Reise vom 28. bis 30. April – schon zum zweiten Mal in dem Land

Wieder zu Viktor Orban: Papst Franziskus besucht Ungarn

  • Vom 28. bis 30. April besucht Papst Franziskus Ungarn mit seinem Regierungschef Viktor Orban.
  • Ob der Papst dessen autokratischen Politikstil zum Thema machen wird, ist unklar.
  • Spannend wird auch, was Franziskus dem eher konservativen Klerus Ungarns zu sagen hat.

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Wie es Ungarns Regierung geschafft hat, Franziskus zu einem erneuten Besuch in Budapest zu bewegen, gehört zu den Geheimnissen der Vatikan-Diplomatie. Fest steht, dass Franziskus 2021 nach einem Kurzbesuch beim Eucharistischen Weltkongress in Budapest ankündigte, er wolle noch einmal – diesmal für mehrere Tage – nach Ungarn kommen. Nun steht das Land vom 28. bis 30. April erneut auf dem päpstlichen Reiseplan.

Bei der Suche nach Gründen hilft die Landkarte: Von 13 Reisen in Europa führten Franziskus neun an den östlichen und südöstlichen Rand der EU. Da passt Ungarn in die Reihe.

Ungarns Klerus und die „Wagenburg-Mentalität“

Und: Der Papst scheut sich nicht, seinen offenen Stil des Kirche-Seins auch dort zu predigen, wo der Klerus noch die „Wagenburg-Mentalität“ pflegt. Deshalb sind die Ansprachen, die Franziskus dort kirchenintern hält, ähnlich spannend wie die Begegnungen mit Politikern. Denn so, wie Regierungschefs in Osteuropa oft eher nationalistisch denken, sind auch die dortigen Bischöfe nur selten für Offenheit gegenüber neuen gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen bekannt.

Auch nicht in Ungarn. Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn, gilt als Vertreter der konservativen osteuropäischen Katholizismus-Variante. Weder er noch der Bischofskonferenz-Vorsitzende Andras Veres kritisieren die restriktive Flüchtlingspolitik von Ministerpräsident Viktor Orban.

In anderen Politikfeldern gibt es ebenfalls Übereinstimmungen zwischen dem konservativen Protestanten Orban und den katholischen Bischöfen. Er unterstützt die Kirchen des Landes finanziell massiv.

Bischöfe begrüßen Orbans Familienpolitik

Auch die Familienförderung unter Orban begrüßen sie ausdrücklich. Eltern mit drei und mehr Kindern erhalten erhebliche Zuschüsse und Steuerbefreiungen. Das Modell ist so attraktiv, dass ausgewanderte Familien in die ungarische Heimat zurückkehren. Konsens zwischen Regierung und Bischöfen gibt es auch bei der Politik gegenüber sexuellen Minderheiten; so beim Verbot von Werbung für gleichgeschlechtlichen Sex und beim gesetzlichen Nein zur „Ehe für alle“.

Welche Botschaften wird Franziskus platzieren? Da eine Begegnung mit Flüchtlingen vorgesehen ist, steht zu erwarten, dass der Papst dafür werben wird, Migranten mit offenem Herzen aufzunehmen und zu integrieren. Ob Franziskus etwas zur Verteidigung von Pluralismus und Gewaltenteilung und gegen autokratische Politik sagen wird, ist ungewiss.

Aussagen zum Krieg in der Ukraine erwartet

Spannend auch, wie sich der Papst und Orban zum Ukraine-Krieg äußern werden. Ungarns Vatikan-Botschafter Eduard Habsburg erklärte unlängst, Orban und der Papst seien die einzigen, die bei dem Thema an erster Stelle nicht vom Krieg, sondern von Frieden sprächen.

Tatsächlich verfolgen beide eine andere Politik gegenüber Russland und der Ukraine als die meisten Regierenden in Europa. Orban, der sich als Anwalt der großen ungarischen Minderheit in der Ukraine sieht, hält sich mit Kritik an Moskau zurück – auch wenn er den Angriffskrieg der Russen klar verurteilt hat.

In der Energieversorgung ist Ungarn fast komplett von Russland abhängig. Orban war auch der einzige in der EU, der Sanktionen gegen Russlands Patriarchen Kyrill ablehnte.

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