Ökumenischer Preis für „Of Fathers and Sons"

Wim Wenders erhält Ehrenpreis des Filmfestivals Recklinghausen

Der Regisseur Wim Wenders (73) hat den erstmals vergebenen Ehrenpreis des Kirchlichen Filmfestivals Recklinghausen bekommen. Mit dem Ökumenischen Preis wurde die Dokumentation „Of Fathers and Sons - die Kinder des Kalifats“ ausgezeichnet.


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Der Regisseur Wim Wenders (73) hat den erstmals vergebenen Ehrenpreis des Kirchlichen Filmfestivals Recklinghausen bekommen. Mit dem Ökumenischen Preis wurde die Dokumentation „Of Fathers and Sons  -  die Kinder des Kalifats“ ausgezeichnet.

Wenders facettenreiches Werk rücke „den Menschen und die Menschlichkeit in den Vordergrund“, hieß es am Sonntagabend bei der Preisverleihung in Recklinghausen. Besonders lobten die Veranstalter Wenders Film „Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes“, das „ein starkes Plädoyer für Umwelt- und Klimaschutz, Ethik und Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Solidarität“ sei. Der Regisseur stellte seinen Film im Zuge der Preisverleihung vor.

 

Einblick in die Familie eines islamistischen Kämpfers

 

Mit dem Ökumenischen Preis wurde bereits am Samstagabend die deutsch-syrisch-libanesische Dokumentation „Of Fathers and Sons - die Kinder des Kalifats“ ausgezeichnet. Für den Film war Regisseur Talal Derki der Familie eines islamistischen Kämpfers zwei Jahre lang während des syrischen Bürgerkriegs gefolgt.

„Dieser einzigartige Film zeigt einfühlsam, still und doch kraftvoll und mächtig, wie tödlicher Hass, Aggression und Brutalität einem bösartigen Herzschrittmacher gleich vom eigenen Vater in die Gedächtnis- und Gefühlswelten der Kinder implantiert wird. Zerstörung des eigenen und des fremden Lebens scheint als Folge unausweichlich.“ So würdigte Weihbischof Rolf Lohmann in seiner Laudatio die besondere Form der Dokumentation, die die seltene Gelegenheit biete, den Familienalltag und die in ihm wirkende Psychologie des Terrors roh und unverhüllt zu zeigen.

 

Kinder spielen und bauen Bomben

 

Die Bilder der Kindheit seien von einer unheimlichen Widersprüchlichkeit. „Einmal springen sie vergnügt in einem Becken voller Wasser herum, planschen, wie es Kinder eben tun. Dann wieder bauen sie geschickt kleine Bomben, werden zu Werkzeugen des Kampfes, zu Tätern“, führte Lohmann weiter aus.

Der Film beschränke seine Botschaft nicht auf das jihadistische Milieu in Syrien. „Kinder, die in den Zwängen totalitärer Ideologien aufwachsen, gibt es überall, auch in Deutschland." Die wichtigsten Bezugspersonen dieser Kinder, ihre Eltern, missbrauchten das kindliche Urvertrauen für ihre eigenen ideologischen Ziele. Den Kindern werde alles genommen, was ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen würde.

 

Missbrauch, Flucht und Extremismus

 

Dieser Film ist auch eine Mahnung“, sagte Lohmann. Er gratulierte dem Produzenten des
Films, Tobias N. Siebert, und überreichte ihm als sichtbares Zeichen für den Frieden einen
Olivenbaum.

Das Kirchliche Filmfestival fand in diesem Jahr zum zehnten Mal statt und ging am Sonntag zu Ende. Das über fünftägige Programm umfasste 16 Spiel- und Dokumentarfilme. Im Mittelpunkt standen Themen wie Missbrauch in der Kirche, Flüchtlingselend im Mittelmeer und religiöser Extremismus.

 

Bischof Genn und Präses Kurschus haben Schirmherrschaft

 

Die Schirmherrschaft über das Festival haben Münsters Bischof Felix Genn, die westfälische Präses Annette Kurschus sowie Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche (CDU) übernommen. Zu den Förderern gehören das Bistum Münster, die Evangelische Kirche von Westfalen und die Deutsche Bischofskonferenz; Medienpartner sind das Portal filmdienst.de und epd-Film.

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