Stensen vor 30 Jahren seliggesprochen

Wie Niels Stensen das Leben von Klaus Luig geprägt hat

Vor 30 Jahren, am 23. Oktober 1988, sprach Papst Johannes Paul II. Niels Stensen im Petersdom in Rom selig. Mit dabei war auch eine Gruppe aus Bad Waldliesborn und Münster. Einer von ihnen ist Klaus Luig. Er erinnert sich.

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Spricht Klaus Luig von Niels Stensen, liegt Begeisterung in seiner Stimme – und das für einen Seligen, der vor über 300 Jahren gelebt hat. Luig lobt den Geist und die Genialität des Arztes, Geologen und Theologen. Dabei war er ihm lange nicht bekannt – bis in Luigs Wohnort Bad Waldliesborn die alte Kapelle abgerissen wurde.

Das war 1972. Beim Abriss der St.-Paulus-Kapelle zur Kluse fanden die Bad Waldliesborner  eine Urkunde. „Handgeschrieben von Niels Stensen. Er hat die Urkunde 1680 in den Altar der Kapelle eingeschlossen“, sagt Luig. Stensen war Weih­bischof in Münster. Der Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von Fürstenberg, war damals erkrankt, sodass Stensen die Segnung der Kapelle übernahm.

 

Großes Interesse für Stensen

 

Beim 50-jährigen Jubiläum der St.-Josef-Kirche in Bad Waldliesborn 1979/80 stieß Luig auf diese Urkunde. So begann sein Interesse für den ihm noch unbekannten Niels Stensen: „Den Namen hatte ich schon mal gehört, aber es wusste ja keiner, dass er unsere Kapelle vor mehr als 300 Jahren gesegnet hat.“ Etwa 1980 plante Luig eine Pilgerfahrt zum Grab Niels Stensens nach Florenz. Zusammen mit Pilgern von St. Ludgeri Münster,  wo Stensen während seines Wirkens in Westfalen Pfarrdechant war, feierten sie unter anderem eine Messe an seinem Grab.

Mit den Jahren wurden Luigs Interesse und Bewunderung für den gebürtigen Dänen Stensen immer größer: „Plötzlich kam dann die Nachricht: Am 23. Oktober 1988 ist es soweit. Stensen wird selig gesprochen. Natürlich wollten wir dabei sein.“

 

Ein Bote des Vatikans

 

Vor 30 Jahren reisten 50 Gläubige aus Bad Waldliesborn und und St. Ludgeri Münster zur Seligsprechung von Niels Stensen nach Rom. | Foto: Klaus Luig
Vor 30 Jahren reisten 50 Gläubige aus Bad Waldliesborn und und St. Ludgeri Münster zur Seligsprechung von Niels Stensen nach Rom. | Foto: Klaus Luig

So reisten die Bad Waldliesborner nach Italien – wieder zusammen mit den Gemeindemitgliedern von St. Ludgeri Münster. Bereits ein paar Tage vorher machten sie sich erneut auf die Suche nach den Spuren des kommenden Seligen in Florenz, besuchten Pompeji und erkundeten Rom. Einen Tag vor der Seligsprechung kam ein Bote des Vatikans in das Hotel der Pilgergruppe und brachte die 50 Eintrittskarten.

Dann, am 23. Oktober, der große Tag: „Wir mussten schon etwa zwei Stunden früher im Petersdom sein. Ich weiß noch, dass es sehr strenge Kontrollen gab. Das Attentat auf Johannes Paul II. war ja ein paar Jahre davor.“

 

Gute Plätze im Petersdom

 

Das Geschehen konnten Luig und die anderen Westfalen gut verfolgen: „Wir hatten genau angewiesene Plätze und einen guten Blick auf die Bischöfe. Als es dann 10 Uhr schlug, gingen mit einem Mal alle Strahler an, der Organist begann zu spielen, und der Papst zog mit den Bischöfen ein. Das war schon ein sehr eindrucksvolles Bild.“

