„Ein Mann seines Wortes“ startet am 14. Juni

Wim Wenders' Film über Papst Franziskus kommt ins Kino

Am 14. Juni kommt „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ in die deutschen Kinos. Regisseur Wim Wenders hat Papst Franziskus einige Jahre begleitet und einen eindrucksvollen Film gedreht. In Münster wurde er schon gezeigt.

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Im Kinosaal ist es ruhig: Alle lauschen der klaren, ruhigen Stimme von Regisseur Wim Wenders, der eine Stadt beschreibt. Auf der Leinwand sehen die Zuschauer genau diese Stadt von oben. Die Landschaft ist bergig. Auf einem Berg ragt die kleine Stadt hervor; sie sieht mittelalterlich aus – mitten drin eine helle Kirche.

Kenner wissen sofort, was zu sehen ist: Assisi, eine Stadt in Italien, mit der Basilika San Francesco: Die Geburtsstadt des heiligen Franz von Assisi – der Mann, nach dem sich Papst Franziskus benannt hat und dessen Botschaft er transportiert.

 

Franz von Assisi

 

Es folgt die Geschichte des Heiligen. Ende des zwölften Jahrhunderts wurde Franz von Assisi in eine reiche Familie hineingeboren und hat sein luxuriöses  Leben auch genossen – bis zu seiner Umkehr: Der Legende zufolge sprach Gott in einem Traum zu ihm, er solle sich in den Dienst Gottes stellen.


Trailer zum Papst-Film auf dem YouTube-Kanal von Universal. | Video: Universal Pictures Germany

Von da an führte Franziskus ein Leben in Armut im besonderen Einklang mit der Natur. In seinem berühmten Sonnengesang bezeichnet er die Sonne und den Wind als Bruder, den Mond und das Wasser als Schwester. Gott ehrt er als Schöpfer, der der Natur diese Schönheit verliehen hat.

Szenen, die das einfache Leben des heiligen Franziskus zeigen, werden im Film immer wieder eingeblendet. Sie sind in Schwarz-Weiß gehalten und leicht körnig. So entsteht ein kleines Nostalgie-Gefühl, und der Zuschauer weiß: Es geht um eine Geschichte, die mehrere Jahrhunderte zurück liegt.

 

Papst Franziskus begeistert die Massen

 

Zurück zum eigentlichen Protagonisten des Films: 1999 spricht Papst Franziskus, damals noch Erzbischof Jorge Mario Bergoglio, in Buenos Aires vor Katholiken über die Brüderlichkeit. Es sind vielleicht einhundert Menschen, die ihm zuhören.

Ein kurzer Schnitt, und es kommt der Vergleich mit der Gegenwart: Eine riesige Menschenmasse ist in der Szene zu sehen. Überall Blitzlicht-Gewitter. Jetzt sind es Tausende, die Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan begeistert zujubeln.

Es ist der 13. März 2013, der Tag seiner Wahl. Zum ersten Mal wurde ein Südamerikaner Papst, zum ersten Mal ein Jesuit. Seine Begrüßungs-Worte als frisch gewählter Papst Franziskus waren: „Buona sera!“

 

Vorsteher der Armen

 

Er war auch der Erste, der sich nach Franz von Assisi benannte – eine prägende Entscheidung. Im Film sehen die Zuschauer Franziskus als Vorsteher der Armen: beim Besuch heruntergekommener Viertel, als er Häftlingen am Gründonnerstag die Füße wäscht oder wie er auf den Philippinen den Menschen nach dem Taifun Haiyan Trost spendet.

„Sollten wir nicht alle etwas ärmer werden?“, fragt Papst Franziskus in die Kamera. Er wolle eine „arme Kirche für arme Menschen“. Dabei lässt er auch Kritik an machterfüllten Geistlichen nicht aus, denn „solange eine Kirche ihre Hoffnung darauf setzt, reich zu sein, ist Jesus nicht darin zu Hause“, sagt der Papst bedächtig in die Kamera.

 

Techa, tierra, trabajo

 

Auf der Kino-Leinwand ist zu sehen, wie er ein Armenviertel in Rio de Janeiro besucht und die Menschen tröstet. „In der heutigen Zeit gibt es so viel Armut auf der Welt – das ist ein Skandal“, spricht Franziskus betrübt.

Seit 2013 begeistert Papst Franziskus nicht nur Christen. | Foto: POPE FRANCIS - A MAN OF HIS WORD (c) 2018 CTV, Célestes, Solares, Neue Road Movies, Decia, PTS ART’s Factory.
Seit 2013 begeistert Papst Franziskus nicht nur Christen. | Foto: POPE FRANCIS - A MAN OF HIS WORD (c) 2018 CTV, Célestes, Solares, Neue Road Movies, Decia, PTS ART’s Factory.

