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Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat nach der Rücktrittsankündigung des Münchener Erzbischofs Reinhard Marx einem ähnlichen Schritt eine Absage erteilt. Vor Marx' Entscheidung "in diesen für die katholische Kirche schweren Zeiten" habe er Respekt. Er selber habe sein Schicksal bereits im Dezember "in die Hände des Heiligen Vaters" gelegt. Die in diesen Tagen beginnende Apostolische Visitation im Erzbistum Köln bezeichnete Woelki als Aufgabe, die er "verantwortungsvoll begleiten" wolle.
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat nach der Rücktrittsankündigung des Münchener Erzbischofs Reinhard Marx einem ähnlichen Schritt eine Absage erteilt. Er habe "großen Respekt vor der Entscheidung von Kardinal Marx, die er in diesen für die katholische Kirche schweren Zeiten als seine persönliche Konsequenz gezogen hat", sagte der Kölner Kardinal am Sonntag in einem kurzfristig aktualisierten "Wort des Bischofs" des Kölner "Domradios".
Er selber habe bereits im Dezember vergangenen Jahres Papst Franziskus gebeten, die Aufarbeitung des Missbrauchs und seine, Woelkis, persönliche Verantwortung zu bewerten. "Damit habe ich mein Schicksal damals vertrauensvoll in die Hände des Papstes gelegt." Einen Rücktritt hingegen hatte Woelki bislang schon kontinuierlich abgeleht, da ihm juristisch und kirchenrechtlich bislang keine Verstöße nachgewiesen werden konnten. Auch ein formelles Rücktrittsgesuch an den Papst, wie jetzt von Marx, gibt es vom Kölner Erzbischof nicht.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx als eine menschlich starke und geistlich mutige souveräne Entscheidung bezeichnet. Im Erzbistum Köln hingegen sei "dieser Zeitpunkt der Souveränität natürlich überschritten", sagte Bätzing in den ARD-Tagesthemen. "Dort gelten jetzt andere Gesetze. Die Zeiten sind vorbei."
Woelki will Visitation "verantwortungsvoll begleiten"
Die in diesen Tagen beginnende Apostolische Visitation des Erzbistums "und auch meiner Person" durch Papst Franziskus bezeichnete Woelki in dem Video als einen "direkten Auftrag des Heiligen Vaters zur Zusammenarbeit". Der Kardinal sagte, diesen Auftrag wolle er "verantwortungsvoll begleiten". Die Überprüfung verstehe er als Antwort des Papstes auf seine Bitte vom Dezember und auf das im März vorgestellt "Gercke-Gutachten".
Die von Franziskus beauftragten Visitatoren, der schwedische Kardinal Anders Arborelius und der niederländische Bischof Hans van den Hende, sind mit besonderen Rechten ausgestattete Prüfer. Die Befragten sind laut Kirchnrecht verpflichtet, "vertrauensvoll mit dem Visitator zusammenzuarbeiten, indem sie auf rechtmäßiges Befragen wahrheitsgemäß" antworten. Sie allein entscheiden auch über Ablauf, Gesprächspartner und Vorgehen bei der Visitation.
"Ein Verrat am Evangelium"
Woelki erklärte in seinem Video, in der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung sei es der Kirche zu sehr um ihren eigenen Ruf gegangen. "Ein Verrat am Evangelium. Das darf nie wieder so möglich sein", sagte der Kardinal. Hier sei eine Erneuerung vom Kern des Glaubens, vom Evangelium her notwendig.
Bislang sei im Erzbistum die Intervention personell verstärkt worden. Zudem sei eine neue, mit "allen Kompetenzen" ausgestattete Abteilung "Aufarbeitung" geschaffen worden, das Priesterseminar habe eine neue Leitung bekommen, bilanzierte der Erzbischof. Auch sei neu, dass die Studienleitung der Priester- und Diakonenausbildung von einer Frau an der Spitze verantwortet werde.
Woelki: Bischofssynode ist richtiger Ort
"Wir werden einen Weg finden, wie wir mit anonymen Hinweisen geregelt und zum Besten der Wahrheit umgehen", kündigte Woelki an. So solle ein "Hinweisgeber-System" dabei helfen, "dass keine Beobachtung verloren geht und unabhängig gesichtet wird".
Darüber hinaus bezeichnete Woelki dies als großes Projekt: "Wir haben jetzt verstanden, dass rechtliche Beurteilungen und Regeln die Grundlage bilden, aber wir müssen noch weitaus mehr tun. Wir müssen aufbrechen und uns einen neuen Verhaltenskodex des christlichen Miteinanders erarbeiten."
Der Erzbischof betonte: "Die Fragen, die uns die Menschen mit einer nie gekannten Intensität zu Recht stellen, müssen vom Evangelium her eine Antwort finden." Ein Platz dafür sei "sicher" die geplante weltweite Bischofssynode. "Diese Debatte ist auch dort richtig verortet, da wir eine Weltkirche sind."