Visbeker Verein „Hilfe für Malawi“ unterstützt ein Fischzucht-Projekt

Wie Soldatenfliegen und Solarmodule in Malawi helfen

  • Im nächsten Hilfscontainer des Visbeker Vereins „Hilfe für Malawi“ werden auch Solarmodule für ein besonderes Projekt auf den Weg gebracht.
  • Der Strom daraus soll Kleinbauern helfen, die Larven der schwarzen Soldatenfliege zu züchten, als proteinreiches Fischfutter.
  • Mit den Abwässern der Fischzucht können die Bauern ihre Felder düngen.

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Der Container ist fast voll. Dieter Varnhorn schiebt aus seinem Anhänger noch ein paar Kartons hinein. Dazu ein paar Gehhilfen, eine alte Nähmaschine, Werkzeug. Und diesmal auch noch moderne Technik. Der Vorsitzende des Visbeker Vereins „Hilfe für Malawi” zeigt auf einen flachen Karton mit Solarmodulen.

„Damit sollen Pumpen für die Fischzucht betrieben werden“, erklärt er. „Auf Dauer sollen sie helfen, den Bauern in Malawi neue Möglichkeiten in der Lebensmittelerzeugung erschließen.“ Eine größere Einzelspende aus Visbek habe es möglich gemacht, die Geräte noch rechtzeitig für diesen Transport anzuschaffen. Ende Februar wird der Container verladen.

Der Kontakt entstand eher zufällig. Bekannte von Bekannten hatten von der Visbeker Malawi-Hilfe gehört – und den Kontakt zu einem ungewöhnlichen Forschungsprojekt in dem südostafrikanischen Land hergestellt. Einem Projekt, das – genau wie der Verein aus dem Oldenburger Land – der kleinbäuerlichen Landbevölkerung in Malawi nachhaltig helfen will.

Wie Fliegenlarven helfen

Dieter Varnhorn
Dieter Varnhorn lädt die letzten Hilfsgüter in den Container, der Ende Februar auf den Weg nach Malawi gehen soll. | Foto: Michael Rottmann

Denn die hat ein Problem, seit der Malawisee überfischt ist. Fisch, traditionell eines der wichtigsten Nahrungsmittel dort, ist rar und teuer geworden. Hohe Kosten für Futter haben die Zucht in Aquakultur schwierig gemacht.

Und eigene Getreideabfälle als Alternative bringen zu wenig von dem, was die Tiere zum Wachsen benötigen: Proteine. Deshalb hatten deutsche und malawische Wissenschaftler bereits 2016 begonnen, Fischzucht und Gemüseanbau in einer Forschungsanlage zu kombinieren – mit Hilfe von Insektenlarven, denen der schwarzen Soldatenfliege.

Die Larven haben einen hohen Eiweißgehalt. Und: Sie wachsen auf reichlich vorhandenem organischem Abfall schnell, etwa dem von Früchten und Gemüse. In einer Pilot- und Schulungsanlage haben die Wissenschaftler den Menschen erklärt, wie sich die Larven als Fischfutter einsetzen lässt – und die Fischexkremente wiederum als Pflanzendünger. In einer Art Kreislaufwirtschaft, die auch funktionierte.

Solarmodule sollen Stromausfälle überbrücken

„Wir haben uns das Fischprojekt in Malawi bei einem Besuch im Herbst angesehen“, sagt Dieter Varnhorn. „Um zu gucken, ob wir helfen können, das Ganze für die Bevölkerung nutzbar zu machen.“ Und jetzt wolle die Malawi-Hilfe mit dafür sorgen, dass das System zunächst von ein paar Familien für deren Versorgung genutzt werden kann. Zum Beispiel mit Solarmodulen für die Pumpen der Anlage. „Weil der Strom dort öfter mal für mehrere Stunden ausfällt“, wie Dieter Varnhorn erklärt.

Das Projekt soll dabei helfen, dass sich die Menschen irgendwann selbst versorgen können. Das Ganze sei als Anstoß gedacht, um es irgendwann in größerem Umfang umzusetzen, sagt Dieter Varnhorn. „Es wäre schön, wenn andere sich das abschauen, und vielleicht mal ein ganzes Dorf profitieren könnte.“

Container ist zwölf Wochen unterwegs

Der Hilfscontainer steht seit einigen Monaten neben einer Scheune in der Visbeker Bauerschaft Bonrechtern. Hier hat ein Team ehrenamtlicher Helfer regelmäßig Sachspenden entgegengenommen. | Foto: Michael Rottmann
Der Hilfscontainer steht seit einigen Monaten neben einer Scheune in der Visbeker Bauerschaft Bonrechtern. Hier hat ein Team ehrenamtlicher Helfer regelmäßig Sachspenden entgegengenommen. | Foto: Michael Rottmann

In Kürze soll der zwölf Meter lange Schiffscontainer aus Visbek abgeholt und auf den Weg gebracht werden. Von Bremerhaven aus geht es zuerst nach Mosambik in die Hafenstadt Beira, von da aus weiter über Land in die malawische Hauptstadt Lilongwe. Der Transport dauert insgesamt acht bis zwölf Wochen.

Zur Ladung zählen neben den Apparaten für das Fischprojekt auch andere Hilfsgüter. Auf allen Kartons steht, wofür sie bestimmt sind. Vieles geht an Krankenhäuser, dazu kommen zum Beispiel Maschinen für eine kirchlich betriebene Tischlerei oder ein Paar Eimer Leim. „Dort in der Kiste ist ein gebrauchter Zahnarztstuhl, den eine Praxis gestiftet hat“, sagt Dieter Varnhorn. Und aus einem Krankenhaus in Diepholz hat er ein Ultraschallgerät besorgt, das nicht mehr benötigt wurde.

Einmal im Jahr bringt die Malawi-Hilfe solch Transporte auf den Weg. Und wenn möglich, dann wird auch diesmal wieder ein Vereinsmitglied beim Entladen und Weiterverteilen der Hilfsgüter in Malawi dabei sein.

Hilfe für Malawi e. V. Visbek
Der Kontakt von Visbek nach Malawi wurde begründet durch Joseph Mpinganjira, einen Priester aus Malawi, der während seines Kirchenrecht-Studiums in der St.-Vitus-Pfarrei mitgearbeitet hatte. Frauen und Männer aus Visbek gründeten 2001, nach dem Abschied des Seelsorgers, den Verein „Hilfe für Malawi“. Anfangs ging es vor allen Dingen darum, Patenschaften für Schülerinnen und Schüler zu vermitteln. Bis heute wird dadurch 450 Kindern eine Ausbildung an einer Schule finanziert. Hinzu kam die Unterstützung von Schulbauten und auch die Förderung handwerklicher Betriebe. Malawi ist eines der drei ärmsten Länder der Erde. In der ehemaligen britischen Kolonie in Südostafrika leben mehr als 17 Millionen Menschen, ein großer Teil am Existenzminimum.

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