BDKJ diskutiert mit Bischof Felix Genn

Wie sieht die Berufungspastoral der Zukunft aus?

„Was muss sich ändern, damit das Interesse an pastoralen Berufen endlich wieder steigt?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich der BDKJ heute in Münster. Dabei formulierten die Teilnehmer konkrete Vorschläge an ihren Gast Bischof Felix Genn.

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„Was muss sich ändern, damit das Interesse an pastoralen Berufen endlich wieder steigt?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)  in Münster. Zu der Veranstaltung hatte der BDKJ-Bundesverband unter anderem Bischof Felix Genn eingeladen. Genn ist in der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Kommission geistliche Berufe und kirchliche Dienste. In dieser Funktion nimmt er auch an der Weltbischofssynode zur Jugend teil, die vom 3. bis zum 28. Oktober in Rom stattfindet.

Bischof Genn ermahnte die versammelten Verbandler, sich nicht als „Rekrutierungsverein für geistliche Berufe“ zu verstehen. „Ihr habt die große Stärke, junge Menschen zu befähigen, ihren Glauben in der Gesellschaft zu leben.“ Auch mit christlicher Weltanschauung einem profanen Beruf nachzugehen sei als Berufung zu verstehen, sagte der Bischof.

 

Andonie: „Wo stehen wir dem Herrgott im Weg?“

 

BDKJ-Bundesvorsitzenden Thomas Andonie. | Foto: Martin Schmitz
BDKJ-Bundesvorsitzender Thomas Andonie. | Foto: Martin Schmitz

Zustimmung bekam er vom BDKJ-Bundesvorsitzenden Thomas Andonie. Dennoch sieht er auch bei den Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit die Aufgabe, junge Menschen kompetent zu begleiten, die darüber nachdenken, einen pastoralen Beruf zu ergreifen. Dafür lohne es sich auch, über bestehende Ausbildungsstrukturen nachzudenken und zu fragen: „Wo stehen wir mit unseren Strukturen dem Herrgott im Weg?“

Als Beispiel einer hinderlichen Struktur kam aus dem Plenum die Residenzpflicht für Pastoralreferenten: „Wenn ich mich zur Pastoralreferentin berufen fühle, aber Familie habe, und wir unser Haus aus welchen Gründen auch immer außerhalb des Gemeindegebiets bauen, ist das ein Grund, weshalb ich trotz meiner Berufung den daraus folgenden Beruf nicht ergreifen kann.“

 

Engelhard: Kirche muss attraktiver Dienstgeber werden

 

Unter dem Titel „Kirche bewirbt sich! Neue Wege und Bedingungen für junge Menschen in pastoralen Berufen“ hat der BDKJ bei seiner Hauptversammlung 2018 einen Beschluss zur Berufungspastoral veröffentlicht.

Daniela Engelhard, Leiterin des Seelsorgeamtes im Bistum Osnabrück, verwies in der Diskussion darauf, dass die pastorale Ausbildung und auch die Berufsfelder der jeweiligen pastoralen Berufe in den einzelnen Bistümern sehr unterschiedlich geregelt seien. So gebe es in ihrem Bistum beispielsweise in den Pfarreien Leitungsteams aus Priestern und Pastoralreferenten. Dadurch hätten beide Berufsgruppen Zugang zu unterschiedlichen Aufgabenfeldern in der Pfarrseelsorge und könnten eigene Schwerpunkte setzen. „Wir bekommen darauf sehr positive Rückmeldungen aus beiden Berufsgruppen“, sagte Engelhard.

Die Kirche müsse sich fragen, ob sie attraktiver Dienstgeber sei, sagte die Seelsorgeamtsleiterin. So müsse sich das Bild von Kirche ändern. Engelhard wünschte sich, dass mehr Frauen kirchliche Führungspositionen übernähmen, damit potentielle Bewerberinnen auch öffentlich sichtbar entsprechende Rollenvorbilder hätten.

 

Ausbildung nicht zukunftsorientiert?

 

Die Diskussionsrunde fand in der Aula der katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde statt. | Foto: Martin Schmitz
Die Diskussionsrunde fand in der Aula der katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde statt. | Foto: Martin Schmitz

Kritisiert wurde auch, dass das Seelsorgepersonal zu sehr in Gemeindestrukturen ausgebildet werde. Dabei ließen die kirchlichen Entwicklungen darauf schließen, dass sich Seelsorge weg von den Kirchtürmen, hin zur Kategorial-Seelsorge, also an Lebensorte der Menschen, entwickle, meinte eine Teilnehmerin. Diese „Schieflage“ führe unter anderem dazu, dass immer weniger Jugendverbände einen geistlichen Leiter bekämen. „Aber das ist doch ein gegenseitiges Lernfeld“, erklärte die Teilnehmerin. Zum einen stießen die Verbandler an ihre Grenzen, wenn es um tiefere theologische Themen ginge, zum anderen sei es für Seelsorger wichtig, einen Draht zu Jugend zu haben.

Dass es für die Kirche wichtig sei, die Jugendlichen im Blick zu haben, bestätigte auch Professorin Katharina Karl. „Jugendpastoral läuft oft so nebenher“, bedauerte die Pastoraltheologin. Dabei müsse den Verantwortlichen bewusst werden, dass sie mit einer guten Jugendpastoral in die Zukunft der Kirche investierten.

 

Genn erwartet Haltungsänderung

 

Bischof Felix Genn zeigte sich überrascht, wie konkret sich der BDKJ mit dem Thema Berufungspastoral beschäftigt. Er verwies darauf, dass das Thema Berufung nur ein Teilbereich der kommenden Synode sei. Zudem kämen Bischöfe aus der ganzen Welt zusammen, die in dem Bereich womöglich andere Probleme und Vorstellungen hätten.

Er machte klar, dass er nicht mit vorgefertigten Meinungen zu dem Treffen fährt. „Ich will zuhören, mir eine Meinung bilden und dann schauen, wie wir das umsetzen können.“ Er erwartet im Abschlussdokument keine Handlungsempfehlungen, sondern eine Haltungsänderung. „Wir müssen uns bewusst sein, dass ein Amt zwar Macht hat, aber ein Dienst ist.“ Wie diese Haltungsänderung konkret in den Diözesen in Deutschland umgesetzt werde, „dass müssen wir dann in der Bischofskonferenz beraten“. Die Mitglieder der BDKJ-Veranstaltung gaben ihm jedenfalls viele Anregungen dafür mit.

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