In Rheine läuft vieles digital – 40 Familien machen mit

Wie ein Kinder-Bibel-Wochenende vor dem Corona-Aus gerettet wurde

  • Das Kinder-Bibel-Wochenende in St. Antonius Rheine ist seit Jahren ein Renner.
  • Es einfach ausfallen zu lassen, war daher keine Option.
  • Digitale Technik und viel Kreativität helfen, dass es doch stattfinden kann.

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„Komm, hier entlang, damit die Zöllner uns nicht sehen. Wir wollen unser Parfum ja schließlich nicht verzollen“, sagt eine in ein blaues Gewand gekleidete junge Frau zu ihrem Komplizen. „Und wenn die uns erwischen?“, fragt dieser ängstlich. „Dann kommen wir ins Gefängnis.“ „Ich will aber nicht ins Gefängnis“, bricht es aus ihm heraus. „Dann lass dich nicht erwischen“, ihre lapidare Antwort. Die beiden sind so in ihre Diskussion vertieft, dass sie nicht bemerken, dass sie belauscht werden. Ein Schaf namens Edgar Wolle, seines Zeichens „Geheimagent 003-einhalb“ und unterwegs im Auftrag des Kinder-Bibel-Wochenendes (KiBiWo) der St. Antonius-Pfarrei in Rheine, sitzt auf einem grünen Busch und beobachtet die Szene. Allein.

„Normalerweise hätten sich über 100 Kinder plus Eltern und Gemeinde das Schauspiel live im Abschlussgottesdienst in unserer Ludgerus-Kirche angeschaut“, erzählt Pastoralreferent Tobias Plien. „Aber was ist in Corona-Zeiten schon normal?“

 

Nicht einfach ausfallen lassen

 

Das KiBiWo hat in Rheine eine lange Tradition. Seit 23 Jahren treffen sich Kinder des letzten Kita-Jahres mit Grundschulkindern bis Klasse 4 im Ludgerusforum, um sich ein Wochenende intensiv mit einer biblischen Geschichte auseinanderzusetzen. Ein Kinder-Musical dient dabei als Grundlage. Dazu kommen noch 50 Jugendliche und Erwachsene, die als Schauspieler, Küchencrew und Musiker das Projekt auf die Beine stellen. Alle ehrenamtlich.

„Deswegen konnten wir auch nicht sagen, wir lassen das Ganze coronabedingt ausfallen“, erzählt Ines Wellering, Erzieherin in der St.-Bonifatius-Kita und seit 23 Jahren beim KiBiWo aktiv. „Das Herzblut der ganzen Gemeinde hängt da dran. Es ist ein Stück gemeindliche Identität und schafft ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.“

 

40 Familien machen mit

 

Schnell war die Entscheidung getroffen: „Wir machen es digital.“ Als Geschichte wurde die des Zöllners Zachäus ausgewählt, der auf einen Baum steigt, um Jesus zu sehen. „Alle waren völlig heiß auf die Geschichte. Die Lieder sind toll und die Botschaft ist einfach super“, schwärmt Heilpädagogin Ann-Kathrin Scholten. Sie war schon vor zehn Jahren als Kind dabei, als das Musical das erste Mal aufgeführt wurde. Seitdem ist sie KiBiWo-süchtig.

Plakate mit Informationen und zur Anmeldung wurden ausgehängt, eine Wunschtüte mit Bastelmaterialien, Ausmalbildern, Rätseln und der Zachäus-Geschichte gepackt und an die interessierten Familien und Kitas verteilt. „Über 40 Familien nehmen an der Aktion teil“, freut sich Christa Winkelhaus, die seit drei Jahren im Vorbereitungsteam dabei ist. „Die Eltern sind begeistert, dass die Aktion doch stattfindet.“ Wie auch die Kinder: Die ersten Schuhkartons mit nachgebastelten Szenen haben sie schon in der Kirche aufgestellt.

 

Videos im Park aufgenommen

 


Screenshot aus dem Zachäus-Video mit den zwei Schmugglern.

„Und 15 Jugendliche haben an einem Nachmittag ganz konzentriert die Zachäus-Geschichte gespielt und mit dem Handy aufgenommen.“ Der Walshagenpark in Rheine wurde zum Drehort.

„Es ist schon toll, dass das so einfach geht“, ist Scholten begeistert. „Die Jugendlichen lesen beim Dreh den Text ab“, erklärt die Heilpädagogin. Eine bewusste Entscheidung. „Alle die Lust darauf haben, sollen auch mitmachen können. Es sind auch einige dabei, die nicht mitgemacht hätten, hätten sie den Text auswendig lernen müssen. Der Inhalt ist wichtig, nicht die Schauspielerei.“ KiBiWo – inklusiv und integrativ. „Und es ist halt live und Rheine, nicht Hollywood.“

 

Versand über Whatsapp

 

Die zwölf Videos mit der Zachäus-Geschichte werden den Teilnehmenden über Whatsapp zugeschickt. Wie auch die Refrains der Lieder. „So können alle die Stücke einüben und dann hoffentlich Ende November gemeinsam – natürlich auf Abstand – bei der geplanten Aufführung mitsingen.

„Normalerweise nähern wir uns dem Thema ganzheitlich: Wir hören die Geschichte, singen die Lieder, basteln und denken darüber nach wer Gott ist, was er für uns ist, was uns die Geschichte heute noch zu sagen hat“, beschreibt Wellering das Vorgehen vor Corona. „Die Kinder werden nicht nur bespaßt, sondern es wird auch geschaut, was hat das mit mir, mit meinem Leben zu tun?“

 

Sprachnachrichten an ein Schaf

 


Zachäus im Schuhkarton von Jost Gotke. | Foto: privat.

Als die Geschichte von Jona und dem Wal Thema war, wurde ein Raum zu einem Walmagen. „Die Kinder erlebten die Enge, die Not, sich im Magen eines Wals zu befinden. Aber dann auch das Befreiende, dass Gott mir hilft, für mich da ist.“ Die Geschichte wurde erlebbar.

„Jetzt schicken die Kinder Sprachnachrichten an Edgar Wolle“, erzählt Scholten begeistert. Das Schaf ist jedes Jahr mit von der Partie. „Die Kinder lieben ihn heiß und innig. Er erklärt ihnen schwierige Stellen und ist immer mit Rat und Tat zur Stelle. Dieses Jahr erzählen sie ihm, dass sie schon gebastelt und gemalt haben.“ Und Edgar antwortet.

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