Das Wichtigste für einen Menschen seien jedoch „techa“ (ein Dach), „tierra“ (die Erde) und „trabajo“ (die Arbeit). Denn das Edelste des Menschen sei, dass er mit seinen eigenen Händen etwas erschaffen kann. „So kann er Gott nacheifern“, erklärt der Papst.

Immer wieder spricht Franziskus direkt zu den Zuschauern. Seine Worte und Botschaften wirken dadurch eindringlich. Durch die Ansprachen zeigt sich vor allem auch eine einfache, charismatische und humorvolle Seite des Papstes. Szenen, in denen er zum Beispiel mit Kindern witzelt, verstärken das.

 

Enzyklika als Bestseller

 

Und auch beim Thema Umwelt eifert Papst Franziskus dem heiligen Franz von Assisi nach: „Laudato si“, seine 2015 veröffentlichte Enzyklika, „wird von der ganzen Welt gelesen“, wie Wim Wenders‘ Stimme erklärt. Vor allem befasst sie sich mit dem Schutz von Umwelt und Klima.

Dramatische Bilder von mit Plastik überschwemmten Weltmeeren oder von Menschen, die auf riesigen Müllkippen nach etwas Brauchbarem suchen, appellieren direkt an das Gewissen der Zuschauer.

 

Zärtlichkeit ist Stärke

 

Der Mensch dürfe das Zuhören nicht vergessen, sagt Papst Franziskus: „Zärtlichkeit ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.“ Die Zuschauer sehen, wie er sich in Gesprächen gegenüber Frauen und Homosexuellen öffnet. Pädophile Geistliche, unter denen viele ­Missbrauchsopfer in der ­­katho­­­­­­lischen Kirche gelitten haben, verurteilt er scharf.

Vor allem belaste ihn das Leid Unschuldiger, sagt er. Szenen zeigen den Papst im Vernichtungslager Auschwitz. Behutsam legt er seine Hand auf den Kopf kranker Kinder in einem Hospital in Zentralafrika. In einem Flüchtlingslager blättert er aufmerksam durch die von Mädchen und Jungen selbstgemalten Bilder.

 

Dialog mit Religionen

 

Papst Franziskus kann nicht nur zuhören – er wird auch gehört. Dies sehen die Zuschauer, wenn er 2015 vor dem Kongress der Vereinigten Staaten in Washington zur Todesstrafe spricht oder vor den Vereinten Nationen bei der UN-Vollversammlung in New York im selben Jahr mehr Umweltschutz und das Ende von Kriegen und Krisen fordert.

Und auch mit den anderen Religionen pflegt der Papst den Austausch: Betend steht er an der Klagemauer. Er besucht die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, wo er an einer Gedenkzeremonie teilnimmt.

 

Auch für Nicht-Christen geeignet

 

„Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ ist ein Film, der nicht nur Christen begeistern wird. In 96 fesselnden Minuten fasst Regisseur Wim Wenders zusammen, wofür der argentinische Papst mit italienischen Wurzeln steht.

Wer den Papst und seine Ideen und Überzeugungen bereits kennt, bekommt dies noch einmal mit packenden Bildern und eindringlichen Zitaten zusammengefasst. Wer ihn nicht kennt, lernt Papst Franziskus in einem emotionalen Rahmen kennen.

Vor allem ist der Papst-Film anrührend. Seine direkten Ansprachen in die Kamera, also an das Publikum, brennen sich ein und appellieren an das Gewissen der Menschen. Begeistert, berührt und nachdenklich verlassen die Zuschauer den Kinosaal.

Regisseur Wim Wenders
Wim Wenders wurde 1945 in Düsseldorf geboren. Seine Eltern erzogen ihn katholisch. Für eine Zeit wollte er sogar Priester werden. Nach dem Abitur brach er unter anderem Studien der Medizin und Philosophie ab, widmete sich der Malerei und bewarb sich erfolgslos an einer Filmhochschule in Paris. 1967 wurde er an der Hochschule für Fernsehen und Film in München aufgenommen.
1974 gelang Wenders mit „Alice in den Städten“ der künstlerische Durchbruch. Es folgten zahlreiche weitere Filme, Nominierungen und Preise. Filme wie „Der Himmel über Berlin“, „Buena Vista Social Club“ oder „The Million Dollar Hotel“ machten Wenders weltberühmt. Insgesamt war er dreimal für den Oscar nominiert.
2013 hat ihm der Vatikan angeboten, einen Film über den Papst zu drehen. Wenders war schon immer begeistert von Franziskus. Er erhielt Einsichten in die Archive des Vatikans und konnte exklusives Bildmaterial verwenden. Mit dem Film brachte er die Gedanken und Ideen des Papstes in den Mittelpunkt. Es sollte keine reine Biografie werden. Wim Wenders betont, dass er in der Gestaltung des Films sehr frei war.