Hearing zur Gemeindeleitung im Bistum Münster

Winterkamp: Papier zum Kulturwandel muss neu geschrieben werden

Das im Februar 2018 veröffentlichte Papier des Bistums Münster zum Kulturwandel und zur Gemeindeleitung muss nach Ansicht von Generalvikar Klaus Winterkamp weiterentwickelt werden.

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Das im Februar 2018 veröffentlichte Papier des Bistums Münster zum Kulturwandel muss nach Ansicht von Generalvikar Klaus Winterkamp in den Passagen zur Pfarrei- und Gemeindeleitung weiterentwickelt, ja sogar neu geschrieben werden. Das kündigte Winterkamp am Ende eines Diskussions- und Austauschtreffens in Münster zur Vielfalt von Leitung in Pfarrei und Gemeinden an.

Der Generalvikar sagte, nach dem Sommer solle dieses überarbeitete Schreiben dann in allen Räten des Bistums – zum Beispiel im Diözesanrat – diskutiert werden. Dabei will die Bistumsleitung nicht Vorgaben von oben verordnen, sondern ausdrücklich die Erfahrungen aus den Gemeinden und Pfarreien aufgreifen. Winterkamp äußerte sich vor knapp 40 Verantwortlichen aus ausgewählten Pfarreien fast aller Kreisdekanate der Diözese, die im Priesterseminar Borromaeum über ihre Erfahrungen in der Gemeindeleitung sprachen.

 

Mehr als nur ein einziges Modell

 

Der Generalvikar erklärte ihnen, angesichts der sehr unterschiedlichen Situationen im Bistum Münster könne es nicht nur ein einziges Leitungsmodell geben. „Wir müssen neue Formen finden und entwickeln“, sagte Winterkamp. Er ermunterte die Verantwortlichen bewusst zum Experimentieren von Leit­ungs­formen.

Zur Tagung waren haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter gekommen, die in ihren Pfarreien und Gemeinden Verantwortung in der Leitung übernehmen. Mit dabei waren Pries­ter, Pastoralreferentinnen und Mitarbeiter in Pfarreiräten und Kirchenvorständen.

Zu den Gesprächspartnern aus der Bistumsleitung gehörten neben dem Generalvikar auch Karl Render und Maria Bubenitschek, beide in einer Leitungsfunktion in der Haupt­abteilung Seelsorge-Personal des Generalvikariats, Frank Vormweg, Leiter der Haupt­abteilung Seelsorge, Theresa Reinke aus der Stabsstelle ­Pastoralentwicklung, und Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat Vechta.

 

Ein Telefonkabel als Symbol für eine Leitung

 

Die Einführung begann mit Gebetszetteln, auf die jeweils ein Telefonkabel geklebt war – ein Symbol für eine Leitung. Und um Formen der Leitung ging es ja bei diesem Treffen.

Schon in der Einführung war erkennbar, wie außerordentlich verschieden die jeweiligen Pfarreien und Gemeinden im Münsterland, am Niederrhein und im nördlichen Ruhrgebiet sind (aus dem Oldenburger Land stellte niemand ein Leitungsmodell vor). Zum Beispiel ist eine Pfarrei eher städtisch oder aber ländlich geprägt. Oder auf ihrem Gebiet gibt es nur einen oder sogar neun Kirchtürme. Auch die Zahl der katholischen Christen schwankt stark. Es stellte sich in den Gesprächen außerdem heraus, was für eine große Rolle die untere Ebene, etwa Ortsausschüsse oder die Kirchorte, für viele Ehrenamtliche spielt.

 

Viele konkrete Empfehlungen

 

Am Ende des knapp vierstündigen Treffens sprachen die Teilnehmer eine ganze Reihe konkreter Empfehlungen aus, unter anderem:

• Die leitenden Pfarrer sollten sich vom Macher zum Ermöglicher entwickeln.

• Für die Leitung der Pfarrei mit ihren verschiedenen Gemeinden sei eine intensive, gut gestaltete Kommunikation zwingend erforderlich: „Man muss ganz viel reden“, stand auf einem Zettel.

• Gefordert sei eine professionelle Verwaltung. „Die mittlere Verwaltungsebene ist ein Segen!“, formulierte jemand.

Zahlreiche Empfehlungen betrafen direkt die Bistumsleitung, darunter:

• „Auch die Bischöfe haben ihre Hausaufgaben zu machen“, war auf einem Blatt formuliert.

• Predigt von Laien (= Getauften) in der Eucharistie ermöglichen.

• Klare Qualifikationsmerkmale für Bewerber von Leitungsfunktionen.

In dem Erfahrungsaustausch zeigte sich auch, dass noch Fragen zu klären sind. Zum Beispiel die der Vergütung bisher ehrenamtlicher Mitarbeiter, wenn diese Leitungsfunktionen übernehmen und dafür viel Zeit aufwenden. Auch die Frage, wer in einer Pfarrei die spirituelle Leitung übernehme, müsse noch beantwortet werden.

(Update 12. April, 18.20 Uhr: Es handelt sich um eine grundlegend erweiterte Fassung des ursprünglichen Textes.)

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