Eröffnung der bundesweiten Aktionswoche am Samstag in Osnabrück

„Woche für das Leben“: Kirchen schauen auf Sorgen der „Generation Z“

  • Am Samstag wird die bundesweite "Woche für das Leben" in Osnabrück eröffnet.
  • Das Thema in diesem Jahr lautet "Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive".
  • Dabei sollen junge Menschen nicht nur in den Blick genommen werden, sondern selbst zu Wort kommen.

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"Heute zu leben bedeutet auch, im Krisenmodus zu leben: Corona-Pandemie, Krieg, Klimawandel und damit einhergehende Natur- und Umweltkatastrophen scheinen Alltag geworden zu sein", schreibt die Jugendseelsorgerin Sonja Lexel im Themenheft zur bundesweiten "Woche für das Leben" der beiden großen Kirchen 2023. Überflutet von Bildern und Hiobsbotschaften, müssten vor allem junge Menschen - die sogenannte "Generation Z" - einen Umgang mit den vielfältigen Krisen finden.

Wer ist die "Generation Z"?

Dieser "Generation Z" werden in Soziologie und Sozialpsychologie überwiegend jene Menschen zugerechnet, die zwischen Mitte der 1990er und Anfang der 2010er Jahre geboren wurden. Trotz Vorbehalten gegenüber kollektiven Zuschreibungen an eine Alterskohorte wollen Fachleute mit Bezeichnungen wie "Generation ..." eine Art Zeitgeist beschreiben, der sich in Einstellungen und Handlungen vieler Menschen einer Generation niederschlägt.

Die "Gen Z" wird als sehr politisch beschrieben, fordernd und zunehmend perfektionistisch. Erste wissenschaftliche Ergebnisse scheinen den Eindruck zu unterstützen. Menschen dieses Alters wollen vergangene Missstände keinesfalls wiederholen, fordern Fortschritte und grenzen sich vehement von vorherigen Generationen ab. Was die "Generation Z" in manchem den sogenannten Achtunsechszigern ähnlich macht. Was Z von 68 unterscheidet, ist permanentes soziales Vergleichen - so erst möglich über soziale Medien.

Prägung in der Corona-Pandemie

Besonders geprägt hat die "Generation Z" die Covid-19-Pandemie: stark eingeschränkte direkte Kontakte und deutlich mehr digitale Kommunikation. Die fiel der ersten Generation, die von klein auf mit Tablet, Handy, Laptop und Social Media groß geworden ist, nicht schwer. Die seelischen Folgen indes sind noch nicht ganz absehbar.

Klar ist: Durch die Lockdown-Phasen in der Pandemie, gefordert auch aus Solidarität mit "den Alten", erlitten junge Menschen in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung Einbußen. Psychische Belastungen wurden nachweislich verschärft. Sie lösten nicht selten tiefgreifende Zukunftsängste und existenzielle Krisen aus - bis hin zu Suizidgedanken oder suizidalen Handlungen.

Welche Rolle spielt die "Letzte Generation"?

In der Psychologie wird zudem das Störungsbild einer "Eco-Anxiety" erforscht - lähmende Angst oder Panikattacken, die manche empfinden angesichts der Klimakrise. Auch viele Mitglieder der Bewegung "Letzte Generation" sind Angehörige der "Generation Z".

Und nach der Sinnhaftigkeit von Tun und Lassen fragen nicht nur die verächtlich "Klimakleber" genannten Aktivisten. Zuletzt war jede und jeder Zweite der "Generation Z" bereit, den Job zu wechseln - oft ohne einen neuen in Aussicht zu haben.

Auf der Suche nach Sinn

Unsichere Zeiten verschieben Prioritäten, heißt es. Was zählt wirklich? Wenn ich angesichts von Klimawandel, Krieg, Energie- und Bankenkrise ohnehin nicht weiß, was morgen ist, warum dann nicht zumindest heute machen, was ich wirklich will? Gleichzeitig haben junge Menschen so viele Möglichkeiten, dass sie oft nicht wissen, wie und was sie als nächstes wählen sollen. Zu vielen dieser Aspekte wollen die Kirchen in der Aktionswoche Hinweise, Angebote und Begleitung anbieten.

Vor allem sollen junge Menschen während der "Woche für das Leben" selber zu Wort kommen. Weswegen sie in Osnabrück anstatt mit einer Diskussion akademischer Fachleute mit Workshops für junge Menschen beginnt. Bevor am Samstag die Kirchenoberen im Osnabrücker Dom die Aktionswoche mit einem Gottesdienst eröffnen, sollen junge Menschen sich selbst äußern.

Vier Workshops zum Aktionstart in Osnabrück

Vier offene Workshops bieten die Organisatoren an: zu den Themen Flucht und Migration, Klimawandel und Artensterben, Lebenskrisen und wie diese stark machen können sowie Tipps zu praktischem Recycling und nachhaltiger Weiterverwertung. Anschließend sollen die jugendlichen Teilnehmer offiziellen Kirchenvertretern berichten.

Den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst um 17 Uhr im Dom feiern die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, der Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz und Osnabrücker Diözesanadministrator, Weihbischof Johannes Wübbe, sowie der evangelische Regionalbischof Friedrich Selter. Eine Veranstaltungsübersicht zur "Woche für das Leben" bietet deren Internetseite. Dort sind aber bisher erst etwas mehr als zwei Dutzend Angebote aufgelistet.

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