte mal andere Wege finden, mit Kindern über den Glauben zu sprechen“, erzählt die vierfache Großmutter. Vor allem habe sie gelernt, die Kinder selber mehr erzählen zu lassen, sie mit Nachfragen aus der Reserve zu locken und nicht sofort ihre eigenen Vorstellungen mitzuteilen. „So war ich letztens mit meiner Enkelin auf dem Friedhof. Sie fragte mich, wie das denn sein könne, dass die Toten bei Gott sind.“ Anstatt sofort zu antworten, habe sie erst einmal nachgefragt: „Was meinst du denn?“ So sei nach und nach ein Gespräch entstanden.

 

Kleine Rituale prägen den Alltag

 

Ansonsten setzt Familie Sassen auf viele kleine Rituale, die für die Enkel zum Leben bei Oma und Opa dazugehören: Wenn die Kinder bei ihnen übernachten, beten sie mit ihnen vorm Schlafengehen, auf dem Weg in die Eisdiele wird kurz in der Kirche vorbeigeschaut, und in der Osterzeit zierten Osterkerze und ein selbstgebasteltes Kreuz aus Ästen den Esstisch der Großeltern: „Es sind kleine Zeichen, die uns sehr wichtig sind“, so Berna Sassen. Dieser Glaubensaustausch mit den Enkeln ist für Marén Feldhaus eine „Glaubensquelle ohne Ende“, die nicht verloren gehen dürfe. Hier könnten sich auch Pfarrgemeinden gut einsetzen.

So bietet die St.-Andreas-Pfarrei in Cloppenburg seit kurzem eine „Großeltern-Enkel-Messe“ an, in der liturgische Elemente erklärt werden. Wie mache ich ein Kreuzzeichen und warum? Wieso falten wir die Hände zum Gebet und sagen nach jedem Gebet Amen?
Auch Wallfahrten für Großeltern und Enkel erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nach Bethen bei Cloppenburg kamen im vergangenen Jahr fast 200 Teilnehmer, „um ein paar schöne Stunden mit den Enkeln zu erleben“, erzählt Mit-Organisatorin Marén Feldhaus.
Neben dem religiösen Erleben im Gottesdienst wird dabei viel Wert auf Gemeinschaft und gemeinsames Tun gelegt. So hat jede Wallfahrt ein Thema, zu dem gebastelt und gearbeitet wird. In diesem Jahr ist die Wallfahrt am 9. September ab 14 Uhr. Das Thema lautet: „Mensch Maria - gemeinsam auf den Spuren von Maria“.

 

Mit guten Aktionen die Kinder ansprechen

 

Ihren Enkeln positive Kirchen­erlebnisse mitzugeben, soziale Kontakte und ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, das ist auch Gabriele Rott sehr wichtig. „Dafür  brauchen wir  gute Aktionen und Angebote, die die Kinder ansprechen“, betont sie. Bei allem Engagement müsse man aber letztlich auch darauf vertrauen, dass irgendwann aufgeht, was man gesät hat. Ob bei Gesprächen im Treppenhaus, auf dem Friedhof oder beim Abendgebet mit Oma auf der Bettkante.

Wie können Großeltern im Alltag mit Enkeln über Gott ins Gespräch kommen?

Gemeinsam ein Kreuz basteln
Das Kreuz zeigt: Jesus lebt mitten unter uns, auch wenn er gekreuzigt wurde. Aus zwei Ästen kann ein Kreuz ganz leicht selbst gestaltet werden. Es kann einen festen Platz in der Wohnung der Großeltern erhalten.

Gemeinsam beten
Ein Gebet macht deutlich, dass ich mich Gott anvertraue. Mit einem Gebetswürfel können auch die Kinder die Initiative zum Beten ergreifen. Handwerklich begabte Großväter können den Würfel mit den Enkeln basteln. Feste Gebetszeiten vor dem Essen oder vor dem Schlafen schaffen eine Struktur.

Eine Kerze anzünden
Eine gemeinsam verzierte Kerze kann angezündet werden, wenn Großeltern mit Kindern beten, wenn sie ihnen eine biblische Geschichte vorlesen, bei Tisch oder zu besonderen Anlässen. Das Licht zeigt: Christus lebt und ist bei uns.

Eine Schatzkiste füllen
Das Kästchen hat einen festen Platz bei den Großeltern. Sie können mit ihren Enkeln Schätze hineinlegen: Federn, Glitzersteine, Bilder, Erinnerungen, die Kerze oder auch das Kreuz. Die Kiste kann Ausgangspunkt sein für einen Moment der Ruhe, des Gebetes und des Erinnerns.

Das Enkelkind segnen
Segensrituale bestehen aus zwei Teilen: einem Zuspruch und einer Geste. Wenn sie dem Enkelkind ein Kreuz auf die Stirn zeichnen, können Großeltern dabei sagen: „Gott segne dich!“

Die Kirche erkunden
Auch Großeltern sollten mit ihren Enkeln in die Kirche gehen. Entweder zum Gottesdienst oder einfach so. Sie können den Kirchenraum erkunden, von ihren Erlebnissen und Überzeugungen erzählen oder sich nur setzen, ruhig werden und staunen, ein kurzes Gebet sprechen.

Sich erinnern
Beim Blättern im Fotoalbum werden Erinnerungen wach. Großeltern sollten davon erzählen, an Verstorbene erinnern, für sie beten, Kerzen anzünden oder Gräber besuchen. Auch mit einer Ahnentafel kann man über die Familie sprechen und die Verbundenheit im Glauben zum Ausdruck bringen. | Astrid Fleute

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