Kino-Tipp: Kommt ein Flüchtling in eine deutsche Nobelfamilie

„Willkommen bei den Hartmanns“: Ja, es darf gelacht werden

Neu im Kino: Eine Familie nimmt einen Flüchtling in ihrer Nobelvilla auf. Ein Lehrstück über die Frage: Taugt ein ernstes Thema überhaupt für eine Komödie?

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Geht das überhaupt? Aus so ernsten Themen eine Komödie machen? Die Lage von Asylbewerbern in Deutschland. Politische und soziale Konflikte im Sommer 2016. Die Antwort: Es geht. Und es kann sogar recht lustig sein. Nur bitte: Nicht zu viel erwarten! Auch wenn  „Willkommen bei den Hartmanns“ ziemlich viel in die Handlung packt. Aufs Ganze gesehen etwas zu viel.

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„Willkommen bei den Hartmanns“ läuft zum Beispiel in Münster, Recklinghausen, Dülmen, Emsdetten, Coesfeld, Werne, Rheine, Vechta und Cloppenburg.

Das zeigt schon das Sammelsurium der Probleme der Nobelfamilie Hartmann. Mutter Angelika (Senta Berger), eine Lehrerin, die nach ihrer Pensionierung einen Sinn im Leben sucht, den ihr der Rotwein nur zeitweise zu geben vermag. Ihr Mann (Heiner Lauterbach), Typ cholerischer Chefarzt, der den Absprung aus dem Beruf nicht schafft. Sohn Philipp (Florian David Fitz), der sich nach seiner Scheidung in seiner Arbeit verliert. Tochter (Palina Rojinski), die wieder mal an einem Studium zu scheitern droht.

 

Unterhaltungskino mit Unsicherheitsfaktoren

 

Mitten hinein gerät der nigerianische Asylbewerber Diallo (Eric Kabongo), dessen Einzug Angelika  Hartmann gegen den anfänglichen Widerstand aus ihrer Familie durchsetzt. Diallo, der allein durch seine Anwesenheit das Leben durcheinanderwirbelt. Aber auch Diallo, der mit seinen einfachen Fragen und Standpunkten der Familie den Spiegel vorhält.

Die Mischung aus Familienkomödie, Lovestory und Flüchtlingsdrama entwickelt sich langsam, nimmt aber kontinuierlich an Fahrt auf. Solides Unterhaltungskino, das allerdings dort unsicher wirkt und unsicher macht, wo es sich an Tiefgang und Ernsthaftigkeit versucht.


Film-Trailer: „Willkommen bei den Hartmanns“

Zum Beispiel, als Diallo vor einer Schulklasse die Geschichte seiner Flucht erzählt. Eine hochdramatische Szene, die inmitten von Klamauk und Sketchen ähnlich befremdlich wirkt wie das Zebra, das am Morgen nach einer Willkommensparty für Diallo im Garten an den Büschen zupft.

 

Das Fazit

 

Wer Unterhaltung sucht, wird nicht enttäuscht. Weil Regisseur und Schauspieler etwas von ihrem Fach verstehen.

Man kann also lachen. Ob man auch lachen darf? In diesem Fall sicher. Denn der Humor des Films macht sich nicht lustig auf Kosten von Schwachen. Sondern nimmt gezielt Engstirnigkeit und Vorurteile aufs Korn. Und das ziemlich gekonnt.

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