Broschüre aus dem Bistum Magdeburg gibt Tipps

Wie Kirchengemeinden mit AfD-Anhängern umgehen können

Auch unter Christen hat die AfD Anhänger. Wie sollen Gemeinden mit den konträren Ansichten umgehen? Ist ein Dialog überhaupt möglich? Welche „roten Linien“ gibt es? Eine Broschüre gibt Praxistipps.

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Die Zunahme von Rechtspopulismus in der Gesellschaft fordert auch die Kirchen heraus. Sympathie mit rechtsradikalen Positionen macht vor Kirchentüren und Pfarrsälen nicht halt. AfD-Anhänger engagieren sich auch in kirchlichen Gremien und Gruppen. Wie sollen Gemeinden mit den konträren Ansichten umgehen? Ist eine konstruktive Auseinandersetzung überhaupt möglich? Welche „roten Linien“ gibt es?

Die Broschüre kann im Internet heruntergeladen werden.

Das Bistum Magdeburg hat die Broschüre „Kultur der Aufmerksamkeit – für Weltoffenheit und Demokratie“ dazu veröffentlicht – mit Praxistipps, Hinweisen auf Initiativen mit nachhaltiger Wirkung und theologischen Gedanken zum Thema. Trotz vieler Bezüge ins Bistum Magdeburg ist sie auch außerhalb der Diözese mit Gewinn zu lesen.

 

Die „rote Linie“

 

Magdeburgs Bischof Gerhard Feige stellt in seinem Fastenhirtenbrief 2018 fest, es gebe auch unter Christen Personen und „bestimmte Kreise“, die „dafür anfällig sind, sich selbst und ihre Überzeugung zum alleinigen Maßstab aller Dinge zu machen, unversöhnlich zu polarisieren und Andersdenkende zu diffamieren“.

In der neuen Broschüre zieht Feige aber die rote Linie: Rechtspopulistische Positionen „stellen die grundlegenden Werte des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft in Frage. Erst recht sind sie mit dem christlichen Glauben unvereinbar“. Den theologischen Unterbau liefern Artikel im Heft.

 

Absage gegenüber Fremdenhass „nicht verhandelbar“

 

Die Absage gegenüber jeder Fremdenfeindlichkeit sei für Christen „nicht verhandelbar“, so der Bischof. „Wir haben den Auftrag, zusammen mit anderen nach menschenfreundlichen und konstruktiven Lösungen zu suchen.“

In der Broschüre heißt es, kirchliche Akteure und Pfarreien würden in politischen und lokalen Konflikten oft als neutraler Boden wahrgenommen, wo sich Menschen treffen und konstruktiv sprechen könnten. Das sei eine Chance für die Kirchen, berge aber Herausforderungen, „da die Neutralität im Konflikt mit einer menschenfreundlichen und respektvollen Haltung beziehungsweise der christlichen Ethik stehen kann“.

 

Gesprächspartner achten – Menschenfeindlichkeit ächten

 

Grundsätzlich gelte es, menschenfeindliche Positionen zu ächten – aber die Gesprächspartner zu achten. Nicht für jeden Konflikt eigne sich ein öffentlicher Rahmen. Wichtig sei eine überlegte Auswahl der Gesprächspartner, die Einbeziehung aller Betroffenen, die Festlegung von Gesprächsregeln – und die Einsicht, nicht alle Probleme an einem Abend lösen zu können.

Konkret führt das Heft Methoden auf, mit denen ein konstruktiver Einstieg in ein Gespräch zu rechtspopulistischen Themen möglich ist. Auch gibt es Tipps, wie strittige Punkte in guter Atmosphäre diskutiert werden können.

 

Checklisten, Bücher und Internet-Tipps

 

Es geht auch darum, Christen zum Einsatz für Demokratie und Weltoffenheit zu befähigen: „Ich fühle mich fit, um im Alltag spontan zivil-couragiert einzugreifen. Zum Rechtsextremismus in meiner Region bin ich gut informiert. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann, wenn ich mit rechtsextremen Ereignissen oder menschenverachtenden Äußerungen konfrontiert bin. Ich kann Menschen in zwei Sätzen verständlich erklären, was ich unter Demokratie verstehe“ – diese Ziele formuliert die Broschüre.

Zudem gibt es eine Checkliste, was sich etwa tun lässt, wenn eine rechtsextreme Demonstration stattfindet und man Zeichen dagegen setzen will. Ergänzt wird dies durch eine Liste mit Anlaufstellen, Gedenktagen, ausgewählten Büchern, Artikeln und Internetseiten zum Thema.

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