Themenwoche "Mission heute" (3) - Forscherin Haila Manteghi Amin im Gespräch

Wie Missionare Frieden zwischen den Religionen wahren - Beispiel Indien

  • An der Universität Münster forscht Haila Manteghi Amin über einen Religionsdialog, der sich in Indien im 16. und 17. Jahrhundert abspielte.
  • Eine entscheidende Rolle spielte dabei ein Missionar, der spanische Jesuit Jerome Xavier.
  • Das positive Beispiel regelte ein friedliches Zusammenleben von Muslimen, Hindus und Christen in Nordindien.

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Wer sich über die Aktivitäten der katholischen Missionare in der indo-persischen Welt im 16. bis 17. Jahrhundert und ihre kulturellen Auswirkungen unterhalten möchte, ist bei Haila Manteghi Amin an der richtigen Stelle. Die aus dem Iran stammende Missions- und Religionswissenschaftlerin an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster forscht im Rahmen des Exzellenz-Clusters über einige katholische Missionare und Jesuiten, die in Indien vergangener Jahrhunderte für Frieden und Koexistenz sorgten.

„Mich interessiert die interreligiöse Interaktion jener Zeit. Am Beispiel der katholischen Missionare in Indien kann ein Religionsdialog gezeigt werden, der für die Menschen Frieden gebracht hat“, sagt Manteghi Amin.

Islamischer Herrscher lädt christliche Missionare ein

Es ist eine Geschichte von einer globalisierten Welt vergangener Zeiten: Im islamischen Mogulreich in Nordindien war Akbar der Große (1542 bis 1605) neugierig auf die Christen geworden, als katholische Priester ihre eigenen Gläubigen der Sünde bezichtigten, weil sie ihm, Akbar, keine Steuern bezahlt hatten.

1580 erreichten einige Jesuiten seinen Hof, zeigten ihm eine illustrierte Bibel und christliche Bilder. Jeden Donnerstagabend traf sich Akbar mit Gelehrten des Islam, des Hinduismus und mit den Jesuiten in einem „Haus der Verehrung“. Sie diskutierten mit dem Mogulkaiser, der auf der Suche nach Gott und dem inneren Frieden war.

Leben Jesu in persischer Sprache

Debatte am Mogulhof des Herrschers Akbar
Die Miniatur zeigt die Jesuiten und andere Gelehrte bei einer religiösen Debatte am Mogulhof des Herrschers Akbar. | Foto: pd

20 Jahre blieb der spanische Jesuit Jerome Xavier (1549-1617), ein Großneffe des berühmten heiligen Franz Xaver, am Mogulhof. Er schrieb das Leben Jesu Christi als erster in persischer Sprache. Es ist der erste persische Text eines katholischen Theologen. Akbar ließ den Text mit 24 Bildern illustrieren.

„Die Religionsgespräche am Hofe Akbars zählen zu den wichtigsten Zeugnissen des Religionsdialogs“, sagt Manteghi Amin. Akbar habe ein tolerantes Umfeld geschaffen, in dem verschiedene Völker und Religionen zusammenleben konnten.

Neugierig auf kulturellen Austausch

Im Rahmen ihrer Forschung und Habilitation bearbeitet die Wissenschaftlerin alle Handschriften von Jerome Xavier, wird diese ins Englische übersetzen und edieren. „Die Missionare waren die ersten Anthropologen. Sie waren neugierig, suchten den kulturellen Austausch“, sagt die Wissenschaftlerin.

Als erster habe Xavier eine Grammatik der indischen Muttersprache Sanskrit verfasst. „Er hat diese für die Missionare ausgearbeitet.“ Der Jesuit habe für den Herrscher Akbar sogar ein Buch über eine gute Regierungsführung geschrieben. „Vielleicht auch deshalb, weil er den Mogulherrscher zum Christentum bekehren wollte“, mutmaßt Manteghi Amin.

„Religion ist überall“

Für die Forschungsarbeit nach Münster gekommen ist die 41-Jährige, die an den Universitäten Exeter in Großbritannien und Alicante in Spanien zwei Doktorarbeiten schrieb, über ein Bewerbungsverfahren. Gesucht wurde jemand, der in der Religions- und Kulturwissenschaft bewandert ist und die spanische und persische Sprache beherrscht.

Haila Manteghi Amin spricht die Sprachen und ist von Religion fasziniert. „Sie begegnet uns überall. Menschen leben Religion, und sie werden von ihr geprägt.“

Exkursionen nach Libanon und in den Iran 

Studierenden gibt sie ihr Wissen neben den Lehrveranstaltungen auch bei Studienfahrten weiter. Vor einem Jahr führte eine Exkursion von Urmia bis Isfahan und Shiraz die Reisegruppe zu Stationen des Christentums im Iran. In Teheran und Shiraz führte die Wissenschaftlerin Seminare gemeinsam mit iranischen Studierenden und Dozenten von Theologie und Philosophie durch.

Vor einigen Jahren bereitete sie eine Exkursion in den Libanon vor. Die Studienwoche stand unter dem Thema „Miteinander, nebeneinander oder gegeneinander? Christliche-Islamische Beziehungen im Libanon“.

Verständigung zwischen den Religionen

Erst durch Kenntnis der religiösen Tradition werde vieles verständlich, eben auch die aktuellen Konfliktfelder. Für den Frieden brauche es einen Religionsdialog. „Da findet sich bei Jerome Xavier ein gutes Beispiel“, sagt die Wissenschaftlerin.

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