Der Pater hatte sich nach einer solchen Aktion selbst angezeigt

Wird „Containern“ straffrei? Jesuit Alt: „Schritt in die richtige Richtung“

  • Der Vorschlag, Strafen für das sogenannte „Containern“ abzuschaffen, weist aus Sicht des Jesuiten Jörg Alt in „die richtige Richtung“.
  • Besser noch wäre „ein Essen-Retten-Gesetz, das Supermärkte verpflichtet, Essen zu spenden“, sagte der Pater.
  • Er hatte sich nach einer „Containern“-Aktion 2021 selbst angezeigt.

Anzeige

Der Vorschlag von Bundesjustiz- und Ernährungsministerium, Strafen für das sogenannte „Containern“ abzuschaffen, weist aus Sicht des Jesuiten Jörg Alt in „die richtige Richtung“. Besser noch wäre „ein Essen-Retten-Gesetz nach französischem Vorbild, das Supermärkte verpflichtet, Essen zu spenden“, sagte Alt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dann müssten Menschen nicht im Müll wühlen.

Der Pater hatte sich nach einer „Containern“-Aktion 2021 selbst angezeigt. Die damals aus Mülltonnen von Supermärkten entnommenen Lebensmittel hatte er in Nürnberg an Passanten verschenkt. Das Strafverfahren wurde eingestellt, was der Priester kritisierte. Mit der Tat hatte er seine Forderung unterstreichen wollen, es brauche Gesetze zur Lebensmittelrettung.

78 Kilo Lebensmittel im Müll – pro Kopf und Jahr

2020 fielen laut Statistischem Bundesamt elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an. Jeder Verbraucher wirft nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums im Schnitt 78 Kilogramm pro Jahr weg. Das sind 59 Prozent der Lebensmittelabfälle. Weitere sieben Prozent entstehen im Handel.

Um das „Containern“ zu entkriminalisieren, wäre eine Änderung der Richtlinien für Straf- und Bußgeldverfahren denkbar, die die Länder ohne Gesetzänderung des Bundes beschließen könnten. „Containern“ würde dann nur noch geahndet, falls zugleich andere Straftaten erfolgen – etwa Hausfriedensbruch, um an Container hinter Zäunen und Toren zu gelangen.

Handel: Freigabe von „Containern“ falscher Anreiz

Der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Lebensmittelhandel, Christian Böttcher, sagte hingegen, das „Containern“ regelrecht anzubieten, setze den falschen Anreiz. „Lebensmittel, die man nicht verkaufen kann, die aber noch genießbar sind, sollten an die Menschen gehen, die bedürftig sind.“ Dafür gebe es mit den Tafeln „eine wunderbare Struktur“, an die der Handel bereits spende. Böttcher appellierte auch an Verbraucher, Produkte nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht einfach zu entsorgen, sondern auf Verwendbarkeit zu prüfen.

Handelsverbände weisen zudem darauf hin, dass auch Lebensmittel entsorgt würden, die eine potenzielle Gefahr darstellten. Dazu zählten Lebensmittel aus Warenrückrufen, die mit Fremdkörpern verunreinigt sein könnten.

Tafeln: „Containern“ ist für uns kein Problem

Der Vorsitzende der Tafeln in Niedersachsen und Bremen, Uwe Lampe, sieht im „Containern“ kein Problem für seine Organisation. Der Anteil der Lebensmittel, der „containert“ werde, mache nur einen Bruchteil der Menge aus, die die Tafeln aus den Supermärkten abholten.

Anzeige