Geheimtipp Rom: Zu Besuch im „Bethlehem des Abendlandes“

Wie kommt ein Astronaut in die Krippe auf dem Petersplatz?

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Wer glaubt, mit dem Petersdom und den großen Kirchen, dem Forum Romanum und dem Künstlerviertel Trastevere alles in Rom gesehen zu haben, der irrt. Kerstin Thiel-Lunghini, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, gibt in unserer lockeren exklusiven Serie Einblicke in weniger bekannten Seiten der Ewigen Stadt. Diesmal: Warum Römer vor Weihnachten in den Wald gehen und warum Santa Maria Maggiore das „Bethlehem des Abendlandes“ ist.

Gefühlt beginnt die Vorweihnachtszeit in Rom am 8. Dezember, dem Festtag der Madonna Immacolata, denn an diesem Tag werden traditionell zuhause die Weihnachtskrippen aufgestellt.  
Viele Familien nutzen den Feiertag zu einem Ausflug in die umliegenden Wälder, um Moos zu suchen: das Moos für die eigene Krippe, die dann am Abend gemeinsam aufgebaut und mit dem frischen Moos ausgekleidet wird. Diese Tradition ist so stark, dass das Moossammeln in einigen Regionen zum Schutz der Wälder sogar verboten werden musste.

Auch Papst Franziskus hat jetzt am 8. Dezember der Tradition Rechnung getragen, als er sich nach seinem morgendlichen Überraschungsbesuch bei der Mariensäule an der Spanischen Treppe (eigentlich war dieser Termin im Vorfeld wegen Corona abgesagt worden!) zur Basilika Santa Maria Maggiore bringen ließ, um dort Messe zu feiern. Santa Maria Maggiore ist das „Bethlehem des Abendlandes“, denn dort wird die Krippenreliquie aufbewahrt, und es befindet sich dort auch die allererste Krippendarstellung überhaupt.

 

„Mutter aller Krippen“

 

Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat
Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat

Es ist weithin bekannt, dass der heilige Franz von Assisi 1223 in Greccio die Weihnachtssituation von Betlehem intensiv nachempfunden und die lebendige Krippe damit „erfunden“ hat. Weniger bekannt ist, dass Ende des 13. Jahrhunderts Nikolaus IV., der erste Franziskaner auf dem Papstthron, eine erste steinerne Krippe in Auftrag gegeben hat.

Der Künstler Arnolfo di Cambio hat mit seiner Skulpturengruppe sozusagen die „Mutter aller Krippendarstellungen“ geschaffen. Ochs und Esel sind in Stein gemeißelt beigegeben, und seitdem dürfen diese beiden Figuren bei keiner Krippendarstellung mehr fehlen.

 

Ein Astronaut aus dem Morgenland

 

Mit Spannung wird dann jedes Jahr auch die Eröffnung der großen Krippe auf dem Petersplatz und das feierliche Entzünden des Vatikanischen Weihnachtsbaumes erwartet. Dieses Jahr ist der Baum ein Geschenk aus Slowenien und die überlebensgroßen Krippenfiguren aus Keramik sind eine Leihgabe aus den Abruzzen.

Vor über 50 Jahren sind diese Figuren von Lehrern und Schülern eines Kunst-Gymnasiums in der Keramikstadt Castelli gefertigt worden. Damals waren die Darstellungen sehr modern und auch heute noch haben sie nichts von dieser Modernität eingebüßt. Die Römer werden sich wohl erst noch daran gewöhnen müssen, dass gar einer der Weisen aus dem Morgenland als Astronaut dargestellt ist, der dem Christuskind den Mond als Geschenk darbringt. 

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