Bischof Ludvig Martensen (links) und Bischof Ludwig Averkamp ­bitten Papst Johannes Paul II. um die Seligsprechung Niels Stensens. | Foto: Hans Rochol
Bischof Ludvig Martensen (links) und Bischof Ludwig Averkamp ­bitten Papst Johannes Paul II. um die Seligsprechung Niels Stensens. | Foto: Hans Rochol

Bei der Erinnerung an dieses Ereignis hat Luig noch heute jedes Detail vor Augen: „Nach der Lesung sind Bischof Averkamp aus Osnabrück und Bischof Martensen aus Kopenhagen vorgetreten. Die beiden haben die Seligsprechung ja vorangetrieben. Sie baten den Papst, er möge Stensen selig sprechen.“

 

Treffen mit Lettmann

 

Papst Johannes Paul II. sprach Niels Stensen dann selig. „Unvergesslich“, wie sich Luig erinnert: „Genau in dem Moment, als der Papst das letzte Wort sprach, fiel ein Tuch herunter, und das Bild von Niels Stensen vor dem Heilig-Geist-Fenster war zu sehen.“

Nach der Seligsprechung strömten alle auf den Petersplatz: „Wir hatten uns gerade für ein Foto aufgestellt, da wartete das nächste schöne Ereignis auf uns: Zufällig trafen wir Münsters damaligen Bischof Reinhard Lettmann. Er hat sich  eine halbe Stunde mit uns unterhalten.“ Es war wohl ein Tag, den Klaus Luig niemals vergessen wird: „Ich war zum ersten Mal im Petersdom. Wir haben uns sehr erhaben gefühlt – erst recht zu solch einem Anlass.“

 

Bewunderung bis heute

 

So ist es kein Wunder, dass der Bad Waldliesborner seit jeher große Bewunderung für Niels Stensen hegt. 30 Jahre lang war Luig Rektor der Grundschule in Bad Waldliesborn. 1968 wurde aus „seiner“ Schule, damals noch die „Städtische Grundschule Bad Waldliesborn“, die „Niels-Stensen-Schule“ – durch seine Bemühungen: „Das ging über das Kollegium, die Schulpflegschaft bis zum Stadtrat Lippstadt. Es hat geklappt, und wir konnten die Schule umbenennen.“

Ebenso haben die Bad Waldliesborner an der Stelle, wo früher die St.-Paulus-Kapelle stand, einen Gedenkstein zu Ehren Niels Stensens errichtet. Und in die St.-Josef-Kirche bauten sie ein buntes Glasfenster mit seinem Bild ein.

 

Frömmigkeit fasziniert

 

Was Klaus Luig an Niels ­Stensen so fasziniert, ist neben seiner Genialität als Arzt, Geologe und Theologe auch sein Glaube: „Als Konvertit hatte er eine tiefe Frömmigkeit“, sagt er.

Luig steht im Kontakt mit Stensen-Forschern und weiteren Menschen, die der Selige begeistert. Ein Zitat Stensens beeindruckt ihn besonders: „Schön ist, was wir sehen, schöner, was wir erkennen, weitaus am schönsten aber, was wir nicht fassen können.“

Niels Stensen wurde 1638 in Kopenhagen geboren und lutherisch getauft. Während seines Medizin-Studiums war er in Europa unterwegs, wo er durch seine Forschungen bekannt wurde. In Florenz begann er sich für Theologie zu interessieren, und er konvertierte zur katholischen Kirche. Nach einigen Jahren und weiteren Reisen durch Eu­ropa wurde Stensen zum Priester geweiht. Wenig später wurde er Titularbischof in Hannover. Danach wirkte er als Weihbischof und Leiter der ­Seelsorge in Münster. Schließlich ging er als Priester nach Schwerin, wo er 1686 mit 48 Jahren nach einer Gallenkrankheit starb.

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